132

1K 37 37
                                    

05. April 2013

Lächelnd betrachte ich die Frau vor mir.
Ihr Bauch zeigt ihre Schwangerschaft schon etwas deutlicher und sie fährt liebevoll darüber.
Bald sehen wir uns.
Auf einmal öffnet sich die Tür hinter mir und ich erkenne im Spiegel, wie Oscar reinkommt.
Er hat eine Platzwunde am Kopf, eine Schusswunde in der Schulter und seine Klamotten sind voll mit Blutspritzern.
Erschrocken drehe ich mich um und lege fast schon von alleine Hand auf meinen Bauch.
,,Qué paso?'', frage ich besorgt und gehe schnell zu ihm rüber (Was ist passiert?).
Mit schmerzverzerrtem Blick hält er sich an mir fest und ich führe ihn in mein Badezimmer.
,,Santiago hat zurückgeschlagen.
Ihm hat deine Ansage wohl nicht gefallen'', antwortet er und lässt sich auf dem Badewannenrand nieder.
Dieses verdammte Arschloch.
,,Wo ist er?
Ich reiße ihm den Kopf ab'', zische ich, bevor ich einen Waschlappen hole.
,,Ich habe mich um ihn gekümmert, bevor wir uns zurückgezogen haben.
Sein Sohn wird jetzt wohl seinen Posten übernehmen müssen und ihn habe ich bereits auf unsere Seite gebracht'', sagt er und ich atme erleichtert aus, dann beiße ich mir ins Handgelenk und halte es ihm hin.

Zögerlich sieht er darauf und wartet, bis es wieder verheilt ist.
,,Trink...es heilt dich'', fordere ich ihn auf und will die Wunde nochmal aufreißen, aber er hält mich davon ab.
,,Ich werde dein Blut nicht trinken.
Du brauchst jeden Tropfen für dein Kind und dich selbst.
Ich heile von alleine'', sagt er ernst und ich nicke widerwillig.
,,Dann lass mich deine Wunden säubern'' Lächelnd lässt er meinen Arm los und ich nehme Desinfektionsmittel aus dem Spiegelschrank heraus, welches ich zur Seite stelle.
Erst befeuchte ich den Waschlappen und entferne das ganze Blut von ihm.
Dabei beobachte ich seine Reaktion auf den Druck, den ich ausübe.
Er zuckt nicht ein einziges Mal.
,,Das kann jetzt etwas brennen'', informiere ich ihn und benetze seine Wunden mit Desinfektionsspray.
Danach nehme ich Verbandszeug aus dem Schrank und verbinde seine Wunden.
,,Danke'', sagt er ruhig und steht wieder auf, dann geht er an mir vorbei und zurück in mein Zimmer.

Verwirrt folge ich ihm und blockiere meine Zimmertür.
,,Wo willst du hin?''
,,Ich muss zurück an die Arbeit.
Die Nachricht über Santiagos Tod wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten'', antwortet er und ich schüttele den Kopf.
,,Auf keinen Fall!
Ricardo kommt die Nacht ohne dich aus'', widerspreche ich und er fährt sich genervt über den rasierten Kopf.
,,Was willst du von mir?'', fragt er und ich gehe langsam auf ihn zu.
,,Du sollst dich ausruhen...du wurdest verletzt'', antworte ich und er sieht mich verständnislos an.
,,Wir haben heute Männer verloren!
Sie hatten Familien und waren Freunde von den Anderen.
Ich, als ihr Anführer, kann das nicht ignorieren.
Außerdem komme ich alleine klar...ohne dich, immerhin musste ich das auch mein ganzes miserables Leben'', sagt er aufgebracht und ich sehe ihn verletzt an.
,,Du kamst zu mir...vergiss das nicht.
Ich will mich nur um dich kümmern, bevor du verreckst!'', sage ich genervt und gehe zurück ins Badezimmer, wo ich beginne alles wegzuräumen.
Kurz darauf höre ich, wie meine Zimmertür zugezogen wird.
Besorgt sehe ich auf den blutigen Lappen im Waschbecken, bevor ich ihn in den Müll werfe.
Er hat recht.
Ich kann ihn nicht ständig zurückhalten, nachdem ich ihn zum Anführer ernannt habe.

Das nervige Vibrieren, in meiner Seite, weckt mich aus meinem traumlosen Schlaf und ich taste genervt mein Bett ab.
Nach einer Weile finde ich dann mein Handy und sehe nach, wer mich stört.
Elijah.
,,Hallo?'', murmele ich verschlafen und drehe mich auf den Rücken.
Stille.
,,Hallo? Elijah?''
,,Verzeih mir, ich wollte dich nicht aufwecken.
Ich hatte die zwei Stunden Zeitverschiebung zwischen mir und dir nicht beachtet'', sagt er ruhig und ich reibe mir müde über die Augen.
,,Was ist denn?
Ist etwas mit Hope?'', frage ich besorgt, aber er verneint es.
,,Hope geht es gut.
Sie vermisst dich...so wie wir alle'', fügt er hinzu.

the loneliness is my mate III - where I left my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt