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Am nächsten Tag

Das Gefühl von zwei warmen Händen auf meinem Körper wird immer intensiver und ich öffne langsam meine Augen.
Auf der leeren Bettseite, neben mir, sitzt Gabriel und lächelt mich an, während er mit seinen kleinen Händen meinen Bauch befühlt.
,,Guten Morgen", murmele ich und meine Zimmertür öffnet sich.
Sina kommt reingelaufen und stemmt die Hände in die Hüften.
,,Hier bist du!
Ich habe dich gesucht, junger Mann", sagt sie lächelnd und nimmt Gabe in ihre Arme, weshalb er zu protestieren beginnt.
,,Mama, nein", quengelt er und sie drückt ihm einen Kuss auf die Wange, dann sieht sie mich an.
,,Ich hoffe er hat dich nicht geweckt", sagt sie entschuldigend und ich nicke nur.
,,Keine Sorge...ich hätte sowieso nicht viel länger geschlafen", entgegne ich und steige aus dem Bett.
,,Okay, möchtest du vielleicht einen Tee?", fragt sie lächelnd und ich schüttele den Kopf.

,,Tee ist nicht das, was ich jetzt brauche...trotzdem danke.
Ist Adam eigentlich schon wach?", frage ich und durchsuche meinen Koffer nach einem Outfit.
,,Er telefoniert seit zwei Stunden mit den unterschiedlichsten Leuten", antwortet sie und ich bedanke mich für die Info.
,,Wenn er beschäftigt ist, dann ziehe ich einfach alleine los", sage ich locker und wechsel mein Schlafoutfit gegen ein gemütlicheres aus.
,,Bist du sicher, dass du alleine gehen willst?", fragt sie mich, während ich die Schnürsenkel meiner schwarzen Sneaker binde.
,,Jup.
Ich lasse mein Handy hier...ihr könnt rangehen, wenn jemand anruft", sage ich und drücke ihr das kleine Gerät in die Hand, bevor ich ins Badezimmer gehe.
,,Okay...ich frage nur, weil du gestern etwas aufgewühlt warst", erinnert sie mich, dann putze ich die Zähne und gehe zu ihr zurück.
,,Mir geht es gut.
Bis später", verabschiede ich mich, bevor ich in VS loslaufe.

Kurz darauf stehe ich vor der selben Bank, an der ich gestern Irena getroffen habe.
Nachdenklich sehe ich mich nach irgendwelchen Spuren um und versuche ihren Geruch aufzuspüren, doch er ist bereits verblasst.
,,Hey"
Eine Männerstimme bringt mich dazu eine 180° Drehung zu machen und vor mir steht dann der selbe Mann, der gestern an mir vorbei gejoggt ist.
,,Hi", begrüße ich ihn freundlich und er hält mir seine Hand hin.

,,Constantin", stellt er sich vor und ich schüttele seine Hand.
,,Penelope", sage ich und trete einen Schritt näher an ihn heran.
Der verlockende Duft, den er ausströmt, erinnert mich an etwas, doch ich weiß nicht genau was.
,,Ich habe dich gestern schon gesehen und wollte dich ansprechen, aber du warst beschäftigt und ich wollte nicht stören", gesteht er und sein Herzschlag beschleunigt sich etwas.
Wie von alleine sehe ich auf die Stelle, unter der sein Herz schlägt.
,,Ist das so?", hake ich nach und er nickt.
Grinsend sehe ich ihm wieder in die Augen und lehne mich etwas vor.

,,Wonach riechst du?", frage ich interessiert und er beginnt zu lächeln.
,,Meine Freunde sagen immer, dass ich nach frisch bedruckten Büchern und Wald rieche.
Aber ich denke, was du riechst, ist der Schweiß vom Joggen", antwortet er und ich weite überrascht die Augen.
Frisch bedruckte Buchseiten, Wald, teueres Parfüm, Bourbon...Elijah.
,,Ich liebe deinen Duft.
Er wirkt irgendwie...anziehend", murmele ich und lege ihm sanft eine Hand auf die Brust.
,,Dankeschön"

Auf einmal spüre ich dieses Verlangen nach seinem Blut und lecke mir leicht über die Lippen.
Jeder Schweißtropfen, der an seiner gebräunten Haut entlang läuft, zieht mich in seinen Bann.
Und das leichte Kribbeln unter meinen Augen bestätigt dann seine Wirkung auf mich.
Blitzschnell packe ich ihn am Hals und drücke ihn auf die Bank.
Ihm entweicht deshalb ein erschrockenes Keuchen, aber er wehrt sich nicht.
,,Ich wusste gar nicht, dass ich sooo gut rieche", sagt er belustigt und ich sehe ihn gierig an.
,,Du hast ja keine Ahnung", sage ich knapp und küsse ihn stürmisch.

Überrascht erwidert er den Kuss und fährt mit einer Hand durch meine Haare.
Grinsend löse ich mich von ihm und nehme dann sein Handgelenk in die Hände.
,,Nur ein kleines Bisschen", sage ich zu mir selbst und konzentriere mich auf das Blut in seinem gesamten Körper.
Langsam führe ich sein Handgelenk zu meinem Mund und beginne vorsichtig die weiche Haut dort zu küssen.
Seine Augen folgen gespannt jeder meiner Bewegungen und verengen sich dann plötzlich, als ich meine Zähne in sein Handgelenk stoße.
,,W-Was..."
Sofort versucht er sich aufzurichten, doch ich drücke ihn mit der anderen Hand fest zurück auf die Bank.

Es fühlt sich an, als würde jede meiner Geschmacksknospen explodieren und das immer und immer wieder.
Sein süßes Blut und dieser wunderbare Duft bringen mich ganz durcheinander und wirken wie eine Droge auf mich.
Mit jedem Tropfen, den ich runterschlucke beginnt alles um mich herum zu verblassen und es gibt nur noch meinen Hunger.
Jeder Schluck treibt mich weiter auf die Spitze zu und es beginnt sich so anzufühlen, als wäre ich unbesiegbar...mächtig.
Nach einer Weile spüre ich dann, wie sein Puls sehr schwach wird, doch das spornt mich nur noch mehr an.
Es weckt das Tier in mir...den Wolf, den Ripper, das Verlangen danach Leben auszulöschen und nie damit aufzuhören.

,,B-Bitte", krächzt jemand und ich sehe runter in die Augen meines Opfers.
Sie sind mit Tränen gefüllt und wirken mit jeder Sekunde leerer.
Auch sein blasses Gesicht zeigt mir, dass er nicht mehr lange zu Leben hat und trotzdem kann ich nicht aufhören.
Wieso sollte ich?
Er schmeckt köstlich.
,,Lass ihn los", sagt jemand ruhig und ich sehe zur Seite, wo plötzlich Irena steht.
,,Er ist nicht Elijah, sondern ein Mensch, der deinen Gefühlsausbruch nicht überleben würde.
Er heißt Constantin und du kannst sein Leben retten...du musst ihn nur heilen", fügt sie hinzu und ich atme noch einmal tief ein, bevor ich wütend meine Zähne zurückziehe und von ihm runter gehe.

,,Er riecht anders", sage ich angewidert und starre auf den halb toten Mann vor mir.
Was ist passiert?!
,,Er riecht nach Schweiß, billigem Deo und Kaffee", zische ich und er nickt panisch.
,,Das habe ich doch gesagt...d-das habe ich doch gesagt", stottert er panisch und ich sehe zu der Frau neben mir.
,,Was hast du getan?", frage ich wütend und sie lächelt mich traurig an.
,,Ich habe dich vor einem Fehler bewahrt.
Ich musste sichergehen, dass du wirklich meine Hilfe brauchst, bevor ich eingreife", antwortet sie und ich will sie gerade anschreien, als der Mann vor uns beginnt nach Luft zu schnappen.

,,Rette ihn und dann beantworte ich dir alle Fragen, die du hast"
Genervt reiße ich die Haut an meinem Handgelenk auf und drücke es Constantin auf den Mund.
Sofort beginnt er sich zu wehren und ich lehne mich vor, damit ich ihm in die Augen sehen kann.
,,Trink und dann vergiss alles was passiert ist, nachdem du das Haus verlassen hast.
Kauf dir Eisenkraut und nimm es für den Rest deines Lebens ein", manipuliere ich ihn und er schluckt das Blut sofort runter.
Nachdem seine Wunden verheilt sind, steht er auf und läuft einfach weg.

,,Und jetzt zu dir", knurre ich und gehe auf Irena zu, doch bevor ich sie berühren kann, sinke ich auf ein Knie runter und halte mir den Kopf.
Ein unangenehmes, fast schon schmerzhaftes Pochen ist in meinen Schläfen zu spüren und jedes Geräusch verschlimmert es nur noch.
,,Was tust du?", frage ich unter Schmerzen und sie legt den Kopf schief.
,,Dich unter Kontrolle bringen, immerhin wirst du immer wilder.
Wir haben viel Arbeit vor uns", sagt sie seufzend und kurz darauf versagt mein Gehör und ich kippe bewusstlos zur Seite.

Danke fürs Lesen, Voten und Kommentieren 🌸 Ich hoffe euch gefällt die Geschichte und ihr lest fleißig weiter...bis zum nächsten Kapitel 💭

-Lela

the loneliness is my mate III - where I left my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt