Erwachen

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(3 Wochen später/ 31.07.19)

Seit dem ich im Krankenhaus bin, fühle ich mich von Tag zu Tag immer leerer. All diese Fragen, Bilder, Gedanken und Gefühle, die in meinem Kopfum herschwirren, versuche ich zu ordnen und zu verstehen. Doch letztendlich sitze ich einfach nur da, hoffe, dass Colin endlich aufwacht, hoffe, dass dieser Albtraum bald ein Ende hat. Täglich, bin ich bei Dr. Summer. Sie ist Psychologin und versucht mit mir das Geschehene aufzuarbeiten. Ich Frag mich jedes Mal was es bringen soll. Das reden ändert doch nichts. Es macht das alles nicht ungeschehen. Sie riet mir, täglich aufzuschreiben, wie ich mich fühle, was für Ängste ich habe und so weiter. Wie eine Art Tagebuch. Parker hat mir daraufhin ein Notizbuch besorgt. Auch wenn ich es nicht will, so hilft es mir manch mal Abends alles aufzuschreiben. Aber nach jedem Abend kommt die Nacht. Und die Nächte sind der absolute Horror. Ich habe das Gefühl, alles immer wieder von neuem zu erleben. Ich höre Logans Stimme, als wäre er noch immer da. Jede Nacht wache ich schreiend und schweißgebadet auf, komme ohne Beruhigungsmittel nicht wieder zur Ruhe. Und so wie jede Nacht, war auch die letzte Nacht, wieder ein Horrortrip.

Es ist 06:00 Uhr morgens und ich sitze weinend am Fenster. Wie soll ich das nur überstehen? Wie soll ich je wieder ich selbst werden? Ich bin so versunken in meinen Gedanken, dass ich gar nicht gemerkt habe, das Schwester June ins Zimmer gekommen ist. Schwester June „Guten Morgen Miss Evans." Ich wische mir die Tränen weg und sehe zu ihr. Wie jeden Morgen, wird erst Mal Blutdruck, Puls und Temperatur gemessen. Anschließend bekomme ich noch eine Heparin Spritze. Schwester June notiert sich alles und geht dann wieder. Wieder alleine. Das alleine Sein zerfrisst mich innerlich. Alle wollen für mich da sein, aber ich schaffe es einfach nicht es zuzulassen. Ich weiß das meine Freunde traurig sind, vielleicht sind sie sogar sauer. Wer weiß das schon. Mein Bruder hat beschlossen in Grand Rapids zu bleiben, bis Colin aufwacht. Parker ist genauso Stur wie ich. Wenn er sagt er bleibt, dann bleibt er auch. Egal ob ich ihn anschreien oder verletzen würde. Es dauert nicht lange, und eine andere Schwester betritt das Zimmer. Sie stellt mir ein Tablett mit meinem Frühstück auf den Tisch und reicht mir meine Tabletten. Dann geht sie wieder. Lustlos und äußerst demotiviert esse ich etwas. Als es plötzlich an der Tür klopft, schrecke ich auf. Mein Blick geht in Richtung Tür. Dr. Summer betritt das Zimmer. Was macht die denn hier? Dr. Summer „Guten Morgen." Ria „morgen." Dr. Summer setzt sich zu mir an den Tisch und lächelt mich an. Das die Frau immer lächeln muss. Hat die denn nie schlechte Laune?! Dr. Summer„stört es Sie, wenn wir uns heute hier unterhalten? Ich muss in zwei Stunden in ein anderes Krankenhaus und wäre somit heute Nachmittag nicht da." Wenn ich es jetzt hinter mich bringe, kann ich den ganzen Tag bei Colin sitzen. Ria „klar." Ich schiebe das Tablett zur Seite und warte auf die Frage, die sie mir jeden Tag stellt. Dr. Summer „Wie geht es ihnen heute?" Ich zucke mit den Schultern. Dr. Summer „also unverändert?" Ich nicke etwas und trinke dann einen Schluck Kaffee. Dr. Summer „gestern haben Sie mir von dem Konzert erzählt, wollen wir da wieder ansetzen?" Ich überlege kurz, dann nicke ich erneut. Dr. Summer „Was haben Sie gefühlt, als auf Colin geschossen wurde?" Bei dem Gedanken daran, schießen mir sofort wieder Tränen in die Augen. Ria „Schmerz" Dr. Summer „wie fühlte sich dieser Schmerz an?" Ria „Als hätte man einen Teil von mir abgerissen. Ich wusste nicht, dass es nur ein Streifschuss war." Dr. Summer „Haben Sie noch etwas anderes gefühlt?" Ria „Angst. Aber nicht vor dem, was Logan mit mir vor hat, sondern davor, das Colin wegen mir tot sein könnte." Dr. Summer notiert sich etwas. Dr. Summer „Sie hatten also mehr Angst um ihren Verlobten, als vor der Situation?" Ich nicke. Dr. Summer „Können Sie mir erläutern, warum das so gewesen ist?" Ria „Naja. Logan hat mich früher oft verprügelt. Ich bin davon ausgegangen, dass er es einfach wieder tun würde. Ich war mir sicher, dass ich das überstehen würde. Ich konnte ja nicht ahnen, dass......das...." Meine Hände beginnen zu zittern. Dr. Summer „versuchen Sie den Satz zu beenden." Ria „Ich wusste nicht, dass er mich so quälen würde." Dr. Summer „Sie machen das sehr gut......Die Stunde ist gleich zu ende, wollen wir für heute Schluss machen?" Ich nicke und wische mir meine Tränen weg. Dr. Summer verabschiedet sich daraufhin und geht. Ich sehe auf mein Handy. Es ist gleich 09:00 Uhr. Dank der Vakuumschiene, kann ich mittlerweile wieder laufen. Es geht zwar nur langsam und etwas humpelnd, weil ich meinen Fuß nicht so belasten soll, aber es geht. Ich stehe vorsichtig auf, ziehe mir Colins Jacke über und verlasse mit meinem Handy in der Hand mein Zimmer. Wenig später stehe ich vor Colins Zimmer. Ich atme ein Mal tief durch und öffne die Tür. Colin liegt noch immer einfach nur da. Mit jedem Tag mehr, den er hier liegt, zerbreche ich innerlich. Ich setze mich so nah wie möglich an sein Bett und nehme seine Hand. Erneut weine ich. Ria „Bitte wach auf......Ich brauche dich." Ich weiß nicht ob Colin mich hören kann. Ich lasse seine Hand los, beuge mich vor und lege meinen Kopf auf seinen Oberschenkel. Dann schließe ich die Augen und murmel „Ich liebe dich Colin......bitte wach auf!"

True Love - Colin & Ria Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt