Kapitel 3.

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Kapitel 3.

Zwei Tage später hatte sich nichts verändert. Ich kam abermals zu spät und um noch einen drauf zu setzten, würde mein anderer Bruder die Tage zu uns kommen.

Mein 15 Jähriger, Pubertierender Bruder, der wegen Familien Problemen zu meinem Onkel gezogen war. Welche Probleme es waren?

Naja, er war momentan in einer kriminalen Phase, das sich schlecht auf die Karriere von meiner Mutter auswirkte. Mein Onkel wurde für eine Weile wegfliegen und da man meinen Bruder nirgends alleine lassen konnte, wurde er bei mir abgestempelt. Wunderbar, oder etwa nicht?

Und als wäre das nicht alles, waren die Vorlesungen momentan der Horror.

Naja kommen wir lieber mal zu dem Zeitpunkt, wo ich verspätet, abermals, in die Vorlesung reinplatzte.

Mit rotem gesenktem Kopf, bewegte ich mich auf meinen Platz zu, als sich mein Dozent vorne an der Tafel, lautstark räusperte.

„Ich hoffe, Sie haben einen bewegenden Grund, abermals zu spät zu kommen, Miss Anderson. Langsam geht mir diese ständigen Unterbrechungen tierisch auf den Sack", sagte er und man hörte heraus, wie genervt er mittlerweile war.

„Aber das ist schließlich Ihr Studium, sollen Sie doch machen was Sie wollen. Aber öffnen Sie die Tür doch nicht so... wie immer..."

Ich drehte mich zu ihm um und nickte Stumm. Er wollte etwas hinzufügen, als die Tür abermals zu seinem Unterrichtsraum aufgemacht wurde und der eine von den neuen, reingeplatzt kam.

Er wirkte überrascht, doch bevor es wirklich jemand sehen konnte, kaschierte er diesen Gesichtsausdruck direkt wieder. Stattdessen traten eine Arroganz und eine Kälte an seiner Stelle, die einen Schauer meinen Rücken runterjagen ließ.

Ich war überrascht, wie schnell er sich unter Kontrolle hatte. Bevor er meinen Blick auf sich spüren konnte, wandte ich meine Konzentration wieder auf meinen Dozenten.

„Wir wäre es, wenn Sie beide mir mal ein ausführlichen Text über das Buch Romeo und Julia schreibt?", fragte er und ging zurück zu seinem Pult zurück.

Ich sah ihm mit offenem Mund an, wie er sich gemütlich in den Stuhl pflanzte und uns keinen Blick mehr würdigte. „Bitte was?", kam es von ‚Mister Parker'.

„Sie haben mich sehr wohl verstanden. Und könnten Sie bitte wieder Ihren Mund schließen, Miss Anderson?", erwiderte er und richtete die letzten Worte an mich.

Ich schloss automatisch den Mund, als ich mehrere Augenpaare auf mich spürte. Dann ging ich zögerlich auf meinen Platz zu, doch anscheinend war Mister Kohl, mein Dozent, noch nicht fertig mit mir.

„Ach ja und Miss Anderson, das ist Ihre letzte Verwarnung. Ich hab wirklich kein nerv mehr dafür und einige andere Dozenten sind wahrscheinlich meiner Meinung."

Ich nickte und sagte: „Ja, Sir", bevor ich mich auf meinen Platz setzte und meine Tasche auf den Tisch ablegte. Doch da kam schon wieder etwas von Mister Kohl.

Dann spürte ich eine Präsenz neben mir, die ich so gut wie möglich zu ignorieren versuchte, doch dieser stach mir schon seinen Stift in die Seite. Ich zuckte zusammen und sah ihn empört an. Mister Parker.

„Was soll das?", fragte ich ihn aufgebracht. An der Stelle war ich extrem Kitzelig, dagegen konnte ich nichts machen. Ein wunder dass ich nicht auf gequickt hatte wie ein Walross. Konnten Walrosse überhaupt quicken?

Er zuckte mit den Schultern. „Du bist doch die, in die mein Kumpel vernarrt ist, oder? Die mit dem Essen."

Ich verdrehte die Augen. „Genau, die mit dem Essen. Kannst ihm aber sagen, dass ich nicht interessiert bin", erwiderte ich und blickte stur nach vorne.

„Autsch! Der arme Kerl und ich muss ihm die traurige Nachricht überbringen. Naja jedenfalls das war nicht der eigentliche Grund, weshalb ich meine kostbare Zeit verschwenden wollte. Was mein eigentliches Anliegen war, ist der beschissene Text..."

Ich sah ihn entgeistert an. Er wollte etwa an dem Text mithelfen? Ich hatte schon damit gerechnet, alles alleine zu machen. Es wunderte mich durchaus, dass konnte ich zugeben.

„Das kann man immer noch anders klären. Wir sind in einer Vorlesung über Literatur", gab ich zu bedenken und zeigte nach vorne, wo Mister Kohl stand und auf etwas deutete, was der Beamer auf die Wand zeigte.

Darauf erwiderte er nichts.

-

In der Mittagspause, hatte ich mir gerade einen Salat und das dazugehörige Dressing gekauft und wollte zu ‚unserem' Tisch gehen, als ich schon von der Seite an gestupst wurde.

Ich sah zu einer großen Person auf, der mir die Tage allzu Vertraut wurde. Ich musste mir ein stöhnen unterdrücken, denn mit ihm würde ‚Mister Parker' zu uns Stößen. Mittlerweile hatte ich erfahren, dass ‚Mister Parker' mit Vornamen Tyler hieß und sein Kumpel neben mir Fynn, der nicht mehr von meiner Seite zu weichen schien.

„He, Babe, was geht?", begrüßte er mich. Ich verdrehte die Augen und lief weiter auf unseren Tisch zu, wo Sam mir schon entgegen sah. Sie zwinkerte mir zu und wackelte mit den Augenbrauen. Ich schüttelte stattdessen nur stumm den Kopf.

„Nenn mich nicht ‚Babe', wenn du deine Eier behalten möchtest", murrte ich und wir kamen nun an den Tisch an. Ich setzte mich hin und stellte mein Tablett ab. Selbstverständlich musste Sam meine letzte Bemerkung gehört haben, denn nun zog sie scharf die Luft ein und schüttelte empört den Kopf.

„Aber na, na Skye! Sei doch etwas netter zu den Fynni hier", gab sie ihren Senf dazu. Sam nannte schon Fynn die ganze Zeit ‚Fynni' und bisher hatte er sich nicht beschwert.

Fynn setzte sich neben Sam hin und lächelte sie an. Ich gab nur ein brummen von mir und übergoss meinen Salat mit dem dazugehörigen Dressing.

Fynn wollte gerade etwas sagen, als ich ihm das Wort abschnitt. „Ich mag mein Grünzeug, lass es so wie es ist", sagte ich direkt, bevor er wieder mit seiner Esstirade anfangen konnte. Er nickte und fing ein Gespräch mit Sam an.

Ich konzentrierte mich auf mein Essen und nahm mein Smartphone aus der Tasche. Dann kontrollierte ich meine Nachrichten, die aus einer SMS von meiner Mum und einer Nachricht aus Whatsapp von meinem Bruder, bestand.

Meine Mum gab mir nur zu verstehen, dass ich aufpassen sollte, dass mein Bruder nichts anstellte. Stattdessen kündigte mein Bruder an, wann er ankommen würde, was nur in wenigen Stunden sein würde. Ich unterdrückte ein stöhnen. Als hätte ich mit Dylan nicht schon genug zu tun.

Dann wurde der Stuhl neben mir zu Recht gerückt und jemand nahm Platz. Als ich aufblickte sah ich in Mister Parker, alias Tyler's, Augen, der mich amüsant anblickte.

„Was?", grummelte ich und stocherte in meinem Salat rum.

„Was ist nun wegen Romeo und Julia?"

„Was soll damit sein?"

„Wann wollen wir uns deswegen treffen", fragte er und zwinkerte.

„Vielleicht können wir auch etwas anderes machen, wenn du verstehst", fügte er noch hinzu und zwinkerte ein erneutes Mal.

„Pff! Traum weiter!", erwiderte ich spöttisch und verdrehte genervt die Augen. „Ich träume immer von dir, Babe!"

„Leck mich."

„Gerne."

Fuck the Bad Boy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt