ACHTUNDVIERZIG

4.9K 128 5
                                    

~Hannah's PoV~

Kaden und ich betraten das große Haus und sofort viel die Tür wieder ins Schloss.

Bereits im Flur waren mehrere Stimmen zu hören, die eindeutig vom Wohnzimmer kamen. Unter ihnen die von Keith. Die zwei, die übrig blieben, gehörten demzufolge Kadens Eltern.

Ich sah zu ihm hinauf und erblickte einen angespannten Kiefer und einen leeren Gesichtsausdruck, der auf dem Weg ins Wohnzimmer gerichtet war. Um ihn zu beruhigen und ihm weis zu machen, dass ich bei ihm sein würde, drückte ich seine Hand, welches er mir gleich tat und mich daraufhin schwach anlächelte.

Kaden atmete ein letztes Mal tief durch, bevor wir schließlich den Flur überquerten und im Wohnzimmer landeten.

Sofort erblickte ich seine Eltern, die nebeneinander auf der Couch saßen und sich mit Keith unterhielten, der genauso wie Kaden, sehr angespannt wirkte.
Er hatte anscheinend auch kein Interesse daran mit den beiden zu sprechen.

„Mamá. Papá.", sagte Kaden schließlich und drei Paar Augen legten sich auf uns.
„Hijo.", erwiederte sein Vater, was laut meines lächerlichen Wissens auf Deutsch Sohn bedeutete. „Du bist da."
„Wo sollte ich denn sonst sein?", entgegnete Kaden, mit gefährlich ruhiger Stimme.

Allen im Raum war klar, was er damit meinte. In den darauffolgenden Sekunden herrschte unangenehmes Schweigen.

„Dein Vater hat es nicht so gemeint, Kaden. Schön, dass du da bist.", warf seine Mutter ein, die kurz darauf aufstand und ihn für wenige Sekunden die Arme schloss.

Anders als ihr Mann, der bereits graue Haare auf dem Kopf hatte, besaß Mrs. Santiago dunkelbraunes Haar, aus denen sie einen strengen Dutt gezaubert hatte.
Beide -Vater und Mutter- trugen schicke Klamotten: Mr. Santiago trug einen schwarzen Anzug mit blauer Krawatte und Mrs. Santiago weilte in einem rosa Hosenanzug.

Als sie sich wieder von ihrem Sohn löste - er hatte die Umarmung nicht erwidert- und ein mattes Lächeln hervorbrach, erkannte ich sofort Kaden in ihr wieder.
Die jungen Gesichtszüge, die tief sitzenden Grübchen und die schmale Nase.

Kadens Vater erhob sich ebenfalls von der Couch, aber anstatt ihn zu umarmen, klopfte er ihm nur auf die Schulter und sagte daraufhin: „Deine Mutter hat schon alles gesagt."

Also da gefiel mir seine Mutter bisher doch etwas lieber. 

„Wie lief euer Fall in Toronto?", erkundigte sich Kaden, wobei ich wusste, dass er es aus reiner Höflichkeit tat und nicht, weil es ihn interessierte.
„Gut.", meinte sein Vater, „Herausfordernd aber gut."
„So lange, wie ihr weg wart, war es anscheinend sehr herausfordernd."

„Junge, du weißt ganz genau, wie hart unsere Arbeit ist. Eigentlich hätten wir sogar noch länger bleiben müssen, aber deine Mutter wollte deinen Geburtstag nicht verpassen.", gab Mr. Santiago harsch zurück und blickte Kaden streng an.

In dem Moment fragte ich mich, ob sein Vater überhaupt zurückgekehrt wäre, wenn seine Frau nicht darauf bestanden hätte.

„Cálmate.", mahnte Kadens Mutter ihren Mann und sah ihn tadelnd an, bevor sie sich wieder ihrem Sohn zu wandte.

„Wie dein Vater bereits gesagt hatte, wir sind wegen deinem Geburtstag hier. Leider werden wir danach wieder abreisen müssen, da uns ein neuer Fall in Florida erwartet. Unter anderem wollten wir dir von unserer Idee unterrichten eine Feier zu deinen Ehren zu organisieren.", erklärte seine Mutter, die dabei nicht weniger harsch Klang, als ihr Mann.

Mir ist nicht entgangen, dass die zwei mich nicht bemerkt hatten -oder vielleicht auch einfach ignorierten-, allerdings wollte ich nicht unhöflich sein und blieb daher still.

One BetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt