NEUNUNDSIEBZIG

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~Kaden's PoV~

Noch nie in meinem ganzen Leben hab ich mich so miserabel gefühlt, wie in den letzten beiden Tagen.
Es war die Hölle.

Nachdem Hannahs Bruder mich am Montag weggeschickt hatte, fuhr ich total aufgelöst davon.
Ich verspürte Wut und Verzweiflung und Trauer zugleich. Sie überwältigten mich, so schnell, wie ein Gepard eine Gazelle. Mein Herz fühlte sich lästig schwer an, als ob es mich durch sein Gewicht zu Boden bringen könnte.

Zwar standen mir noch zwei Schulstunden bevor, doch konnte ich nicht die nötige Kraft aufbringen mich konzentriert auf meinem Platz im Klassenraum zu sitzen und dem Geschwafel des Lehrers zu folgen, weshalb ich schlussendlich nach Hause fuhr.
Dort griff ich sofort nach einer Flasche Bier und verschanzte mich mit der in meinem Zimmer. Ich wusste, dass es falsch war mich zu betrinken. Es war der Schmerz, der Schmerz alles zerstört zu haben, dass mich dazu gebracht hatte am helllichten Tag betrunken auf meinem Zimmerboden zu hocken und bitterlich zu weinen.

Ich fühlte mich schrecklich, wie ein Häufchen Elend.

Hannahs Echo dröhnten ständig in meinen Ohren. Nun das hast du aber.

Ich hatte sie verloren. Wegen meiner Blödheit diese beschissene Wette eingegangen zu sein. Weil ich Angst hatte war ihr meinen Fehler selbst einzugestehen und zugelassen habe, dass unsere Beziehung mit einer Lüge begleitet wurde. Mit meiner Feigheit.

Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du mir das niemals angetan.

Jedes ihrer Worte war wie ein Messerstich in meiner Brust. Es tat höllisch weh.

In dem Moment wusste ich, dass Hannah mir niemals verzeihen würde. Sie sah so traurig und enttäuscht von mir aus, dass ich die Hoffnung eigentlich schon aufgeben wollte.
Ich konnte aber nicht.
Ich wollte es nicht so enden lassen. Nicht ohne, dass sie die komplette Wahrheit kennt. Doch sie wollte sie nicht hören, was sich genau schlimm anfühlte wie mein gebrochenes Herz.

Die Tage darauf waren pure Folter.

Am Dienstag tauchte ich total verkatert im Unterricht auf, weshalb man mich wieder nach Hause geschickt hatte. Den ganzen Tag hatte ich damit verbracht in meinem Bett zu liegen und an Hannah zu denken.
Der Mittwoch zog sich quälend in die Länge. Die Stunden dauerten gefühlt Ewigkeiten und meine tief sitzende Trauer und Schulgefühle waren Schuld an meiner schlechten Laune.

Ich wäre sogar beinahe auf einen Zehntklässler losgegangen, der mich in der Mittagspause ausversehen angerempelt hatte. Hätten Tyler und Fynn mich nicht zurückgehalten, wäre sonst was passiert.

Die beiden wollten mit mir reden, doch ich wimmelte sie nicht gerade freundlich ab und ließ sie sprachlos und ohne weiteren Worte auf dem Flur stehen.

Ich schämte mich für mein Verhalten den Jungs gegenüber. Sie konnten nichts dafür, dass ich meine Beziehung mit Hannah vergeigt hatte und sollten nicht unter meiner schlechten Laune leiden.
Aber ich schaffte es mich nicht zu einer Entschuldigung zu raffen, weswegen ich den restlichen Tag einfach nur noch wütend war.

Mittlerweile war es Donnerstag, in den ersten beiden Stunden und ich saß gerade im Unterricht. Jedoch galt meine Konzentration nicht dem Lehrer, sondern Hannah.

Ich dachte an die schönen Erinnerungen, die ich mit ihr teilte.

Unser erstes Treffen im Diner ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Wie sie sich ängstlich an mich geschmiegt hatte, als ich sie auf meinem Motorrad zum Seven's gefahren hatte. Am Anfang wehrte sie sich strikt dagegen, doch im Endeffekt hatte sie es doch getan.
Wir hatten uns über unsere Familien unterhalten, gemeinsam gelacht und dabei Pommes gegessen.

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