SECHSUNDACHTZIG

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~Hannah's PoV~

Wie versprochen stand Trevor am Samstag, 14 Uhr vor meiner Tür und begleitete mich den halben Tag über.

In der Stadt setzten wir uns in irgendein Café und redeten. Weder Kaden, noch der Vorfall am Freitag auf dem Parkplatz  kam zur Sprache. Es ging nur um uns.

Er erzählte mir von seiner Familie. Dass seine Eltern geschieden sind, da sein Vater seine Mutter mit einer anderen betrogen hatte und Trevor nicht mehr als Hass für ihn übrig hatte.
Ich konnte das absolut nachvollziehen. Wenn Dad uns das antun würde, wäre ich genauso drauf.

Wie ich erfahren hatte, war seine Mutter nun mit einem anderen Kerl zusammen, den er absolut nicht leiden konnte.

„Er ist ein aufgeblasener, arroganter Scheißkerl, der sich an seinen hundert Dollar Scheinen einen runter holt.", hatte Trevor gesagt, was mich sofort zum lachen gebracht hatte.

Nicht nur dann kam ein Lachen über meine Lippen. Auch als die oberste Kugel seines Erdbeereis von der Waffel gefallen ist und er ihr hinterher getrauert hatte. Und auch, als er ausversehen ein komplettes Regal voller Dosenessen im Supermarkt umgeschmissen hatte. Dabei wollten wir nur Chips und was zu trinken kaufen...
Nicht zu vergessen der Moment, als ich ihn dazu gebracht hatte mit mir den dritten Twilight-Film zu schauen und er sich darüber aufgeregt hatte, dass Bella sich für Edward und nicht für Jacob entschied.
„Edward ist ein Waschlappen!", hatte er deutlich betont, womit ich mit ihm ganz einer Meinung bin.

Tatsächlich hatte ich in den paar Stunden wirklich Spaß gehabt.

In der Zeit gab es keinen Platz für Kaden und den schmerzhaften Erinnerungen an Freitag.

Doch nun brach ein erneuter Montag an und meine Laune gelangte wieder am Nullpunkt.

Am morgen zwängte ich mich in das erstbeste, dass mir ins Auge Stach: schwarze Shorts, weißes Top mit schwarzem  Print und einer gelben Bluse mit Karo Muster, die ich aufgeknöpft über meine Schultern legte.

Mir war nicht danach großartig was an meinen Haaren zu machen, daher ließ ich sie als denselben unordentlichen Dutt gesteckt, den ich seit Samstag Abend auf meinem Kopf trug.

Ohne Make-Up, ohne gemachte Haare und ohne Motivation verließ ich das Haus und stieg bei Aria ins Auto ein.

Die Fahrt verbrachten wir schweigend. Nur die Musik, die aus dem Radio kam, füllte das Auto mit Leben. Aber weder mich noch Aria störte das.
Ich war in meinen Gedanken vertieft und sie auf den Straßenverkehr konzentriert.

„Da wären wir.", bemerkte Aria, nachdem sie ihr Gefährt rücklings in einer leeren Parklücke platziert hatte und schaltete den Motor aus.

Wortlos hob ich meinen Rucksack vom Boden auf und hievte ihn über meine Schulter. Den anderen Arm zwängte ich durch den freien Schulterträger.

„Hannah?",ertönte es von meine beste Freundin, gerade, als ich die Beifahrertür aufstoßen wollte. Ruckartig drehte ich mich zu ihr um und sah sie abwartend an. „Hm?".
Aria wartete einen Moment und fuhr dann fort. „Alles okay?".

Ich wusste, was sie meinte.

Nichts war okay. In mir herrschte Angst vor dem das, was mich in der Schule erwarten würde.
Jeder hatte meine und Kadens Auseinandersetzung auf dem Parkplatz verfolgt. Da war klar, dass sie mich mit ihren neugierigen Blicken durchbohren werden, sobald ich den Flur betreten würde.

One BetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt