ACHTUNDACHTZIG

4.3K 120 39
                                    

~Hannah's PoV~

Die ganze Zeit über glaubte ich fest daran, dass mich Kadens Präsenz kalt lassen würde.
Dieser Gedanke löste sich jedoch in Luft auf, als ich nun vor seiner Austür stand und ihn mit einem schüchternem Hey ansprach.

Keith hatte mich gestern angerufen und mich darum geben her zu kommen.
Dass das der einzige Grund war, weshalb ich nun hier stand und ihm in die Augen sah, war bloß die halbe Wahrheit.

Die komplette Wahrheit war, dass ich mir Sorgen um ihn gemacht hatte und Keiths Anruf am Freitag als Ausrede benutzte.

Es war nähmlich so:

Kaden tauchte die restliche Woche nicht auf.

Eigentlich hätte es mich freuen sollen. So bestand nicht die Gefahr ihm zufällig auf dem Schulflur zu begegnen und wie immer diesen schmerzenden Stich in meinem Herzen zu spüren, wenn ich ihn sah.

Spätestens, als ich Fynn heimlich am Donnerstag gefragt hatte, ob er was von ihm gehört hatte, war klar, dass mich Kadens Abwesenheit, bzw. sein Wohlergehen sehr wohl kümmerte.

Ich war sogar einmal kurz davor ihn anzurufen, rief mir aber dann wieder in den Kopf, dass ich sauer auf ihn sein müsste und steckte mein Handy wieder weg.

Das jedoch hinderte Keith nicht daran meine Nummer zu wählen.

Es war Freitagabend. Ich war bei Aria Zuhause, da wir langem mal wieder eine Übernachtung machen wollten.
Wir sprachen über unsere möglichen Zukunftsaussichten, als in dem Moment mein Handy klingelte.

Um ehrlich zu sein, war ich kurz davor den Anruf zu ignorieren. Trotz der Tatsache, dass wir inzwischen gute Freunde geworden sind, wusste ich insgeheim, dass er wegen Kaden anrief.
Das war zumindest logisch. Und so war es ja auch.

Nach dem Gespräch erzählte ich Aria davon, die fest davon überzeugt war, dass es mir am Arsch vorbeigehen und ich nichts unternehmen sollte.
Das hätte ich auch durchgezogen, wenn mein beschissenes Herz nicht gewesen wäre.

Auf halbem Weg nach Hause, wendete ich mitten auf der Hauptstraße und fuhr in die entgegengesetzte Richtung.

Und nun stand ich hier, mit pochendem Herzen und Angst, so groß wie der Atlantik.

"Kann ich reinkommen?", fragte ich zögerlich.

Kadens Reaktion folgte etwas verspätet.
"K-klar", stotterte er und trat zur Seite, um mich ins Haus zu lassen.

Ich nickte als Dank und huschte an ihm vorbei.
Bei sicherer Entfernung schloss ich meine Augen und atmete erleichtert aus.
Das wäre dann schonmal geschafft!

Nun befand ich mich im Wohnzimmer.

Ich sah mich nicht groß um, sondern wandte mich direkt an Kaden, der die Haustür wieder zugemacht und mich eingeholt hatte.

Es herrschte Stille zwischen uns. Was anderes hätte ich auch nicht erwartet. Unser letztes Gespräch ist ja nicht gerade rosig verlaufen.

Dennoch war es ungewohnt vor ihm zu stehen und nicht zu wissen, wie ich mit ihm reden sollte.
Soll ich erstmal etwas Smalltalk führen? Oder doch gleich zum Punkt kommen?
Nach langem hin und her, entschied ich mich doch für letzteres.

"Wie geht es dir?".

"Wie geht geht es dir?" Ernsthaft Hannah?!

Tatsächlich war das eine dumme Frage gewesen. Zumal da ich eigentlich keine Berechtigung mehr dazu hatte dies zu fragen. Aber irgendwie musste ich ja anfangen.

One BetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt