SIEBENUNDSIEBZIG

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~Hannah's PoV~

Es fühlte sich so an, als wäre ich von Steinen überrollt worden, als ich am Montagmorgen aus dem Bett stieg, um mich ein wenig frisch zu machen .
Auch wenn ich den Tag zuvor größtenteils nur mir Schlafen verbracht hatte, fühlte ich mich kein Stück besser, als an den anderen Tagen. Ich war komplett ausgelaugt.

Im Badezimmer, putzte ich mir die Zähne und kämmte meine Haare, bevor ich sie erneut zu einem lockeren und nicht schön aussehenden Dutt hochsteckte.
Für einen kurzen Moment blieb ich vor dem Waschbecken stehen und schaute mich im Spiegel an. Meine Haut war so blass, dass man denken könnte, ich wäre ernsthaft krank.

Theoretisch gesehen war ich das ja auch. Krank wegen der Liebe. Krank wegen Kaden.
Wenn es nach mir ginge, würde ich sofort zum Doktor fahren, damit er mir mein Herz raus operieren kann, welches mir immernoch Schmerzen bereitete, wenn ich an ihn und Freitag Abend dachte. Doch ich bezweifele das so etwas möglich ist, ohne dass ich sofort sterbe. Und damit würde ich meiner Familie, Aria inklusive, sicherlich keinen Gefallen tun.

Ich wandte meinen Blick von meinem Spiegelbild ab und verzog mich wieder in mein Zimmer.
Es war kurz nach neun. Das stellte ich fest, als ich mich auf mein Bett setzte und mein Handy anschaltete.

Die Schule hatte längst angefangen, nur ohne mich. Und das war auch gut so.
Denn so, wie ich mich fühlte, war ich nicht dazu in der Lage mich auf den Unterricht zu konzentrieren, geschweige denn mich überhaupt zu konzentrieren. Meine Gedanken würden immer wieder abschweifen und ich war mir ziemlich sicher, dass das bei den Lehrern nicht so toll angesehen werden würde.

Als nächstes überprüfte ich, ob ich neue Nachrichten bekommen hatte.
Eine, und auch die einzige, stammte von meiner Mom. Ich klickte auf unseren Chat und ließ sie mir durch.

Mom: Guten Morgen, Liebes. Ich hab dir frühstück gemacht. Du findest es unten in der Küche. Hoffe es schmeckt dir :)
Dad und ich sind arbeiten und Mike ist mit Brady in der Stadt. Das Haus hast du also den ganzen Tag für dich.
Bis Mittwoch bist du vom Unterricht befreit.
Erhol dich gut!

Ich schrieb ihr ein einfaches Danke und machte mich rasch auf zur Küche.
Das Wochenende über hatte ich nur wenig gegessen, weshalb ich jetzt um so mehr hunger hatte.

Es befand sich ein Tablett, mit frischen Pancakes mit Himbeersoße, Gesteck und Orangensaft auf dem Küchentisch. Mir das Wasser im Mund zusammen, als ich an den geschmeidigen Teig der Pfannkuchen dachte. 

Vorsichtig hob ich das Tablett an und trug es auf mein Zimmer.

Nachdem ich zu Ende gefrühstückt hatte, stellte ich das dreckige Geschirr neben mich auf den Boden ab und zückte mein Laptop, um daraufhin die Netflix-App zu öffnen.

Normale Leute hätten sich Horror-, Actionfilme oder Comedy Serien angesehen. Doch da ich alles andere als normal war, viel meine Entscheidung auf romantische Filme.
Keine gute Art, um seinen eigenen Herzschmerz zu lindern doch mitlehrweile war ich nicht davon überzeugt, ob er jemals verschwinden würde.

Der Schmerz, den Kaden mir zugefügt hatte, war zu stark. Zu nah. Zu präsent, um ihn so einfach hinter mir zu lassen.

Ich mein, es ist wie bei einem Blatt Papier.
Man nimmt es sich und zerreißt es in einzelne Stücke. Und selbst wenn man versucht sie wieder zusammenzukleben, werden immernoch die Risse zu sehen sein. Und so ist das auch bei mir.
Selbst wenn ich ihm eines Tages vergeben würde, könnte ich nicht einfach von einem Tag auf den anderen normal weiter machen. Die Narben des Schmerzes würden immernoch da sein. Und ich war mir sicher, dass es nicht so einfach sein wird sie wieder loszuwerden.

One BetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt