EINUNDACHTZIG

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~Hannah's PoV~

Nun ist bereits einige Zeit vergangen und Trevor und ich saßen schweigend neben einander. Außer uns befand sich niemand auf dem Schulhof.
Es war wie in einem Horrorfilm, wenn man davon absah, dass es nicht Nacht sondern Tag war.

Mir gefiel es aber so.
So wie ich gerade im Moment war, war ich nicht der Verfassung eine anständige Konversation zu führen und zu meinem Glück schien Trevor das gemerkt zu haben.
Allerdings entging mir nicht, wie er mir durchdringende Blicke von der Seite zuwarf, die mich dazu bewegen sollten ihn anzusehen.

Um ehrlich zu sein war der Hauptgrund, weshalb ich ihn nicht anschaute der, dass mir die Situation unangenehm war.

Trevor und ich, alleine auf dem Hof. Ich am weinen, weil sein Freund mich zutiefst verletzt hat und er, der mich in seinen Armen hält und mir Trost spendet.
Noch dazu waren wie nicht so dicke Freunde wie zum Beispiel Fynn und ich es waren, was mir die Sache doppelt so unangenehm machte.

Klar, er war bei meiner Eifersuchtsattake auf Kadens Party auch für mich da, jedoch hatte ich nicht vor ihm geheult. Und schon garnicht sein T-shirt dabei durchnässt.

„Wie geht's dir?", hörte ich ihn plötzlich fragen und riss mich völlig unerwartet aus meinen Gedanken.

Eine gute Frage, die er mir gestellt hatte. Wie ging es mir?
Gut? Definitiv nicht.
Schlecht? Mehr als schlecht.
Fühlte sich mein Herz schmerzhaft und schwer an? Ja.
War ich total verwirrt und mir nicht zu hundert Prozent sicher, was ich wegen Kaden denken oder tun sollte? Absolut!

Konnte ich all das als eine klare Antwort zusammen? Nein.

„Ich weiß es nicht.", murmelte ich unsicher. „Ich mein...ich fühle mich schlecht, aber...ich kann nicht sagen wie sehr schlecht. Es ist so, als gäbe es kein Wort, dass exakt beschreibt, wie ich mich jetzt fühle. Klar ich könnte sagen, dass es mir miserabel geht und bestimmt stimmt das auch. Aber ich weiß, dass dieses Wort nur einen winzigen Teil von dem beschreibt, was ich fühle."

Ich legte eine Pause ein, in der ich verzweifelt ausatmete.

„Außerdem hab ich so viele Fragen."
„Welche?", wollte Trevor wissen.

Zum ersten Mal seit einer gewissen Zeit, drehte ich mich zu ihm um. Seine Augen schauten mich mit so einer Festigkeit an, als könnte man meinen er wäre dazu in der Lage durch mich hindurch zu blicken.

Es ließ mich einwenig unbehaglich fühlen, weshalb ich meinen Blick von ihm nahm und wild durch die Gegend guckte.

„Wieso?", antwortete ich ihm als erstes und zuckte unwissend mit Schultern. „Wieso ich? Wieso musste mir das passieren? Wieso muss man mich verletzten?".

Während ich all die Fragen aufstellte, spürte ich wie meine Augen erneut feucht wurden, was ich jedoch versuchte so gut es ging mir nicht anmerken zu lassen. Doch da machte meine Stimme nicht mit, denn mit jedem Wort, dass aus meinem Mund kam, wurde sie immer brüchiger.

„Verdiene ich das? Oder...war es meine schuld? War ich..."
„Nein, Hannah!", unterbrach Trevor mich entschlossen.
„Du bist die letzte, die das verdient. Und es ist auch nicht deine Schuld. Glaub mir.", murmelte er und sah für einen Moment total abwesend aus. Doch war ich zu frustriert, um mir Gedanken darüber zu machen, an was er zu denken schien.

„Und wieso trifft es dann mich?", stellte ich ihm die nächste Frage und klang mit jedem Wort im er verzweifelter. „Wieso tut man mir das an, Trevor? Wieso?".

Ich schluchzte und presste mahnend meine Lippen aufeinander. Ich wollte nicht schon wieder anfangen zu weinen.
In den letzten Tagen hab so viele Tränen vergossen, dass mir das Weinen so langsam tierisch auf die Nerven ging.
Wenn man es doch bloß kontrollieren könnte...

One BetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt