Niall:
“I want to be with you
Until we're old
You've got the love you need
Right in front of you
Please, come home
As long as I'm living
I'll be waiting
As long as I'm breathing
I'll be there” (Lenny Kravitz- I'll be Waiting)
*Vier Wochen später:*
Mein Körper liegt neben Amandas. Das Mondlicht, das schüchtern in unser Fenster hineinlugt malt blasse Schatten auf ihre Haut. Ihr Gesicht ist so weiss, wie das einer Statue.
Ausdruckslos betrachte ich es. Eigentlich habe ich ihr ja gesagt, dass sie verschwinden soll, aber dennoch haben es die Einsamkeit und der Hunger nach Liebe geschafft, mich wieder in ihre Arme zu treiben.
Und nun liege ich auf dem Rücken, seltsam ernüchtert und starre sie an.
„Was ist?“, sie hat die Augen geschlossen und doch scheint sie meinen Blick auf sich zu spüren. Schnell wende ich ihn ab.
„Keine Ahnung.“, erwiedere ich und drehe mich zurück auf die andere Seite.
Ein kurzes Schweigen umgibt uns, mantelt uns ein, wie in Watte.
„Du denkst immer noch an sie, stimmts?“, ich spüre, wie auch Amandas Körper sich in den Laken bewegt. Ich kann ihre Blicke im Rücken spüren.
Jeden Tag.
Vorher erst, als die Sehnsucht nach ihr mein Herz zu zerreissen drohte, wollte ich sie anrufen. Einfach, um ihre Stimme zu hören. Aber sie ist nicht rangegangen...
„Ich...“, setze ich an, aber sie unterbricht mich. „Ich verstehe nicht, wie du so sehr an ihr festhalten kannst. Sie hat dir wehgetan, Niall. Wie kann man so jemanden denn lieben?“
Müde streiche ich mir übers Gesicht. Wie viele Male habe ich mir selbst diese Frage gestellt? Viele, unendlich viele Male. Immer dieselben Worte, die in meinem Kopf herumgeistern. Wie kann man jemanden so sehr lieben, obwohl er dich von innen heraus tötet? Langsam und qualvoll und dennoch ist es eine Erlösung.
Umständlich setze ich mich auf und lehne mich an den kalten Bettpfosten hinter mir. „Ich weiss es nicht.“, antworte ich also wahrheitsgemäss und zum ersten Mal klinge ich nicht verbittert, als ich so mit ihr rede. „Vielleicht ist das Ganze ja wirklich Selbstmord. Vielleicht bin ich ja verrückt geworden. Vollkommen geisteskrank. Aber manchmal, wenn sie mich ansieht...
Ich habe immerzu diesen Traum, weißt du?
Ich liege in meinem Bett. Ich habe die Augen geschlossen, schlafe schon fast. Und sie liegt bei mir. Ich spüre ihren Kopf deutlich auf meiner Brust. Ihr weiches Haar streift mein Kinn und ihr vertrauter Geruch liegt in meiner Nase.
Ruhe umgibt uns, bereit, uns in den Schlaf zu geleiten. Und ich fasele irgendwelches bedeutungsloses Zeugs vor mich hin- schon fast im Halbschlaf- komplett ohne Sinn. Aber sie hört mir zu, nimmt jedes einzlene Wort auf, das ich sage. Ich glaube, ich bin betrunken, aber es ist nicht wichtig. Sie hört trotzdem zu.
Und dann plötzlich, sagt sie es. Flüstert es ganz leise. Mehr zu sich selbst, als zu mir.
Sie sagt es zum allerersten und vielleicht auch zum allerletzten Mal, aber sie sagt es.
„Ich liebe dich.“
Ganz leise, ganz zart, wie ein Windhauch, der durch die Blätter der Eiche in meinem Garten streicht. Ich weiss nicht mal, ob es wirklich ist.
Und ich kann nur daliegen und ihren Worten lauschen. Und ich will sie einfach immer wieder hören, weil sie so schön sind... Ich weiss nicht, weshalb ich sie immer noch liebe, weshalb ich mich weiterhin verletzen lasse und worrauf ich warte, aber aus unerklärlichen Gründen kann ich nichts dagegen tun.
Unser Herz entscheidet, wen wir lieben, Amanda. Nicht unser Verstand.“
Sie hat den Blick abgewendet. Sieht zum Fenster hinaus. Und auf einmal tut sie mir leid. „Es... tut mir leid.“, wispere ich. Sie sieht mich nicht an: „Was?“
„Alles. Ich hätte dich nicht benutzen dürfen.“
Langsam zuckt sie die Schultern, als wäre es gleichgültig: „Ich wusste es doch.“, aber in ihrer Schmerz klingt ein Hauch Schmerz mit, als sie die Worte ausspricht. „Es sollte okay sein.“
„Aber das ist es nicht.“
Sie antwortet nicht, aber ihr Schweigen reicht mir. Ich weiss, dass es falsch war, was ich getan habe und es tut mir aufrichtig leid.
Vielleicht ist das der Moment, in dem ich mit allem, was passiert ist, abschliessen sollte. Vielleicht ist es besser so. Vielleicht ist mein Leben einfach so. Vielleicht ist es mein Schicksal, dass ich immer eine Frau lieben werde, die ich nicht haben kann.
Aber vielleicht bekomme ich ja noch einmal eine Chance. Vielleicht kann ich mich ja noch einmal neu verlieben. Nicht so, aber anders...
Ich räuspere mich, bevor ich kurz ihren Arm berühre. Sie zuckt zusammen unter meiner Berührung. „Hör zu, ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich lieben kann. Oder dich glücklich machen kann. Aber wenn du mich lässt, dann kann ich es probieren. Du musst mir nur etwas Zeit geben, okay? Lass uns einfach noch einmal von vorne anfangen, ja?“
Endlich hebt sie den Blick, um mich anzusehen. Das Braun ihrer Augen ist vertraut und doch fremd. „Bist du sicher?“
Ich weiss nicht.
Aber ich nicke.
Langsam beuge ich den Kopf, meine Lippen gehen auf Wanderschaft. Verloren in den Hügeln und Tälern ihres Körpers. Auf der Suche nach etwas, das mich mit Glück erfüllt und die Leere in meinem Inneren füllt.
Sie senken sich hinab, um die ihren zu berühren. Sanfter diesmal. Sie kann nichts dafür, sage ich mir. Sie kann nichts dafür, das dein Herz gefesselt ist. Sie kann nichts für deine Verbitterung.
Und ich küsse sie. Halte sie in meinen Armen.
Und als ich mich von ihr löse, um sie anzusehen, bilde ich mir ein, das Glitzern einer Anderen in ihren Augen aufblitzen zu sehen.
Dieses kleine, sanfte Glitzern, das ich so sehr liebe.
Es ist nur ein Moment und doch.
Es sind ihre Augen, die ich überall gesucht habe und doch niemals finden konnte.
Es ist ein Moment von Glück, der mein Herz brechen lässt.
Das Leben ist bittersüss...
Abby:
1790.
Harrys regelmässige Atemzüge neben mir schaffen es nicht, mich zu beruhigen. Ich zähle jeden einzelnen davon, aber sie schaffen es einfach nicht, mich in den Schlaf hinüber gleiten zu lassen. Stattdessen starre ich an die Decke- meine Gedanken kreischen lauter, als der Wind vor unserem Fenster.
Ich habe Ev heute beim Packen geholfen. Wir haben gemeinsam zu Abend gegessen. Sie hat sich von den Jungs verabschiedet, denen sie gesagt hat, sie würde für ein paar Wochen zu ihren Eltern Nachhause fliegen.
Zayn hat sie ins Hotel in der Nähe des Flughafens gefahren.
Morgen früh fliegt sie zurück.
Aber es ist alles falsch. Eine Lüge. Eine Lüge, die alle glauben.
Nur einer weiss die Wahrheit. Ich.
Sie hat sich von allen verabschiedet, alle in eine süsse Lüge eingemummt.
Alle, nur einen nicht. Den einzigen Menschen, der es ihr nicht abkaufen würde.
Sie wissen alle nicht, dass sie nicht wiederkommen wird.
Niall. Niall würde sie doch aufhalten, oder nicht? Er würde sie nicht einfach gehenlassen...
Ich hätte es ihnen am liebsten ins Gesicht geschrieen.
Traurig denke ich daran, wie Lou sie fest in die Arme schloss, um sich zu verabschieden: „Wie sehen uns in zwei Wochen, Lopez.“ Was für eine Lüge.
Aber als auch ich sie umarmte, ihren vertrauten Körper zum letzten Mal umfing, der mir so bald entschwinden würde, schüttelte sie kurz beinahe unmerklich den Kopf.
„Du hast es versprochen, Abby. Vergiss das nicht.“, flüsterte sie kurz, wie um mich noch einmal daran zu erinnern. Es war eine Ermahnung.
„Was wirst du ihnen erzählen, wenn sie fragen, weshalb du nicht wieder kommst?“
„Ich werde sagen, dass mich meine Familie braucht.“
Und wir? Wir brauchen dich auch! Ist das denn gar nicht wichtig?
Und dann war sie weg. Plötzlich. In einem Moment noch klang ihr Lachen in meinen Ohren, wie tausend Glocken und dann... Nichts, als Leere.
Zayns Wagen entfernte sich aus der Einfahrt. Aus der Strasse. Wurde stetig kleiner, bis er um die Kurve bog. Evys winkende Hand aus dem Fenster nur noch ein Punkt in der untergehenden Sonne.
Mein Blick flackert immer wieder zu den digitalen Ziffern meines Weckers.
02.30 Uhr.
Vier und halb Stunden noch...
Gequält drehe ich mich auf die andere Seite um und mustere Harrys Gesicht. Es ist so jung im Schlaf. Sanft streiche ich über seinen Nasenrücken, die Wangen, die Stirn.
Harry.
Zum hundertsten Mal schliesse ich die Augen, auf den Schlaf hoffend, der nicht kommen will.
Und plötzlich sehe ich sie vor mir.
Ich sehe uns, an unserem allerersten Schultag. Unsere erste Begegnung.
Sie sass in der hintersten Reihe und starrte auf das Pult vor sich. Ein Mädchen sass neben ihr, das mich herausfordernd musterte, als ich mich ihnen näherte.
Schüchtern trat ich an die beiden heran. „Ist bei euch noch ein Platz frei?“, fragte ich, aber in dem Moment, als ich den Mund öffnete, brach das Mädchen in schallendes Gelächter aus.
„Such dir gefälligst einen anderen Platz, Blechfresse!“
Mit einem Finger deutete sie spottend auf meine Zahnspange.
Ich wollte schon zurücktreten, um mich in den Reihen weiter vorne umzusehen, da hob sie den Kopf. Ihre braunen Augen glitten interessiert über mein Gesicht. Interessiert, aber kein bisschen böse. Ohne Vorurteile. „Oh nein, du kannst gerne hier sitzen.“, sagte sie freundlich und lächelte, während sie ihre Schultasche vom Stuhl neben sich nahm, um mir Platz zu machen. „Aber sie hat eine Zahnspange!“, begehrte das andere Mädchen auf.
Ev wendete sich keinen Augenblick an sie. Ein Lächeln umspielte ihr kindliches Gesicht: „Ich wüsste nicht, was daran falsch sein sollte.“
Ich wälze mich im Bett herum, finde keine Ruhe. Eine andere Erinnerung geistert plötzlich durch mein Bewusstsein.
Ev steht vor meinem Bett, mitten in dem kleinen Hotelzimmer und schreit mich an: „Verdammte Scheisse, das Ganze ist jetzt schon fast drei Monate her, okay? DREI MONATE! Raff dich jetzt endlich mal und fang an, dein Leben wieder zu leben, anstatt dich total zu vernachlässigen und jeden Tag trübsal zu blasen. Sowas passiert jeden Tag auf der ganzen Welt, kapiert? Menschen werden nun mal verletzt- Du bist nicht die einzige, der schon mal das Herz gebrochen wurde. Du wirst es schon überleben- also hör verdammt noch mal endlich auf damit, so zu tun, als ob du die einzige auf diesem Planten bist, die leidet. Das ist verabscheuenswert, kapiert?! Es ist widerlich und ich hab keinen Bock mehr, dir immer alles recht zu machen und umsichtig mit dir zu sein. Fuck!“
Klar, in diesem Moment hat sie mir die bittere Wahrheit ins Gesicht geschrieen, aber es war richtig so. Gut.
An diesem Tag hat sie mich gerettet. Vor mir selbst. Vor meinem Stolz. Sie hat alles gerettet. Sie und Niall haben alles gerettet.
Mich und Harry. Weil sie uns so sehr lieben.
Ohne sie, wäre er jetzt nicht hier. Mein Blick flackert erneut zu dem Mann hinüber, den ich liebe und dessen Kind in meinem Bauch heranwächst.
Immer wieder denke ich daran. An diesen Augenblick, diesen Tag.
An jeden Augenblick, den ich an Evys Seite verbracht habe.
Sie ist verantwortlich für all mein Glück.
Für unser Glück.
Und ich habe es ihr nie zurückgezahlt. Ich werde es nie können...
Das schlechte Gewissen bringt mich beinahe um. Ich kann das nicht zulassen. Evys Platz ist hier. Bei Niall. Nicht in L.A. Nicht am anderen Ende der Welt. In keinem blöden Hotelzimmer. Sie gehört hier her und sie weiss es. Aber sie hat Angst.
Sie hat mir mein ganzen Leben lang meine Ängste genommen- ihre eigenen Probleme in den Hintergund gestellt, um für ihre Freunde dazusein. Jetzt ist es an der Zeit, dass ich für sie da bin. Ganz gleich, was ich versprochen habe. Ich weiss selbst, dass es nicht richtig sein kann. Nicht so. Wenn sie gehen will, dann soll sie gehen. Aber nicht, ohne richtig Tschüss gesagt zu haben. Sie verdient eine Chance. Eine Chance, die sie nie ergreifen konnte, weil sie sich selbst immer hinten angestellt hat. Und Niall hätte es nicht verdient. Auch er gehört zu meiner Familie. Meine Familie, die ich liebe.
Er und sie, sie waren so selbstlos- sie hätten alles für Harr und mich gegeben. Und ich?
Es ist nicht richtig, sie gehenzulassen, ohne Niall eine Chance zu geben.
Sie konnte ihm diese Chance nicht geben, obwohl er sie verdient.
Mag sein, dass sie nicht egoistisch genug dafür sein kann.
Aber ich kann. Ich muss sogar, das wird mir schlagartig klar.
Ruckartig setze ich mich auf, um Harry bei der Schulter zu schütteln.
Sofort fährt er hoch. Alarmiert sieht er sich im dunklen Zimmer um:„Was ist los? Müssen wir ins Krankenhaus? Hast du deine Tasche? Soll ich Louis wecken?“, bombardiert mich mein Freund sofort mit panischen Fragen, während er sich die Decke von den Beinen strampelt.
„Harry.“,murmele ich beruhigend
„Es geht mir gut.“
Verwirrt reibt er sich die Augen, bevor er sich stöhnend zurück in die Kissen fallen lässt. „Weshalb weckst du mich dann?“, blafft er mich an. „Kannst du dir vorstellen, was...“
„Harry!“, unterbreche ich ihn barsch.
„Es geht um Ev.“ Müde fährt sich Harry durch die Haare. „Ich weiss, dass es schwer für dich ist, sie gehen zu lassen, Baby. Aber es ist doch nur für ein paar Wochen.“, murmelt er dann versöhnlich und streicht mir sanft über den Unterarm.
„Nein.“, gebe ich mit zitternder Stimme zurück. „Ich habe versprochen, euch nichts zu sagen. Aber Ev wird nicht wiederkommen.“
Ruckartig setzt er sich wieder auf. Schlagartig ist alle Restmüdigkeit aus seinem Gesicht verschwunden. „Was meinst du damit?“, fragt er mit grossen Augen.
„Ihre Familie ist nicht der Grund, weshalb sie zurück nach L.A. will.“, sage ich und mehr bedarf es nicht mehr.
Einen Moment sieht er mich verständnislos an, bevor der Schatten der Erkenntnis sein Gesicht verdunkelt. Er blinzelt kurz, bevor er grimmig antwortet: „Niall!“
Ich nicke und der Rest passiert ganz automatisch. Synchron, wie auf ein geheimes Zeichen hin, erheben wir uns aus unseren Kissen, Harry schnappt sich die Autoschlüssel und ich schlüpfe in meine Schuhe.
Auf halbem Weg zum Auto, schon bei der Haustür, begegnet uns Lou, der im Schlafanzug aus der Küche getorkelt kommt. Seit dem Unfall hat er oft Probleme, einzuschlafen. Fragend mustert er mich, als er uns so sieht: „Abby? Ist es soweit?“, kreischt er dann, mit weit aufgerissenen Augen, was mir ein Schmunzeln entlockt.. Seine Reaktion ist der von Harry so ähnlich.
Schnell beruhige ich ihn, indem ich ihm sanft den Arm auf die Schulter lege: „Wir fahren nicht ins Krankenhaus, Lou. Nicht heute Nacht.“
Louis wirft Harry einen schnellen Blick zu, bevor er entschlossen meine Hand abschüttelt.
„Wohin solls denn dann gehen?“, brummt er argwöhnisch, aber bevor ich antworten kann, erwiedert Harry: „Niall den Arsch retten!“
Niall:
Schwer atmend lasse ich mich zurück in meine Kissen fallen. „Das war... wow!“, bewundernd sehe ich zu Amanda, die bei meinen Worten leicht errötet. Die Leidenschaft flackert noch in ihren dunklen Augen.
Lächelnd fasst sie nach meiner Hand und sofort merke ich, wie ich mich versteife. Diese Regung scheint auch ihr nicht zu entgehen, denn sofort lässt sie von mir ab.
„Sorry.“, murmelt sie betreten. „Nein! Ich mein, schon gut. Ich brauch nur...“
„Zeit?“, sie schenkt mir ein trauriges Lächeln.
Ich nicke: „Es tut mir leid.“, zerknirscht starre ich meine Fingernägel an, um der Enttäuschung ihres Blickes zu entgehen.
Amanda holt tief Luft: „Ich glaube nicht, dass Zeit gross was ändern würde, Niall.“, seufzt sie dann. „Ich habs echt probiert. Ich habe mit aller Macht versucht, dich an mich zu binden. Dabei war es immer nur sie, stimmts?“ Ihre Augen flackern immer noch, aber diesmal ist es eine traurige Entschlossenheit, die sie zum Leuchten bringen.
„Sie... sie stand vor deiner Tür, Niall.“, ihre Worte sind kaum mehr, als ein Flüstern, aber ich verstehe jedes einzelne davon.
Plötzlich zieht sich mein Magen zusammen, als eine böse Vorahnung von mir Besitz ergreift. „Was hast du da eben gesagt?“, meine Stimme ist schwer von Unglauben und lächerlicher Hoffnung.
„Ja. Sie war hier. An dem Tag, an dem ich die Kette meiner Grossmutter bei dir gesucht habe. Sie... wollte dich sehen. Mit dir reden.
Ihr Haar war zerzaust und sie sah müde aus, aber ihre Augen glänzten. Sterne zogen durch ihre Seele. Sie wirkte, wie frisch verliebt und sie sah so wunderschön aus, dass es wehtat, sie anzusehen. Sie war wegen dir da, Niall. Nur wegen dir.“
Ausdruckslos starre ich sie an: „Sie... WAS?!“
„Ja, sie war total ausser Atem- als würde sie dir was Wichtiges sagen wollen. Es... tut mir leid, Niall. Ich hab gedacht... Ich weiss auch nicht.“
„Warum hast du das vor mir geheimgehalten?! Was... was geht nur in dir vor?“, ich kann nicht verhindern, dass ich wütend klinge. Meine Stimme zittert vor unterdrückter Wut, als ich aufspringe und hektisch meine Klamotten zusammen suche.
Amanda sitzt steif in meinem Bett und mustert mich mit grossen Augen: „Ich habe sie nicht gehasst, Niall. Das schwöre ich. Ich habe es nicht genossen, dass sie gelitten hat. Das Problem war nur... dass ich dich mochte.“, wispert sie. „Ich wollte, dass du glücklich bist.“
„Wenn du gewollt hättest, dass ich glücklich bin, dann hättest du mich gehen lassen.“, keife ich. Anklagend zeige ich mit dem Finger auf sie: „Wenn ich wieder komme, will ich, dass du verschwunden bist. Ich will dich nie wieder sehen!“
Ich sehe mich nicht um, als ich das Schlafzimmer verlasse. Ich höre ihr Seufzen nicht. Ebenso wenig, wie ihr Schluchzen. Obwohl ein kleiner Teil von mir versteht, kann ich nicht mehr warten. Nicht mehr Rücksicht nehmen.
Ein innerer Sog zieht mich mit sich. Zieht mich zur Haustür, hinaus auf die Stasse.
Ev war bei mir. Schon vor Monaten... Und ich war so blind. So dumm und so blind.
Hektisch reisse ich die Tür auf und erschrecke halb zu Tode, als ich die rundliche Gestalt erkenne, die sich schemenhaft von der Dunkelheit absetzt. Ein Schrei wandert meine Kehle hinauf, an dem ich mich beinahe verschlucke.
„Was zum Teufel machst du hier?“, fahre ich die ahnungslose Abigail an, die mitten in ihrer Klopfbewegung inne hält und mich ebenso erschrocken anstarrt.
Ihre Augen sind unnatürlich weit aufgerissen. Sie antwortet nicht.
„Niall.“, sie ignoriert meine Frage und bohrt beinahe panisch ihre langen Fingernägel in meine Schultern.
„Niall, sieh mich an! Es geht um Ev! Ich... Gott, es tut mir alles so unfassbar leid! Ich hab ihr versprochen, dir nichts zu sagen- aber, Niall, du musst sofort zu ihr fahren, bevor es zu spät ist!“
Plötzliche Panik steigt in mir auf und quetscht mein schlagendes Herz krampfartig zusammen. Was ist passiert? Was um Himmels Willen ist nun schon wieder los?!
„Abby, was redest du da? Was ist los?“, meine Stimme klingt gepresst.
„Sie... sie ist auf dem Weg zum Flughafen, Niall. Sie will zurück nach L.A. fliegen. Sie ist dabei, den grössten Fehler ihres Lebens zu machen und du bist der Einzige, der sie noch zurückholen kann. Du musst sie aufhalten, Niall!“
Scheisse. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Jetzt kenne ich endlich die Wahrheit und will zu ihr fahren, um ihr meine Liebe zu gestehen und muss erfahren, dass sie dabei ist, das Land zu verlassen, ohne etwas gesagt zu haben. Läuft den nie irgendwas richtig?!
Der plötzliche Anflug von Mut, der mich aus dem Haus getrieben hat, sinkt bei ihren Worten wieder. Seufzend lasse ich mich auf die Stufen vor der Tür fallen. „Wieso holt sie Jason nicht zurück?“, bei meinen Worten kehrt die alte Verbitterung in meine Stimme zurück.
„Sag mal, wie blind bist du eigentlich, du Oberschwachmat?!“, grunzt Abby wütend, während sie unaufhörlich an meinem Arm zerrt. „Beweg jetzt endlich deinen Arsch und hör auf, so verdammt feige zu sein!“ Aber ich bleibe sitzen.
Genervt verdreht sie die Augen, als ich mich nicht rühre: „Ich bin hochschwanger, Niall.“, tadelt sie mich. Ihre Stimme ist drohend, wie eine Messerklinge. „Ich komme mitten in der Nacht hier her, um dir zu sagen, dass Ev dich braucht und du hockst hier rum und benimmst dich, wie ein Kind. Strapazier blos nicht so meine Nerven, Horan! Mann, sie ist in dich verliebt, Idiot! Wann checkst du das endlich?!“
Fassungslos starre ich Abby an: „Aber... Was ist mit...?“
„Jason? Mein Gott- Jason, Jason, Jason! Sie ist schon lange nicht mehr mit ihm zusammen. Weil sie bis über beide Ohren in dich verknallt ist.“
„Ja, aber... Warum hat sie nicht...?“, stottere ich.
„Gott, bist du wirklich so dumm, oder tust du nur so? Sie wollte dir dein angebliches Glück mit deiner neuen Flamme nicht zerstören. Sie dachte, es ist besser, einfach abzuhauen, statt endlich ehrlich zu sein. Sie hat sich monatelang in einem Hotelzimmer verbarrikadiert, um dir vorzuspielen, dass sie bei Jason wohnt. Sie hat uns alle belogen, nur damit du glücklich sein kannst. Und nur, weil sie zu viel Schiss hatte, muss ich jetzt Armor spielen!“
Erneut zerrt die halbe Portion ungeduldig an den Ärmeln meiner Jacke: „Beweg endlich deinen kleinen, irischen Hintern!“, faucht sie mich an. „Wenn sie jetzt deinetwegen abhaut- ich werde dir das nie im Leben verzeihen, Niall James Horan!“
Und endlich erhebe ich mich von den kühlen Stufen, bereit, ihr zu folgen. Eilig zieht sie mich hinter sich her, in die Nacht hinein. „Wo gehen wir hin?“, frage ich verwirrt. „Mein Auto steht in der Garage...“
„Sag mal, was denkst du denn, wie ich hergekommen bin? Disapparieren kann ich noch nicht, auch, wenn ich vielleicht ne Hexe bin!“, bekomme ich direkt einen sarkastischen Kommentar um die Ohren gehauen.
Und dann erkenne ich Harrys Wagen in der Dunkelheit. Schnell öffne ich die Tür und lasse mich neben Abby auf den Rücksitz gleiten, auf dem schon Zayn sitzt und mich breit angrinst. Harry und Lou drehen sich ebenfalls grinsend nach mir um. „Na, du Vollidiot.“, höhnt Harry gutgelaunt. „Bereit, endlich die Frau deiner Träume zurückzuholen?“
Erleichtert lehne ich mich im Sitz zurück. Die Jungs und Abby haben bereits alles geplant. Mein Herz schlägt in freudiger Erwartung, bei dem Gedanken an das, was jetzt kommt.
Ich sehe in die lächelnden Gesichter meiner Freunde und nicht zum ersten Mal bin ich dankbar dafür, diese Menschen an meiner Seite zu haben. „Ihr seid solche Idioten.“, flüstere ich leise, während Harry das Gaspedal durchdrückt, um sich wie ein Krieger in den unbarmherzigen Verkehr Londons zu stürzen, bereit, die Frau zu retten, die ich liebe...
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Teasing is a Sign of Love
FanfictionSequel von "Teasing is a sign of affection" "Gott, ich habe dich so gehasst damals.", platzt es auf einmal aus ihr heraus. Grinsend und in einem gespielten Ausdruck der Überraschung ziehe ich die Augenbrauen nach oben: „Was, und heute nicht mehr?" ...