What a slut time is...

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Niall:

”Do I wanna know
If this feeling flows both ways?
Sad to see you go
Was sort of hoping that you'd stay" (Artic Monkeys- Do I wanna know?)

Zeit ist schon etwas seltsames.
Manchmal vergeht sie so schnell, dass wir sie kaum greifen können. Einen Wimpernschlag lang scheint alles perfekt, so perfekt, dass es einem vorkommt, als würde sie für einen Moment lang völlig stehen bleiben. Alles wirkt wie eingefroren und dann, ehe man es überhaupt fassen kann, ist alles vorbei. Wie ein Wimpernschlag, ein Traum, ein Blitz.

Und manchmal dauern Minuten Stunden. Träge und schläfrig, als würden Sandkörner auf den Grund einer rieigen Sanduhr fallen. Unendlich langsam. Wie festgeklebt.
Man sieht jedes einzelne Korn in Zeitlupe fallen und am liebsten würde man einfach losrennen, so lange, bis man abhebt und alles hinter sich hat- selbst die Zeit. Aber stattdessen sitzt man fest und kann nichts anderes tun, als auf das Ziffernblatt seiner Armbanduhr zu starren, in der Hoffnung, die Zeiger würden sich doch schneller drehen.

Und das wirklich seltsame ist, dass es doch eigentlich immer dieselbe Zeit ist. Mal zäh und mal galoppierend, aber immer gleich und wir können es nicht ändern. Es ist, als würde sie es aus einer Laune heraus tun. Vielleicht, um uns zu ärgern, wer weiss das schon.

Und ich wünschte, sie würde einfach schneller vergehen. Und gleichzeitg will ich sie anhalten. Will die Welt anhalten, die sich unbarmherzig weiterdreht, ohne Rücksicht auf einen verliebten Volltrottel zu nehmen.

„Niall.“, Abby legt behutsam ihre Hand auf mein Knie und reisst mich mit dieser Geste wieder zurück ins Hier und Jetzt. Ich sehe die Sorge in ihren Augen, als auch ihr Blick wie zufällig die Zeiger meiner Armbanduhr streift. Die Euphorie, die uns beim Losfahren noch festgehalten hat, hat uns schon lange wieder fallen gelassen, wie ein untreuer Liebhaber. „Niall, wir schaffen es pünktlich.“, versucht sie mich trotz allem zu beruhigen, wie ein kleines Kind. Aber sie kann das Zittern meiner Finger nicht besänftigen, oder das Ticken meiner Uhr. Und sie kann mir nichts vormachen. Das leichte Beben ihrer Unterlippe verrät mir ihre Angst.

Ich versuche sie anzulächeln, doch als es mir misslingt, wende ich meinen Blick schnell ab und blicke stattdessen zu Zayn hinüber, der abwesend aus dem Fenster starrt.
Er hat die Augen weit aufgerissen und ich sehe, wie sich in ihren Tiefen das Rot einer vorbeizischenden Ampel spiegelt.
Harry, der die Lippen so fest aufeinander gepresst hat, dass seine Kieferknochen deutlich auf dem ebenmässigen Gesicht hervortreten, fährt wie ein Irrer. Er unterscheidet schon lange nicht mehr zwischen rot und grün, oder zwischen Vorfahrts- und Stopschildern. Er fährt einfach, ohne Rücksicht auf Verluste.
Aber die „Verfolgungsjagd“ macht schon lange nicht mehr so viel Spass, wie am Anfang noch.

04.30 Uhr.
Zwei und halb Stunden noch.

Ich spüre, wie eine unangenehme Übelkeit in mir aufsteigt. Tapfer schlucke ich dagegen an. Wir werden es schaffen, sage ich mir. Wir müssen.
„Okay, Jungs.“, Louis Stimme vom Beifahrersitz zerreist jäh die schwere Stille im Inneren des Wagens. „Ich denke, es ist Zeit für einen Plan.“
Das aufgeweckte Blau seiner Augen blitzt uns entgegen, als er sich nach hinten umdreht. „Niall, hast du dir schon überlegt, wie du Ev finden willst?“, fragt er mich ernst.

Ach Scheisse! Das habe ich ganz vergessen.
Natürlich habe ich mir ausgemalt, wie es sein würde. Was ich sagen würde, wenn sie vor mir stehen würde. Jedes Wort habe ich mir überlegt. Ich habe sie bedächtig zurechtgelegt. Bin sie tausendmal durchgegangen. Habe sie stetig wiederholt, wie ein Gebet. Aber ich habe mir nicht vorgestellt, wie es sein würde, sie zu finden. In meinen Gedanken stand sie die ganze Zeit direkt vor mir. Zum Greifen nahe. Aber die Realität ist anders. Härter.

Teasing is a Sign of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt