escalation

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Harry:

“Well, now that you've got your gun

It's much harder now the police have come

Now I'll shoot him if it's what you ask

But if you just take off your mask

You find out everything's gone wrong.”

(The 1975- Robbers)

Leicht grinsend und mit äusserstem Bedacht, blos kein Geräusch von mir zu geben, öffne ich leise Abbys Hotelzimmertür.

Ich öffne sie nur einen winzigen Spaltbreit, voller Bedacht- und schiebe mich dann mit klopfendem Herzen in das Halbdunkle des Zimmers, in dem noch eine unschuldige morgendliche Stimmung liegt. Perfekt, denke ich zufrieden lächelnd.

Ich spüre das aufgeregte Kribbeln im Bauch, als ich mir ausmale, wie sie auf mein überraschendes Auftauchen reagieren wird. Hoffentlich ist ihr Ärger auf mich inzwischen vollends verraucht und sie freut sich über meine Überraschung.

Gott, ich habe sie so vermisst. Ich konnte es kaum erwarten, wieder Nachhause zu ihr zu fliegen. Eigentlich wäre es ja noch eine gute Woche hin gewesen, aber gestern überkam mich eine so heftige Heimwehattake, wie ich sie schon lange nicht mehr hatte. Die letzten Wochen waren der Horror für mich. Ständig ertappte ich mich dabei, wie ich auch mein Handy linste, in dem wahnwitzigen Denken, dass sie mich vielleicht doch zurückgerufen hatte, um endlich mit mir zu reden.

Es war schliesslich Liam, dem der Kragen platze und der mich Nachause schickte. „Mann, Harry, wir können so nicht arbeiten.“, sagte er, während er sich das kurze Haar raufte. Und dann bin ich einfach geflogen. Scheiss auf meine Arbeit. Scheiss drauf, dass Liam nun mutterseelenallein in LA sitzt. Scheiss drauf, dass ich Paul und den Rest des Managements damit in den Wahnsinn treibe. Selbstlosigkeit war ohnehin noch nie so mein Ding...

Auf Zehenspitzen bewege ich mich durch das dunkle Zimmer. Das einzige Geräusch ist mein klopfendes Herz, das in meinen Ohren nachklingt.

Breit grinsend arbeitet ich mich durch das Zimmer, weiche geschickt den Möbelstücken und ihren Klamotten auf dem Boden aus, bevor ich am Fenster ankomme. Meine Finger zittern leicht, als ich nach dem schweren Stoff des Vorhangs greife. Mit einem Ruck reisse ich ihn auf und wende mich erwartungsvoll zum Bett um.

Und der Anblick, der sich mir dann bietet, ist wirklich... eine Überraschung. Sogar eine so grosse, dass mir der Kiefer herunterklappt und ich ungläubig auf das grosse Bett starre. Mein Überraschungsschrei, mit dem ich meine Freundin aufwecken wollte, bleibt mir im Hals stecken und alles, was ich fertig bringe, ist ein Keuchen. Oder besser gesagt ein Quicken. Total peinlich. Voller Entsetzen.

Wie ein verletztes Tier.

Es ist, als hätte man meine Kehle versätzt. Als hätte man mich dazu gezwungen, Chemikalien zu Schlucken, die in Sekundenschnelle meinen Mund, meine Speiseröhre und meinen Magen verätzen. Und irgendwie schaffen sie es sogar, mein Herz anzugreifen...

...Denn neben der friedlich schlummernden Abby, liegt kein geringerer, als Louis. Louis, mein bester Freund, mein Kollege, mein Helfer in allen Lebenslagen, mein Seelenverwandter, mein Bruder. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre , trägt mein bester Freund kein T-shirt und hat zu allem Übel auch noch die Arme um sie geschlungen. Das Klischee gibt es also tatsächlich?!

Meine Freundin und mein bester Freund, in trauter Zweisamkeit... Der Anblick der Beiden Schlafenden tut so weh, dass ich unwillkürlich ein paar Schritte zurückweiche, nichts als Fluchtgedanken im Kopf.

Teasing is a Sign of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt