Let him go

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Evy:

"Only know you've been high when you're feeling low
Only hate the road when you're missing home
Only know you love him when you let him go" (Passanger- Let her go)

Nachdenklich sitze ich an unserem grossen Küchentisch, der in das unschuldige Licht der jungfräulichen Morgensonne getaucht ist, und rühre angewidert in der Pampe, die vor einer halben Stunde noch Müsli war. Vom Wohnzimmer aus höre ich immer wieder Zayn und Niall, die sich ein erbittertes „Fifa- Spiel" liefern und jedes mal, wenn ich Nialls Jubelschreie vernehme, zucke ich innerlich zusammen.

Freunde.
Wir sind jetzt wieder Freunde.

So, als wäre nie etwas passiert, denke ich verächtlich und sofort wundere ich mich darüber, warum mir diese Tatsache nicht die gewünschte Befriedigung verschafft. Niall und ich haben uns in letzter Zeit irgendwie total entfremdet. Wie oft lag ich Nachts wach im Bett und starrte an die Decke, mit dem unendlich grossen Wunsch, dass doch bitte alles wieder so sein soll, wie früher?
Aber ich empfinde keine Befriedigung. Nicht mal ansatzweise. Nicht mal ein bisschen. Und das wundert mich wirklich. Nein, es wundert mich nicht, es ärgert mich! Warum, zum Teufel nochmal, habe ich nicht das Gefühl, dass endlich alles wieder in Ordnung ist?!

Vielleicht liegt es an Nialls Worten?
„Es tut mir leid, aber ich habe gemerkt, dass unsere Freundschaft wichtiger ist, als das alles. Du hattest recht, das alles war ein Versehen. Es hat nichts bedeutet.“

War es wirklich so falsch, mich zu küssen? Ist es tatsächlich etwas, das man einfach so bereuen kann?! Keine Ahnung, warum es mich auf einmal so stört, aber irgendwie will ich auf einmal begehrenswert sein.
Welches Mädchen will schon hören, dass es ein Fehler war, sie geküsst zu haben? Verdammt! Eigentlich wollte ich doch genau das! Dass Niall endlich wieder zur Besinnung kommt und einsieht, dass das mit uns nicht funktionieren kann.
Es ist alles ganz richtig so, wie es ist, versuche ich mir zumindest einzureden.

Ich schliesse die Augen, um mich endlich wieder abzuregen und atme tief durch. Alles okay, Evelyn.
Doch als ich vor meinem inneren Auge plötzlich sein lächelndes Gesicht und seine durchdringenden, blauen Augen aufflackern sehe und mir dabei ganz warm wird, merke ich, dass es alles andere, als okay ist...
Ich sollte an braune Augen denken, anstatt an Blaue. Ich denke an den falschen Mann und ich kann nichts dagegen tun. Es ist, als ob sich Niall immerzu in meine Gedanken schleichen würde und dort festsitzt, wie eine Zecke.
Zum Teufel! Ich raufe mir die Haare und schiebe angeekelt die Müslischale von mir.

Gott, das alles muss aufhören, uns zwar möglichst schnell. Das ist doch Bullshit!
Ich meine, ich war glücklich! Es war alles okay so, wie es war. Wahrscheinlich bin ich nur so verwirrt, weil Niall mich plötzlich nicht mehr will. Weil er ganz plötzlich wieder zur Besinnung gekommen ist und mich nicht mehr anhimmelt. Weil er zugegeben hat, einen Fehler gemacht zu haben...

Wenn wir ehrlich sind- Es ist doch immer so: Wenn der Junge will, will das Mädchen nicht, aber sobald er kein Interesse mehr zeigt, kann sie an nichts anderes denken. Das ist die altbewährte Methode. So war es schon immer und so wird es immer bleiben....
Ja, denke ich verächtlich- in der Grundschule vielleicht. Aber wir sind erwachsene Menschen!
Ein Grund mehr, der gegen eine Beziehung zu Niall spricht.

Oh Gott, warum denke ich überhaupt darüber nach, wie es wäre, mit Niall zusammen zu sein?!

Vielleicht, weil er so unglaublich gut zuhören kann? Vielleicht, weil er mich hält, wenn es mir schlecht geht? Und unwillkürlich muss ich an seine Arme denken, die mich stark und schützend umfangen. Es passiert irgendwie ganz automatisch, wenn ich die Augen schliesse und ich kann nicht dagegen ankämpfen. Ich denke an seine muskulöse Brust und seinen sanften Atem, der wie zufällig  meine Wange streift. Und dann driften meine Gedanken ab und ehe ich es verhindern kann, denke ich schon wieder an diese unglaublich blauen Augen.
Ich habe die Augen geschlossen und stelle mir vor, wie es sich anfühlen würde, wenn seine weichen Lippen meinen Körper entlangwandern...

„Ev, was machst du da?“, Abigails Stimme holt mich knallhart zurück in die Realität. Erschrocken und auch etwas schokiert von mir selbst, reisse ich die Augen auf. Verdammt, ist das peinlich! Wie konnte ich mich überhaupt nur so gehen lassen?!

Teasing is a Sign of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt