-6.1- Wellentänzerin

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Sie standen sich gegenüber, berührten sich nur hauchzart an den Fingern. Die Strahlen der Sonne tanzte auf ihrer Haut, nur gehüllt in dünnen, seidenen Stoff. Die Bewunderer, die um das Paar herumstanden, waren vom Gefühl des Staunens erfüllt. Die Geister des Meeres erhoben sich aus den Wellen und schwangen zur Musik der Insel. In der Ferne sang ein Chor aus Nymphen ein längst vergessenes Lied, nur, um die beiden zu ehren, die sich für immer die Treue schwören wollten.

Die rote Frau legte ihre Finger auf die Brust des Mannes. Dorthin, wo ein Schlitz im Seidengewand den Blick auf die Narbe freigab, in der sein Herz schlummerte. Das Licht des Tages spiegelte sich rot und golden in dem Stein. 

»Es wird bald dir gehören«, flüsterte der Mann und Ivie schmiegte sich an ihn. Sie spürte den Stein unter ihrer Hand pulsieren. »Ich liebe dich, Makan«, murmelte sie. 

Makan drückte sie sanft von sich fort und schaute sie aus tiefen, dunklen Augen an. Ivie spürte die Macht, die von ihm ausging, aber auch die Liebe. Ein solch unbeschreibliche Liebe... 

»Ich liebe dich auch«, sprach er die Worte, in denen sich die rote Frau immer und immer wieder verlieren wollte. Sie verschränkten ihre Finger ineinander und schritten durch die Gasse aus Bewunderern hinauf zur Mondsichel. 

Das Pärchen stellte sich bis an den Rand der Klippe und überblickte das Meer. Ivie konnte die tiefen Geheimnisse spüren, die diese Welt verborgen hielt. Die Erde selbst flüsterte ihnen in einer Sprache zu, die nur jene verstanden, die sich selbst in den Augen eines anderen wiederfinden konnten. Ivie hatte ihren Seelenpartner gefunden und wo auch immer er hinging, würde sie ihm folgen. Makans Herz würde bald in ihrer Brust schlagen und sie für immer aneinanderbinden.

Ivie wusste, dass sie dafür ihr Mensch sein aufgeben musste. Sie würde zu etwas anderem werden. Doch Wandlung gehörte zum Leben, flocht sie alle ein in den Kreislauf aus Werden und Vergehen.

Ich bin ein Sprössling, der zur Blume wird, ließ sie ihn teil an ihren Gedanken haben. Sie spürte wie Makan in ihren Geist eintauchte und ihre Seele zum Schwingen brachte.

Und ich bin der Gott, der zum Menschen wird, um wahreVollkommenheit zu erlangen.

Herz aus Salz und GlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt