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Ich zog mich in mich selbst zurück und dachte darüber nach, was das eben gewesen war. Rein nüchtern betrachtet, war es gut, dass ich mich endlich gegen Selina aufgelehnt hatte, aber ich wusste sehr wohl, wie viel mehr dahintersteckte. 

In mir schlummerte etwas. Eine Kraft. Und ich wusste nicht, was sie mit mir machte und wohin sie mich führen würde. Hätte ich Selina ernsthaft wehgetan, wenn Flynns Worte mich nicht aus diesem Macht-Zustand gerissen hätten? Dabei konnte ich mich sehr wohl als Pazifist bezeichnen. Vielleicht wäre aber auch gar nichts passiert. Schließlich befand sich der Matheraum nicht gerade in Meeresnähe. Und was, wenn wir am Strand gewesen wären? 

Ich biss mir auf die Innenseite der Unterlippe und schrieb die Formeln ab, die Herr Schneider gerade an die Tafel schrieb. Es brachte mich nicht weiter, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Es war ja nichts passiert. Uns allen ging es gut und was ich Selina an den Kopf geworfen hatte, bereute ich nicht. Das Gefühl von Stolz legte sich über mein schlechtes Gewissen und meine Sorge. 

Endlich hatte ich mal meine Klappe aufbekommen. Grinsend blickte ich auf meinen Block, um mir das, was ich abgeschrieben hatte, noch einmal durchzulesen. Ich bereute es sofort.

Das Blut sackte mir in die Füße. Mir wurde kalt und übel. Dort, wo eigentlich Zahlen und Buchstaben einer Gleichung stehen sollten, stand in großen Lettern:

DIE ROTE FRAU HAT DAS MEER IN BLUT GETRÄNKT. ES VERGISST NICHT. NIEMALS.


Herz aus Salz und GlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt