-17.2-

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... Mein blauschillernder Drache hatte Ivie zu Boden geworfen und kam nun auf mich zu. Sein Blick schwenkte dabei zu Flynns Körper, der bisher unversehrt geblieben war. Unversehrt und doch tot.

Unter hellen Flammen verwandelte er sich in einen Menschen und ging vor mir in die Knie. 

»Yara! Was, was ist passiert?« Sein Blick schweifte über meinen bewegungslosen Körper, dann machte er Anstalten, mich auf die Arme zu nehmen. »Ich bring dich hier weg. Dich und ... und Flynn.«

»Klara ist die rote Frau! Sie hat ihn ermordet, sie ... «, keuchte ich. Aus dem Augenwinkel sah ich gerade noch, wie sie auf uns zu gestürmt kam. »Pass auf!«

Liam wirbelte herum und hob abwehrend seinen Arm. Ivies Klauen durchbohrten ihn, als wäre er ein Stück Butter. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Liam starrte Klara entgegen, ohne einen Murks zu machen. Ein Pulsieren breitete sich kreisförmig von ihm aus. Blaue Schuppen wuchsen über seine nackte Haut. 

»Du hast etwas, das mir gehört«, knurrte er und griff nach dem Drachenherz, das Ivie in ihrer Brust trug. Die rote Frau wich zurück. Ein gespenstisches Lächeln umspielte ihre Lippen. 

»Und hier wird alles enden«, sagte sie und das Rauschen des Meeres schien ihre Worte zu unterstreichen. »Siehe doch, oh letzter Drache. Ich bin die Richterin deiner Gattung. Ich habe deinem einzig verbleibenden Freund das Genick gebrochen. Ich bin all dein Leid und all dein Schmerz!«

Liam sprang auf und stürzte sich auf sie. Ein Wirbel aus fauchenden Flammen hüllte die beiden ein. Der Boden bebte und dröhnte, die Wellen bauschten sich auf, doch Ivie schaffte es, Liam von sich zu stoßen. 

Dieser hustete und spuckte Blut in den Sand. 

»Liam«, rief ich in Gedanken und versuchte mich aufzusetzen, doch sofort fing ich an zu zittern und ein schlimmes Stechen in der Brust ließ mich nach Luft japsen. 

»Ich werde sie töten«, rauschten seine Gedanken voller Zorn durch mich hindurch und entfachten ein goldenes Feuer in meinem Weltenmeer. »Für das, was sie getan hat. Ich kann sie schreien hören. Meine Famili-« Liams Gedanke brach abrupt ab, als Klara ihn gegen die Brust trat. Er taumelte nach hinten. Zischende Flammen hüllten ihn ein. Blaue und rote Lichter tauchten wie aus dem Nichts auf und strömten zu ihm herbei. Liam wollte sich wieder in einen Drachen verwandeln, doch Ivie schnellte vor, packte ihn an der Kehle und warf ihn zu Boden. 

»Der Fluch hat dich beinahe verzehrt«, sagte sie. »Du bist nur noch ein Schatten deiner selbst.«

Ich konnte sehen, wie der Sand in Bewegung geriet und Liams Oberkörper einhüllte. Er drehte und wand sich. Und zuerst schien er den Fesseln mit Leichtigkeit entkommen zu können, doch dann fingen seine Beine und Arme an zu zucken. Es sah aus, als litt er unter Krämpfen. 

»Liam!«, versuchte ich zu schreien, doch brachte nur ein heiseres Flüstern hervor. Der Sand um ihn herum explodierte mit einem Knall in alle Richtungen. Liam richtete sich hustend auf. Erneut spuckte er Blut aus. Klara ging in die Knie, drehte sich und brachte ihn mit ausgestrecktem Bein zum Fall. Dieses Mal schien er keine Chance gegen die Fesseln aus Sand zu haben, die sich sofort wieder um ihn legten. 

»Yara«, tasteten seine Gedanken über meinen Ozean. Ich biss die Zähne zusammen, drehte mich auf den Bauch und versuchte vorwärtszukriechen. »Du musst fliehen. Yara. Bitte ... «

»Nein.« Selbst wenn ich gewollt hätte, dafür fehlte mir die Kraft. Ich würde bleiben. 

Ivie beugte sich über Liam. Aus ihren Fingern strömte ein Gespann aus Feuerfäden, die sich knisternd um seinen Hals, die Schultern und Arme schlangen. Liam schrie auf, doch der Schrei endete in einem weiteren Hustenanfall. Ivie wandte Liam den Rücken zu und sah zu mir herüber. Sie breitete die Arme aus. 

Herz aus Salz und GlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt