38.

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Mit einem seufzen schließt Aéryn die Tür zu Ihrem Haus auf. Sie streift die Schuhe von den Füßen und wirft sie in die nächste Ecke. "Endlich." ,seufzt sie. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich ziehe ebenfalls meine Schuhe aus und hänge meine Jacke auf. Für einen Moment beobachte ich Aéryn, die Gedankenversunken ihr Handy checkt. Der Abend mit Ihr und ihren Freunden war richtig schön. Es tat gut unter Leute zu gehen, zusammen etwas mit Aéryn zu unternehmen. Aus dem Haus zukommen. Nach unserem Ausflug letzte Woche, hab ich mich doch ziemlich zurückgezogen. War in Gedanken an Elisa versunken. Versuchte das schlechte Gewissen beiseite zu schieben, das ich an dem einen Morgen mit Aéryn im Arm aufwachte und es nicht bereute. Tagsüber war ich gut durch die Firma und die arbeiten an Agathe abgelenkt, aber Nachts trafen mich die Gedanken mit voller Wucht. Oft war ich kurz davor das Telefon in die Hand zu nehmen und Aéryn anzurufen. Doch ich lies es. Wie sollte ich ihr erklären, das mein schlechtes Gewissen daraus bestand das mir es gefallen hatte mit ihr aufzuwachen? Vielleicht war es ja auch einfach nur die Tatsache die mir gefallen hatte mit jemanden aufzuwachen?

"Möchtest du noch etwas trinken? Oder willst du schon schlafen gehen?" ,reißt mich Aéryn aus meinen Gedanken. Mein Auto hab ich vor dem Pub stehen lassen. Ich bin jetzt nicht betrunken, aber mit Auto fahren wird das heute nichts mehr. Aéryn hat mir ihr Gästezimmer angeboten, was ich dankend abgenommen habe. "Was trinken klingt gut." ,sage ich mit einem Lächeln. "Geh schonmal vor. Ich hole den Wein." ,sagt sie lächelnd und ist schon Richtung Küche verschwunden. Im Wohnzimmer angekommen, lasse ich mich mit einem seufzen auf die Couch fallen. Mein Kopf dröhnt leicht und der Hals kratzt von dem Rauch im Pub. Ich lehne den Kopf nach hinten und schließe kurz die Augen. "Ich hoffe Rotwein ist ok." , höre ich Aéryn fragen. Ich höre wie sie Gläser auf den Tisch stellt. Ich richte mich wieder auf und nicke lächelnd. Sie reicht mir ein Glas und setzt sich mit Ihrem ans andere Ende der Couch. Mit einem Lächeln sieht sie mich an. "Der Abend war wirklich schön...du scheinst dich mit den Jungs gut zu verstehen." ,stellt sie mit einem Lächeln fest. "Ja...wir haben uns Donnerstag zu einem Männerabend verabredet." ,gebe ich grinsend preis. "Sehr gut...damit der Einsiedlerkrebs mehr unter Leute kommt." kichert sie und trinkt einen Schluck. "Ja...der hat sich doch sehr in sein Schneckenhaus zurückgezogen gehabt. Aber da gibt es jemanden, der ihn immer wieder etwas aus dem Haus lockt. Sie passt auf das ich genug unter Menschen komme." Aéryn lacht leise und nickt dann. Sie sieht mich an und dreht ihr Weinglas in der Hand. "Weißt du...ich glaub...dir ist garnicht bewusst wieviel du für mich...für uns tust." ,sagt sie leise. Nach einer kurzen Pause sagt sie: "Vielleicht klingt das ja auch total blöd...aber egal wie schwer es sich manchmal alles anfühlt, es ist doch irgendwie leichter. Ich weiß das du da bist. Mir zuhörst und mich ablenkst. Alles macht irgendwie mehr Spaß." Sie presst die Lippen aufeinander und läuft leicht Rot an. "Das hört sich nicht doof an...ich kann das nur zurück geben..." ,sage ich mit einem Lächeln. Aéryn erwidert dieses.

Sie stellt ihr Glas ab, stützte ihren Kopf auf der Hand ab. "Darf ich dich etwas fragen?" ,frage ich vorsichtig. "Ja..." ,antworte sie kaum hörbar. "Was fehlt dir im Moment in deinem Leben am meisten?" ,ich sehe wie sie schluckt und dann kurz lächelt. "Genau das hier...Abends zusammen sitzen. Ein bisschen was trinken. Etwas quatschen. Eben nicht allein sein." Mir fehlt genau das selbe. Das hier vermisse ich wirklich am meisten. "Es fehlt eben eine starke Schulter zum anlehnen. Jemand bei dem man sich geborgen fühlen kann." ,sagt sie fast lautlos. Nervös zuppelt sie am Saum ihres Shirts. Es wirkt ganz so als ob ihr das hier unangenehm ist. Doch das brauch es nicht. "Es muss dir nicht unangenehm sein...mir geht es ganz genauso." ,gebe ich ihr zu verstehen und sie lächelt erleichtert. "Naja...wenn du magst...meine Schulter ist vielleicht nicht so stark...aber ich glaub...an die kann man sich gut anlehnen..." ,murmel ich, verwundert über meinen Mut dies auszusprechen. "Ich bin da...immer...wenn du dich einsam fühlst...oder nicht." ,sage ich leise. Was ist nur los mit mir? Unsere Blicke treffen sich und ich versinke in Ihren Augen. Unsicher sieht sie mich an. Ich rutsche ein bisschen näher zu ihr. "Möchtest du her kommen?" ,frage ich leise und halte ihr meine Hand entgegen. Sie scheint eine gefühlte Ewigkeit zu überlegen, bevor sie meine Hand ergreift und ich sie zu mir ziehen kann. Unsicher sitzen wir beieinander. Noch immer halte ich ihre Hand und beginne mit ihren Fingern zu spielen. In mir steigt der Wunsch auf, sie einfach nur in den Arm zu nehmen. Sie an mich zu ziehen. Mein Gesicht in ihrer Halsbeuge zu vergraben. Ich atme tief durch, ziehe sie in meine Arme und lasse mich zurück sinken. Wir liegen dicht zusammen, einander zugewandt. Ihre Augen wandern über mein Gesicht. Sie seufzt leise auf und kuschelt sich dann an mich.

Ich schließe die Augen. Atme ihren Duft ein und lehne meinen Kopf an Ihren. Warum fühlt sich das so gut an ihr so nah zu sein? Mein Gedankenkarusell will beginnen sich zu drehen. Doch ich will nicht das die kleine fiese Stimme in meinem Kopf anfängt zu reden. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht Heute. Ich möchte diesen Moment einfach nur genießen. Nicht nachdenken. Nichts negatives fühlen. Ich seufze und vergrabe mein Gesicht in Aéryns Halsbeuge. Sie schmiegt sich näher an mich und seufzt leise. Ich würde so gerne ihre Haut spüren, ihr ein bisschen näher kommen. Mein Puls rast und meine Atmung beschleunigt sich. Ich bin nervös. Fühle mich wie ein Teenager. Was wenn sie das hier alles nicht will? Meine Hand zittert, als ich sie vorsichtig auf ihre Hüfte lege. Meine Finger streichen vorsichtig darüber. Berühren eine Stelle nackter Haut. Ihre Atmung geht schneller. Sie schließt die Augen und sieht mich dann direkt an. Ich wende meinen Blick zu ihr und es bildet sich ein Lächeln auf ihren Lippen. Ihr scheint es genauso zu gehen wie mir. Sie streichelt über meine Hand die jetzt auf ihrem Bauch ruht und ich spüre, dass es ok ist für sie. Vorsichtig schiebe ich meine Hand unter ihr Shirt und höre wie Aéryn einmal tief einatmet. Meine Fingerspitzen wandern über ihre weiche Haut. Ich schließe die Augen, spüre ihre Hand an meinem Nacken wo sich augenblicklich eine Gänsehaut bildet. „Es ist so schön, dass du hier bist." Aéryn spricht so leise das ich Mühe habe sie zu verstehen. Ihr Hand spielt kurz mit einer Strähne meiner Haare, wandert dann auf mein Gesicht. Ich spüre ihre Hand auf meiner Wange, während meine immer noch ihren Bauch streichelt. Ich weiß nicht ob es richtig ist was ich hier tue, aber was sich so gut anfühlt kann nicht falsch sein. Ihr Blick wandert über mein Gesicht, während sie mit ihren Fingern jede einzelne Kontur nachzeichnet. Ich schließe die Augen. Genieße ihre zarten Berührungen. Seufze leise. Als ich die Augen wieder öffne, trifft mich ihr Blick. So sanft und doch so neugierig. Ihre Hand streicht meinen Hals entlang und streicht dann über mein Hemd und bleibt am Zaum stehen.

Unaufhörlich schlägt mein Herz gegen meine Brust, während meine Hand immer weiter über ihren Bauch streicht. Ihre Hand ruht auf meinen Bauch. Wartet nur darauf unter mein Hemd zu rutschen und mich zu berühren. Ob es weh tut? Noch nie hat jemand meine Narben berührt außer den Pflegern, den Schwestern oder den Ärzten. "Tut es weh wenn ich sie berühre?" ,fragt sie kaum hörbar. "Ich...ich weiß nicht..." ,stammel ich. "Darf ich?" ,wispert sie und kaum merklich nicke ich. Als ich spüre wie sie Ihre Hand vorsichtig unter mein Hemd schiebt, seufze ich leise und schließe die Augen. Behutsam, sanft und zärtlich streicht sie über meinen Bauch. Unweigerlich halte ich die Luft an, als sie die erste Narbe berührt. Ich warte darauf das es wehtut. So wie es oft der Fall gewesen ist, wenn die Pfleger die Narben berührten um zu sehen ob alles heilt. Doch der Schmerz bleibt aus. Es ist nicht unangenehm, eher das Gegenteil ist der Fall. Es fühlt sich gut an, wie ihre zarten Finger über jede einzelne Narbe streichen, meine Haut berühren. Ich entspanne mich. Vergrabe mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, während sie weiter über die Narben streicht. "Das fühlt sich gut an..." ,hauche ich und spüre Aéryns Lächeln. Während wir die Nähe und die Hände des anderen genießen, vergessen wir alles um uns herum. Wie lange wir so da liegen...ich kann es nicht sagen. Zu sehr bin ich damit beschäftigt diese neue Nähe zu genießen. 

Lighthouse-Taigh SolairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt