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Mein Blick ist starr auf die Straße gerichtet, während meine Hände das Lenkrad umklammern. Die kleine schmale Straße erfordert meine volle Konzentration. Ich bin sie vor Jahren schon einmal gefahren. Mit viel Kribbeln im Bauch und noch mehr Herzklopfen. Ich war aufgeregt, wie ein kleines Kind. Oben auf dem Gipfel sollte der Rest meines Lebens beginnen. Doch hätte ich geahnt, das der Rest meines Lebens ein Ablaufdatum hat, ich hätte es viel bewusster genossen. Wer denkt schon gerne daran, das etwas vergänglich ist? Das irgendwann alles zu Ende ist? Seit gefühlt Stunden fährt das Auto die Straße hinauf, während ich versuche das meine Gedanken nicht die Oberhand gewinnen. Ich habe keinen Blick für die Bäume die eine bunte Farbe bekommen. Oder diesen Wahnsinnsausblick, den man schon beim hochfahren hat. Ich bin damit beschäftigt Aéryns traurigen Blick aus meinen Gedanken zu schieben. Den Blick wie sie mich ansah, als ich ihr sagte das ich wegfahre. Um Zeit für mich zu haben, weil ich das Gefühl habe es zu brauchen. Weil ich allein sein möchte. "Es ist ok. Nimm dir die Zeit die du brauchst." ,waren ihre Worte. Doch in Ihren Augen lag pure Angst. Sie hat Angst das ich für immer gehen werde. Das ich diese Zerrissenheit nicht mehr ertrage, die sich in den letzten beiden Wochen doch wieder in den Vordergrund geschoben hat. Der Besuch meiner Geschwister war ein voller Erfolg gewesen. Wir konnten uns aussprechen und haben uns wieder angenähert. Es tat gut das sie da waren und als sie wieder fuhren, war es ein komisches Gefühl. Und doch hat Ihr Besuch wieder Wunden aufgerissen. Wunden die nicht wieder nach ein paar Tagen zugingen, wie sonst auch. In mir wuchs der Wunsch ein paar Tage für mich zu sein. Ich weiß das Aéryn mir zur Seite gestanden hätte, aber ich wusste das es diesmal nicht so einfach wäre. Ich das wirklich für mich allein machen musste. Ziemlich schnell hatte ich den Entschluss gefällt, das es dieser kleine Ort in Südfrankreich werden würde. Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus und die kann doch nur richtig sein. Oder?

Ich kann ein seufzen nicht unterdrücken. 5 Tage bin ich jetzt schon hier. Ich wollte eigentlich nur die Kirche anschauen, fand aber keinen Mut hinzugehen. Bis heute. Ich habe mich in einer kleinen Pension unten im Ort eingemietet, mir die schöne Gegend angeschaut. Die Ruhe genossen und versucht meine Gedanken zu sortieren. Ich parke das Auto vor der kleinen unscheinbaren Kirche. Hier haben Elisa und ich geheiratet. Lange hatten wir überlegt wo wir heiraten. Deutschland war für mich unvorstellbar gewesen. Ich hätte einfach permanent Angst gehabt, das es jemand mitbekommt und wir an diesem besonderen Tag nicht alleine wären. Schnell fiel die Wahl auf Südfrankreich. Wir haben einige schöne Urlaube hier verbracht gehabt. Unbeobachtet. Völlig frei und doch nah genug, das es unsere Familien und Freunde nicht weit hatten. Mein Blick haftet auf der großen schweren Holztür. Meine Gedanken versetzen mich zurück und sofort ist alles wieder da. Wie nervös ich damals war, als ich hier vor 9 Jahren ankam. Ich hatte das Gefühl meine Beine waren aus Gummi. Ich war völlig überdreht gewesen. Hatte viel zu viel Kaffee getrunken, weil ich die Nacht kaum schlafen konnte. Zu allem Überfluss waren wir auch noch eine Stunde zu früh. Ich hatte Jimmy und Max so sehr genervt, das ich nicht zu spät kommen wollte. Beide zogen mich damit auf, das ich jetzt noch länger auf meine Braut warten müsste. Was meiner Nervosität nicht gerade behilflich war. Das war eine Nervosität, die ich noch nie zuvor gekannt hatte. Die Nervosität vor Auftritten, Interviews oder Konzerten wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Ich weiss was ich dagegen tun kann. Wie ich mich ablenke. Aber auf die Nervosität vor meiner eigenen Hochzeit, war ich nicht vorbereitet. Niemand hatte mir gesagt, das ich schon Tage zuvor vor lauter Nervosität nicht essen oder schlafen konnte.

Ich atme einmal tief durch, schließe die Augen und steige dann aus. Mit wackligen Beinen gehe ich die Treppen zur Tür hinauf und drücke dann die Tür auf. In die Kirche fällt etwas Sonnenlicht. Sie sieht noch genauso aus wie vor 9 Jahren. Nur die weißen Blumengestecke an den Kirchenbänken fehlen. Ich muss schlucken und mir wird schwer ums Herz. Ein Gefühl durchströmt mich, was schwer zu Erklären ist. Eine Mischung aus Freude, Wehmut und Trauer. Ich bin hier an dem Ort, an dem ich meinen schönsten Tag verlebte. Aber allein. Ohne Elisa. Ich setzte mich in eine der Kirchenbänke und kämpfe gegen meine Tränen an. Ich sehe mich am Altar stehen. Nervös warte ich auf meine Elisa. Jimmy der neben mir steht, lächelt mich verschmitzt an. "So nervös habe ich dich noch nie gesehen." ,zog er mich auf. Ich versuche ihn zu ignorieren, zu nervös macht es mich. Suchend wandert mein Blick durch die Kirche, immer auf der Suche nach ihr. Immer wieder habe ich Angst das sie es sich anders überlegt. Nicht kommt. Die Musik erklingt und mein Puls begann zu rasen. Und plötzlich war sie da. Geführt von Bernd. Sie sah so wunderschön aus, in diesem traumhaften weißen Kleid, das so ihrer Figur schmeichelte. Ihre Augen strahlten und dieses zauberhafte Lächeln lag auf ihren Lippen. Ich presse die Lippen aufeinander,schließe die Augen und lasse den Tränen freien Lauf.

Lighthouse-Taigh SolairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt