Die Hände tief in den Taschen vergraben laufe ich am Strand entlang. Der Wind pustet mir scharf ins Gesicht und immer wieder mischen sich einige Regentropfen darunter. Bosko läuft hechelnd neben mir, schaut immer wieder hoch, als wenn er meine trüben Gedanken lesen könnte. Immer wieder muss ich an den Tag gestern mit Aéryn denken, an ihre weichen Hände auf meiner Haut. Wir waren uns so nah. In diesem Moment, da hat sich alles so gut angefühlt, so richtig. Ihre Hände die so sanft und zart über meine Narben gestrichen haben und dann meine Hände auf ihrer Haut, meine Finger die über Haut gefahren sind, das samtige Gefühl. Ich seufze und ziehe den Kopf ein. Es folgte ein wirkliches Hochgefühl. Ich schwebte wie auf Wolken. Die Erkenntnis, das das mit Aéryn und mir mehr ist, fühlte sich richtig an und gut. Auch als ich sie am Abend nach Hause fuhr, hielt dieses Hochgefühl an. Doch als ich dann allein in meinem Bett lag, traf mich mein schlechtes Gewissen mit voller Wucht. Ich hab die Nacht wach gelegen, konnte nicht schlafen. Immer wieder musste ich an Elisa denken. Es schlich sich ein Gefühl ein, das ich Elisa betrogen habe. Das ich meinem Gefühl nachgegeben habe, fühlte sich mit einem Mal schlecht an. Auch wenn ich weiß das diese Gedanken Blödsinn sind. Aber noch immer nagen diese Gedanken an mir. Lassen mich nicht los, auch wenn ich noch so sehr versuche dagegen anzukämpfen. Immer wieder flüstert die Stimme in meinem Kopf, das ich mich habe gehen lassen. Das ich mich nicht unter Kontrolle gehabt habe. Ich bleibe stehen und lege seufzend den Kopf in den Nacken. Ich weiß ja das diese Gedanken Blödsinn sind, aber die Stimme in meinem Kopf ist lauter. Wenn es wirklich falsch ist...wieso hat es sich dann so gut angefühlt? So richtig? Ich möchte das schöne Gefühl von gestern Abend zurück. Immer wieder versuche ich mir Aéryn ins Gedächtnis zu rufen. Das Gefühl ihrer samtigen Haut, aber das Hochgefühl kommt nur kurz und verschwindet dann gleich wieder. Vielleicht weiß Marina einen Rat? Mein Blick fällt auf meine Uhr. Sie sollte jetzt gleich im Café sitzen. Es wird sicherlich nicht schaden, mal vorbei zu sehen.
"Was sehen meine müden, alten Augen da? Ich glaub das muss ein Geist sein." , ruft Marina laut und legt sich theatralisch die Hände auf die Brust. Das ganze Café lacht. "Musst du jedesmal gleich so ein Theater veranstalten, wenn wir uns mal zwei Tage nicht sehen?" ,frage ich lachend und gehe zu ihr. "Hallo? Das waren fünf Tage. Fünf. Nicht zwei. In der Zeit sind Julia und ich schon zweimal von einer Weinverkostung geflogen." ,lacht sie. Grinsend schüttel ich den Kopf und lasse mich auf den Stuhl fallen. Ciara, die Kellnerin kommt mit einem breiten lächeln auf mich zu. Wie zufällig berührt sie mich an der Schulter, was Marina grinsen lässt. "Möchtest du das selbe wie immer?" ,fragt sie mit einem zuckersüßen Lächeln. "Gerne." ,ich ringe mich zu einem lächeln ab. "Ich glaub die steht auf dich." Ich zucke mit den Schultern. "Lenke nicht ab. Warum seit ihr schon wieder von einer Weinverkostung geflogen?" ,frage ich und sehe Marina an, die zu kichern beginnt. "Naja...vielleicht waren wir nicht mehr allzu nüchtern...haben den Kellner angegraben. Zuerst fand er es noch witzig aber als Julia dann quer durch das Restaurant 'isch liebä disch schätzelein' gerufen hat, war es dann aus. Oder es war weil wir völlig schief irische Lieder gesungen haben." Sofort habe ich ein Bild von Julia und Marina im Kopf. Beide verlassen torkelnd und aneinander gelehnt das Restaurant. Ich kann nicht anders und muss loslachen. "Findest du die Story witzig? Die feine Gesellschaft fand uns ober peinlich." ,kichert Marina. "Keine Ahnung...aber die Bilder in meinem Kopf sind witzig." ,lache ich. "Schön das ich dich zum Lachen bringen kann." ,grinst Marina. "Das schaffst du doch immer." ,gebe ich lächelnd zurück. Marina lächelt und sieht mich dann ernst an. "Also...was bedrückt dich? Warum suchst du die Gesellschaft einer unverbesserlichen alten Dame." ,fragt sie mich. "Weil die alte unverbesserliche, aber ziemlich liebenswürdige Dame, immer einen guten Rat auf Lager hat." ,seufze ich leise. "Es geht um Aéryn." ,stellt sie fest. Erstaunt seh ich sie an. "Hey...ich bin zwar alt, aber so vergesslich noch nicht." ,kichert sie. "Als du das letzte Mal bei mir warst, ging es auch um sie. Gefühlt, scheint es euch nur noch im Doppelpack zu geben." ,sinniert sie. Ich seufze leise und lehne mich zurück. "Ich weiß nicht wie ich es erklären soll...wo ich anfangen soll. Wie ich es beschreiben soll." , beginne ich zu stammeln. "Ein ziemlich weiser Mann hat mal gesagt, man beginnt am Anfang..." ,schmunzelt Marina. Etwas gequält seh ich sie an. Sie seufzt leise. "Das schlechte Gewissen? Immer noch?" ,fragt Marina vorsichtig. "Ich...ich...glaub das..." ,ich breche ab und fahre mir mit den Händen durch die Haare. "Da ist mehr...und ich...es fühlt sich gut an, aber gleichzeitig fühle ich mich als wenn ich Elisa verrate..." ,bricht es aus mir raus. Sie legt ihre Hand auf meine. "Ich weiß genau was du meinst." ,sagt sie leise. Ich seufze und sehe sie an. Nur am Rande bekomme ich mit wie Ciara mir Tee und Kuchen hinstellt. Ich umfasse die Tasse mit dem dampfenden Tee. "Wenn nicht du wer dann..." ,seufze ich leise. "Was sagt Aéryn dazu?" ,fragt Marina sanft. Ich schüttel den Kopf. "Sie weiß es nicht..." ,gebe ich zu bedenken. Ich spüre Marinas bohrenden Blick auf mir. "Ich...ich hab das nur für mich festgestellt...und jetzt weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll. Gestern hat sich das so verdammt gut angefühlt...auch als ich sie nach Hause fuhr...aber in der Nacht nicht mehr." ,sage ich kaum hörbar.
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Lighthouse-Taigh Solair
Fanfiction"Die Liebe ist, wie ihr wisst, die eine Kraft, die man nicht erklären kann, die nicht auf einen chemischen Prozess reduziert werden kann, sie ist der Leuchtturm, der uns den Weg nach Hause weist, wenn wir allein sind und sie ist das Licht das un...