2 Wochen später.
Mit geschlossenen Augen sitze ich auf dem Waldboden. Ich höre die Vögel zwitschern und den Wind der die Blätter zum Rauschen bringt. Ich lehne mich an den Baum hinter mir und öffne die Augen. Die Sonne kämpft sich durch die vielen bunten Blätter und zaubert ein wundervolles Bild. Alles hier wirkt so friedlich. Die Ruhe die dieser Ort ausstrahlt geht auf mich über und ein Gefühl der Zufriedenheit durchströmt mich. Als wir heute hier ankamen war ich innerlich aufgewühlt. Unsicher darüber was mich erwartet. Ob wir mit der Beerdigung Marina auch nur im Ansatz gerecht werden. Ob alles so ist, wie sie sich das vorgestellt hat. Fast zwei Wochen sind seit ihrem Tod vergangen. Zwei Wochen in denen wir die Beerdigung geplant haben. Marina hatte Daniel in ihren letzten Tagen, ihre genauen Vorstellungen gesagt und wir haben versucht sie umzusetzen. Marinas Wünsche sind genauso ungewöhnlich, wie sie es wahr. Sie hat allen quasi verboten, in dunkler Kleidung zu kommen. Bunt soll alles sein, so wie das Leben. Als ich an Julias Reaktion denke, huscht mir ein Lächeln übers Gesicht. "Das zahle ich ihr heim. Nicht nur, das sie sich jetzt einfach aus dem Staub gemacht hat. Nein. Jetzt zwingt sie mich auch noch aus meiner liebsten Farbe." Danach hielt sie Daniel, Aéryn und mir einen ellenlangen Vortrag das schwarz sehr wohl eine fröhliche Farbe ist. Nachdem ich sie nach Hause gefahren hatte, war ich mir nicht wirklich sicher ob sie Marinas Bitte folgen würde. Als wir sie heute schließlich abholten, öffnete sie uns in einem ziemlich bunten Outfit die Tür. Blaue Hose trifft auf gelbes T Shirt. Ich kämpfte mit mir, nicht sofort in lautes Gelächter auszubrechen. "Julia neben dir wirke ich heute richtig blass." ,grinste ich ihr entgegen. "Du willst heute wohl eins mit der Natur werden?" ,grinst sie. "Grüne Hose und grünes T Shirt? Fehlen nur noch die roten Haare und du gehst als Kobold durch." ,lachte sie. "Das hab ich ihm verboten. Die Frisur ist im Moment schon kritisch genug." ,kicherte Aéryn. Sie findet ja das ich anscheinend Streit mit meinem Friseur gehabt habe, aber in der Tat war die kurze Überlegung da mir nur für heute die Haare Rot färben zu lassen.
Marina hat sich dazu entschieden in einem sogenannten Friedwald beerdigt zu werden. Ein Friedhof sei ihr zu normal. Für eine waschechte Irin, schon ein ungewöhnlicher Wunsch und doch passt er perfekt zu ihr. Mitten im Wald unter einem Baum begraben. Marina liebte die Natur und bald ist sie wieder eins mit ihr. Ich richte meinen Blick auf die kleine Andachtsstelle, auf denen einige Holzbänke stehen. Es hängen überall Luftballons. Es gibt ein Büfett und ihre Playlist mit irischen Traditionells läuft. Gefühlt ist ganz Greencastle da, überall tummeln sich Leute in bunter Kleidung ,unterhalten sich und lachen. Die meisten von Ihnen kennen Marina schon ihr ganzes Leben. Sie erzählen Geschichten das man mit Marina immer die besten Streiche aushecken konnte. Das es mit ihr nie langweilig wurde. Man mit ihr viel Lachen, aber auch weinen konnte. Das sie für jede Lebenslage einen Rat hatte. Ihre Ratschläge werden mir wirklich fehlen. Mitten drinnen steht Marinas Urne. Mitten im Leben. Marinas Urne haben wir vor etwa einer Woche angemalt und jetzt zieren sie ein paar Regenbögen und viele Herzen. Eine Sonne gibt es auch.
Immer wieder habe ich in den letzten Tagen an Elisas Beerdigung denken müssen. Wie sie wohl wahr? So fröhlich wie hier bestimmt nicht, fand sie doch statt als ich noch im Koma gelegen hatte. Ob sie auch an alle ihre Lieblingslieder gedacht haben? Nie hab ich in den letzten Monaten auch nur einen Gedanken daran verschwendet. Erst bei den Vorbereitungen zu Marinas Beerdigung kamen diese Gedanken und lassen mich seitdem nicht mehr los. Warum interessiert mich das gerade jetzt? Ist es der Punkt der zum abschließen dieses Kapitels fehlt? Der Wunsch ist da. Ich möchte diesen Teil hinter mir lassen. Elisa wird immer Teil meines Lebens sein, aber ich will nach vorne sehen. Mein Blick wandert zu Aéryn. Ich habe mir in Frankreich geschworen, nicht mehr zwischen den Welten zu hängen. Ich will mich auf das jetzt konzentrieren. Auf Aéryn und auf Danny. Ich liebe diesen ganz normalen Alltag mit ihr. Frühs neben ihr aufzuwachen und jeden Abend neben ihr einzuschlafen. Einfach jeden Tag ganz bewusst mit den beiden zu verbringen. Ich liebe die beiden von ganzem Herzen. Aéryns Anblick lässt mein Herz höher schlagen. Sie trägt ein knie langes rotes Kleid, welches ihre Figur umschmeichelt. Ihre erdbeerblonden langen Haare hat sie zu einem seitlichen Zopf geflochten. Sie und Cécile unterhalten sich angeregt mit dem Pfarrer. Dieser hat mit seinem Outfit für einige Lacher gesorgt. Schließlich sieht man einen Pfarrer selten in roter Hose und quietschbunten Hawaiihemd. Das Lachen der Kinder hallt durch den Wald. Sie haben ziemlich viel Spaß dabei, die Seifenblasen die Noah in die Luft pustet, kaputt zumachen. Mitten drinnen Danny. Auch er lacht und springt immer wieder in die Luft. Er strahlt über das ganze Gesicht und seine Wangen sind gerötet. Während ich Danny, Fiona und die andere Kids beobachte, spüre ich plötzlich eine Hand an meiner Wange. Ich zucke kurz zusammen und sehe dann in Aéryns Gesicht. "Es ist Zeit." ,sagt sie kaum hörbar. Ich lasse mir von ihr aufhelfen und ziehe sie sofort in meine Arme. "Ich hab irgendwie Angst davor." ,sagt sie leise und zeichnet mit ihren Fingern, den Kragen meines Shirts nach. Ich streiche ihr eine Strähne hinters Ohr. "Ich bin bei dir." ,flüstere ich und lege meine Lippen auf ihre. Vorsichtig erwidert sie den Kuss. "Ha! Ich hab die Wette gewonnen. Jetzt kriege ich von dir eine Woche Frühstück im Bett." ,hören wir Maddie triumphierend rufen. Mit einem Lachen lösen wir uns voneinander. Maddie sieht uns an und grinst breit. "Ihr hättet wirklich mal was sagen können." ,stöhnt Rosie und boxt mir gegen den Oberarm. Sie zeigt auf Maddie und sagt: "Jetzt darf ich die da eine Woche lang bedienen." Henry lacht laut auf und legt den Arm um seine Frau. "Paddy kann ja nichts dafür, das du Tomaten auf den Augen hast."
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Lighthouse-Taigh Solair
Fanfiction"Die Liebe ist, wie ihr wisst, die eine Kraft, die man nicht erklären kann, die nicht auf einen chemischen Prozess reduziert werden kann, sie ist der Leuchtturm, der uns den Weg nach Hause weist, wenn wir allein sind und sie ist das Licht das un...