Der Wind drückt den Regen gegen die Fensterscheibe. Die Tropfen erkämpfen sich ihren Weg nach unten. Ohne Rücksicht auf Verluste, überholen sie den anderen. Kollidieren und nur einer läuft weiter. Alle haben es eilig, so als warte am Ende des Weges ein Topf voller Gold auf sie. Noch vor ein paar Monaten bin ich auch so durchs Leben gehastet. Immer auf den Sprung. Immer in Eile und hab nie geruht. Ich hab nicht nach Links und Rechts geschaut. Hab zu wenig auf Elisas Bedürfnisse geachtet. Sie vergessen. Ihr zu wenig gezeigt wieviel sie mir bedeutet. War nicht immer der beste Ehemann, den sie definitiv verdient hatte. Vor ein paar Monaten kollidierte ich dann mit dem Leben und blieb allein zurück. Warum bin ich hier geblieben? Was für einen Sinn hat es? Seufzend sitze ich jetzt in dem großen Runden Fenster, in das ich ein paar Kissen getan habe und sehe den Wellen zu wie sie sich am Strand brechen. Das hier war sofort mein Lieblingsplatz. Stundenlang zu sehen wie sich die Wellen am Strand brechen, ohne dabei das Haus zu verlassen ein wahrer Traum. Seit einer Woche bin ich jetzt im Leuchtturm und ich muss sagen, es gefällt mir hier richtig gut. Auch wenn die Stille gerade etwas ziemlich bedrückendes an sich hat. Sämtliche Gedanken und Gefühle stürzen wieder auf mich ein. Kommen wieder zum Vorschein. Bei Rosie konnte ich mich immer ablenken oder sie spannte mich für irgendwelche Hausarbeit ein. Hier ist das garnicht so einfach. Im Moment gibt es hier nichts zu tun. Meine Gitarren lehnen unbenutzt an der Wand. Ich habe mich zurückgezogen. Hab niemanden besucht. Keinen gesehen. Mein Versprechen Danny und Aéryn Unterricht zu geben hab ich bis jetzt nicht gehalten. Sogar meinen täglichen Tee mit Marina hab ich ausfallen lassen. Ich Igel mich ein. Schotte mich ab und will niemanden zu nah an mich lassen. Mein schlechtes Gewissen gegenüber Elisa ist zu übermächtig. Ich habe ein neues Zuhause gefunden. Mir geht es gut. Ich habe Leute kennengelernt, die mir ans Herz gewachsen sind. Aber genau das ist mein Problem. Ich kann dies alles tun. Elisa bleibt es verwehrt. Jede Minute scheine ich an sie zu denken. Beinahe jede Sekunde. Ich rede mit ihr. Diskutiere, ob es richtig ist was ich tue. Ob der Weg der richtige ist, doch eine Antwort bekomme ich nicht. Normal sitze ich um diese Zeit am Strand. Es ist so herrlich einfach da zu sitzen, den Wellen zuzuhören oder zu sehen wie sie sich am Strand brechen. Vor ein paar Tagen hab ich mir in Deutschland eine Gärtnerei gesucht die sich um die Grabpflege von Elisas Grab kümmert. Wenn ich schon nicht da bin um es selbst zu tun, soll sie es trotzdem schön haben. Ich hoffe sie nimmt es mir nicht übel.
Als es an der Haustür klingelt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Wer das wohl ist? Wer traut sich denn bei so einem Wetter aus dem Haus? Ich schlüpfe in meine Schuhe und stehe seufzend auf. Schon als ich die Treppen hinunter eile klingelt es erneut. "Ich komme ja schon." ,rufe ich erneut. Hoffentlich hat derjenige nicht vor länger zu bleiben. Als ich die Tür öffne, staune ich nicht schlecht. Vor mir steht Aéryn, nass bis auf die Haut. "Was machst du denn hier?" ,frage ich erstaunt und mustere sie. Ihre nassen Klamotten, kleben wie eine zweite Haut an ihrem Körper. "Ich hab gedacht ich mache bei dem schönen Wetter einen Spaziergang." ,kichert sie. "Darf ich reinkommen?" ,fragt sie vorsichtig. Ich nicke nachdenklich und trete zur Seite. "Komm mit...ich geb dir ein paar trockne Klamotten." , seufze ich und gehe wieder nach oben. Ich führe sie in mein Schlafzimmer. Ziehe eine Jogginghose und einen meiner Pullover aus dem Schrank. "Nebenan steht der Trockner, da kannst du deine Sachen reintun. Ich mache uns daweile einen Tee." ,sage ich und verlasse den Raum.
"So, da bin ich wieder. Danke für die trockenen Klamotten." Aéryn lässt sich auf den Küchenstuhl fallen und zieht die Beine an. "Kein Problem." ,sage ich und stelle ihr eine Tasse mit Tee vor die Nase. Ich setzte mich Ihr gegenüber und frage: "Also probieren wir es nocheinmal...was machst du bei diesem Wetter hier?" "Ich wollte schauen wie es dir geht. Ich... Also... Habe ich was falsch gemacht?" ,fragt sie mich ernst und umklammert die Teetasse. Ich schlucke und schüttel den Kopf. "Nein...hast du nicht, aber...bei so einem Wetter, solltest du zu Hause auf der Couch sitzen." ,gebe ich leise von mir. Ich weiß auch nicht warum es mich so irritiert, sie hier zu sehen. "Okay, ich habe dir nichts getan, du bist anscheinend auch nicht bettlägerig krank... Warum bist du dann seit Tagen wie vom Erdboden verschluckt?" ,fragt sie und sieht mich eindringlich an. Ihr Blick ist mir unangenehm und ich versuche sie nicht anzusehen. Ich schlucke und umklammere meine Tasse. "Ist das denn wirklich wichtig?" ,frage ich kaum hörbar. Stirnrunzelnd sieht sie mich an. "Wenn du dich nicht gemeldet hast, weil du es vor lauter Glück und Zufriedenheit und Arbeit vergessen hast, dann vergiss was ich gesagt habe. Wenn du dich allerdings nicht gemeldet hast weil es dir nicht gut geht dann fände ich es zumindest schön wenn du mir erzählst was los ist. Vielleicht kann ich dir ja helfen." ,sagt sie trocken. Noch immer sehe ich sie nicht an. "Mir geht es gut...es tut mir leid falls du dir Sorgen gemacht hast." ,sage ich wenig überzeugend. Sie verschränkt die Arme und sieht mich prüfend an. "Aha... Und das soll wer glauben?" Ich zucke mit den Schultern und halte meinen Blick gesenkt. Sie seufzt, steht auf und kniet sich neben meinen Stuhl. "So, jetzt noch Mal. Hallo Paddy, schön dass wir uns endlich mal wieder sehen. Wie geht es dir?" ,fragt sie sanft und legt ihre Hand auf meinem Knie ab. Sie nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und dreht meinen Kopf in Ihre Richtung. Ich muss schlucken. Ihre Augen wirken entschlossen. Ich ahne das sie solange nachfragen wird, bis ich nachgebe. "Es geht so...und dir?" ,sage ich leise. "Jetzt Grade nicht gut." ,sagt sie langsam. "Warum? Geht es Danny nicht gut?" ,frage ich besorgt. "Danny geht es gut, aber er vermisst seinen Freund. Genauso wie ich." ,eindringlich sieht sie mich an. "Freund? Einen miesen Freund habt ihr euch ausgesucht." , sage ich schuldbewusst.
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Lighthouse-Taigh Solair
Fiksi Penggemar"Die Liebe ist, wie ihr wisst, die eine Kraft, die man nicht erklären kann, die nicht auf einen chemischen Prozess reduziert werden kann, sie ist der Leuchtturm, der uns den Weg nach Hause weist, wenn wir allein sind und sie ist das Licht das un...