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Sanft streiche ich über Aéryns nackten Rücken und sehe wie sich eine feine Gänsehaut bildet. An ihrem Nacken entlang. Ihren Schulterblättern, ihre Wirbelsäule hinab, entlang an ihrem Po der von der Decke verdeckt wird. Ich bin versucht sie zur Seite zu schieben, zu sehr genieße ich diesen Anblick, doch entscheide mich dagegen. Sie ist so wunderschön. Aéryn gestern zu spüren, ihr so nah zu sein war ein Traum. Immer wieder hatte ich die letzten Wochen dieses Verlangen nach ihr. Immer wenn wir uns näher kamen und doch hielt ich mich zurück. Ich hab nicht gewusst ob ich das konnte. Doch gestern war mein Kopf wie leer gefegt. Lange haben wir gestern noch dicht aneinander gekuschelt im Bett gelegen und die Nähe zueinander genossen. Während meine Hand unaufhörlich ihren Oberarm entlang strich, genoss ich es wie zart ihre Finger über meinen Bauch und die Narben strich. Das Schweigen zwischen uns war keinesfalls unangenehm, eher im Gegenteil. Ich hatte die letzten Wochen immer Angst das, wenn ich mit Aéryn schlafe, danach mein Kopf nicht stillhalten würde. Aber er schweigt immer noch und so kann ich ganz dieses Hochgefühl, was in mir tobt, genießen. Ja Elisa fehlt mir immer noch. Sie hat eine Lücke hinterlassen, die sich nie schließen wird aber der Schmerz darüber wird aushaltbar. Oder lerne ich einfach damit umzugehen? Egal. Das hier mit Aéryn fühlt sich einfach nur richtig an. Still und heimlich hat sie sich in mein Herz geschlichen und ich werde sie nicht wieder gehen lassen. Ich weiß das ich noch nicht am Ende meines Weges bin. Das ich noch viel vor mir herschiebe. Nach wie vor drücke ich mich immer noch davor mein altes Handy anzuschalten. Zu groß ist die Angst was mich dort erwartet. Davon das Haus aufzulösen, bin ich noch meilenweit entfernt. Und auch meinen Ehering abzunehmen, fühlt sich noch falsch an. Aber zum ersten Mal hab ich das Gefühl, das ich all das bewältigen kann.

Mein Blick fällt aus dem Fenster. So langsam geht die Sonne auf. Vielleicht sollte ich auf die Plattform gehen? Wie lange ist es her das ich mir einen Sonnenaufgang angesehen habe. Ein Blick auf den Wecker verrät mir, das ich noch 30 Minuten habe bis Aéryn aufstehen muss. Vorsichtig schlüpfe ich unter der Decke hervor und decke Aéryn richtig zu, was sie leise brummen lässt. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Schulter und schlüpfe dann in Jogginghose und meinen dunkelblauen Hoodie. So leise wie möglich steige ich die Treppen nach oben und öffne vorsichtig die Lucke. Sofort höre ich das Rauschen des Meeres und als ich oben bin, atme ich die salzige Meeresluft ein. Ich schließe für einen Moment die Augen und lehne mich dann an das Geländer. Ich lasse meinen Blick über das Meer schweifen, genieße die Stille, die nur durch das Schreien der Möwen unterbrochen wird. Ich weiß nicht wie lange ich so dastehe, bevor ich leise Schritte auf der Treppe vernehme. Als ich hinsehe, sehe ich wie Aéryn hinter mir auftaucht und mich verschlafen anlächelt. Sie ist in ihre Sachen von gestern geschlüpft. "Guten Morgen. Bist du schon lange hier?" ,fragt sie und gähnt herzhaft. Sie kommt auf mich zu und kuschelt sich an mich. "Guten Morgen. Definiere lange?" ,lache ich leise. "Hm...ich weiß nicht...1 Stunde?" ,fragt sie und sieht mich an. Vorsichtig streiche ich durch ihr wirres Haar. "Dann nicht." Ich beuge mich zu ihr und gebe ihr einen zärtlichen Kuss. "Hast du gut geschlafen?" ,will ich jetzt wissen. "Ja, wie ein Baby." ,kichert sie. Für einen Moment herrscht schweigen zwischen uns, während wir uns ansehen und den Blick nicht voneinander lösen können. "Das gestern...es...es war wunderschön." ,sagt sie leise und ich sehe wie sich eine Röte auf ihr Gesicht schleicht. "Das war es...es war schön dir so nah zu sein." ,stimme ich ihr zu und lege meine Lippen sanft auf ihre. Erst küssen wir uns nur vorsichtig, doch dann wird er immer leidenschaftlicher. "Das schreit definitiv nach einer Wiederholung." ,grinse ich in den Kuss hinein. Aéryn kichert und sagt: "Ohja...aber jetzt könnte ich einen Kaffee gut gebrauchen. Ich muss bald auf Arbeit." Sie schiebt die Unterlippe nach vorne und sieht mich an. "Nicht mehr lange...Heute unterschreibst du deinen Vertrag bei Sean und dann kannst du endlich kündigen." Ein Strahlen huscht über ihr Gesicht. "Ohja...ich kann es kaum erwarten...vorallem wenn ich unterschrieben habe, kündige ich heute noch. Verlange Überstunden Abbau und dann brauch ich da gar nicht mehr hin." ,grinst sie. Ich ziehe sie fester in meine Arme und küsse sie wieder. "Klingt nach einem perfekten Plan. Aber dann lass uns mal Kaffee trinken. Ich fahr dich dann auf Arbeit und hole dich auch wieder ab." ,versichere ich ihr.

"Also hast du noch etwas was ich für dich erledigen soll?" ,frage ich Marina nachdem ich, ihre letzten Einkäufe verstaut habe. "Ja, dich auf deine hübschen vier Buchstaben setzten und einen Tee mit mir trinken." ,lacht sie und gießt mir eine Tasse ein. "Durch dein ungewohnt frühes Auftauchen und deine Langeweile, bin ich mit der kompletten Tagesarbeit fertig." ,grinst sie mich an. Ich setzte mich auf den Stuhl neben sie. Kurz nachdem ich Aéryn heute früh auf Arbeit gefahren habe, habe ich mich entschlossen Marina einen Besuch abzustatten. Sie war ganz verwundert mich frühs um acht schon zu sehen. "Dir geht es besser mein Junge." ,stellt sie fest und lächelt mich an. Ich trinke einen Schluck und nicke dann. "Ja...so langsam habe ich das Gefühl das ich alles schaffen kann. Es wirkt nicht mehr wie der unüberwindbare Berg." Marina nickt wissend und lächelt mich erleichtert an. "Das sieht man dir an. Du wirkst nicht mehr ganz so ernst. Was machen die zwei Herzen in der Brust." ,fragt sie sanft. Ich lache leise. "Die schlagen. Und ich glaub so langsam lerne ich damit umzugehen." ,sage ich und drehe die Tasse in meinen Händen. Marina nickt wissend. "Das brauch einfach Zeit. Es gibt halt keinen Knopf auf den man drücken kann und zack schon ist alles überstanden. Aber der Mensch ist ungeduldig. Er will alles immer sofort und das am besten noch gestern." ,seufzt sie und schüttelt den Kopf. "Dabei hat man die Chance an so etwas zu wachsen. Ich weiß das manchmal der Sinn nicht ersichtlich ist und ich will dir nichts vormachen...vielleicht wird man nie einen Sinn dahinter sehen, aber wichtig ist immer das man weitermacht...nicht aufgibt." Ich kann ein seufzen nicht unterdrücken. Indem was sie sagt, erkenne ich mich sofort wieder. Geduld ist nicht gerade meine Stärke. "Das hat Papa uns immer beigebracht...nie aufzugeben...immer weiterzumachen. Weißt du, er ist in seinem Leben sooft gefallen und immer wieder aufgestanden." ,erinnere ich mich und sehe sie an. "Ein weiser Mann dein Papa. Das ist mit das wichtigste was man Kindern beibringen kann. Das sie kämpfen müssen, wenn sie etwas wollen." ,nickt sie. "Elisa meinte immer ich solle nie aufhören nach dem Regenbogen zu suchen." ,erinnere ich mich und lächle leicht. "Erinnerst du dich an die Sage mit dem Regenbogen? Die ich dir und Danny erzählt habe?" ,lächelt Marina. Ich überlege kurz und frage: "Meinst du die mit dem Schatz am Ende des Regenbogens?" Marina nickt lachend. "Ja. Am Ende eines jeden Regenbogens wartet ein Schatz auf uns." ,nickt sie und nippt an ihrer Tasse.

"Du hast mir lange keine Sage mehr erzählt." ,grinse ich Marina an. "Ich weiß...aber im Moment hat einer von uns beiden nie Zeit." ,lacht sie. "Na dann...jetzt hätten wir beide Zeit." ,grinse ich. Marina lacht laut und sagt: "Ok. Lass mich einen Moment überlegen." Während Marina zu überlegen scheint, genieße ich meinen Tee. Mein Blick fällt auf die Uhr. In einer Stunde hat Aéryn Feierabend. "Hast du schonmal was von Tir na nog gehört?" ,reißt mich Marina aus meinen Gedanken. Sofort muss ich an das Lied denken, das ich ende der neunziger mit meiner Familie gesungen habe. Aber das wird wohl kaum etwas mit der Legende zu tun haben, also schüttle ich den Kopf. "Die Legende von Tir na nog zählt zu den bekanntesten Legenden Irlands. Tir na nog ist das magische Land ewiger Jugend und Schönheit, Gesundheit und immer währenden Glücks, nach dem jedes menschliche Wesen sich im Grunde sehnt." ,sagt Marina verheißungsvoll und sieht mich lächelnd an. Ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab und sehe sie an. "Ich bin ganz Ohr." ,grinse ich und Marina lacht. "Die Legende ist Teil des Geschichtenzirkels um Fionn Mac Cumhaill, den heldenhaften Krieger. Jener Fionn also, der in seiner Jugend den Lachs der Weisheit zu sich nahm. Noch eine ganze Weile später, als sein Sohn zum jungen Mann herangewachsen war, hatten die beiden eine „Begegnung" mit dem magischen Land aus der Legende von Tir na nog..." ,beginnt Marina zu erzählen. 

Lighthouse-Taigh SolairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt