Ich lasse die Scheibe des Autos herunter und sofort strömt die würzige Atlantikluft in den Wagen. Es riecht nach Meer, Salz und Freiheit. Max, Pino und ich fahren ein paar Tage den Wild Atlantik Way Richtung Süden. Nur wir Drei. Auch wenn mir die Verabschiedung von Aéryn und Danny schwer fiel, so bin ich doch froh das ich ein wenig Zeit zum Nachdenken habe. Mein Handy brummt und unwillkürlich muss ich grinsen als ich sehe, dass Aéryn mir geschrieben hat. Immer wieder schreiben wir uns kleine Nachrichten hin und her, Pino und Max reißen sich wirklich zusammen das unkommentiert zu lassen, aber ihre bedeutungsvollen Blicke bemerke ich schon. Aber was soll ich großartig sagen? Ja, sie fehlt mir und das nicht zu knapp.
„Hey Paddy, wo müssen wir jetzt lang?" Pino hat den Wagen am Straßenrand geparkt und sieht mich fragend an. „Woher soll ich das wissen? Ich war seit Jahren nicht mehr hier." Pino seufzt bedeutungsschwer. "Weil du die Karte hast?" ,fragt er lachend. Stimmt da war ja was. Ich hole die zerknitterte Karte aus dem Handschuhfach und werfe einen kritischen Blick darauf. „Ich glaube, wir haben vorhin eine Abzweigung verpasst.", sage ich und deute mit dem Finger auf die Karte. „Hier hätten wir ab gemusst, Richtung Doolin." Murrend wendet Pino den Wagen. „Ich wusste dass es ein Fehler war dem Kelly die Karte in die Hand zu drücken. Genauso gut, hätte ich dich für den Weckdienst einteilen können.", grinst er. "Ich hab dich noch gefragt, ob du das für eine gute Idee hältst." ,lacht Max der es sich mit Bosko auf dem Rücksitz bequem gemacht hat. "Ja ok....Ich geb zu, das war ne ziemlich beschissene Idee von mir." ,lacht Pino. Ich räuspere mich. "Hallo? Ich sitze neben euch?" ,mache ich mich lachend bemerkbar.
Eine knappe halbe Stunde später parken wir, auf dem Parkplatz den es damals garantiert noch nicht gegeben hat. Kurz atme ich tief durch. So viele Erinnerungen sind mit diesem Ort verbunden. Das erste Mal war ich mit meiner Familie hier. Hier entstand damals das Cover zu Over the Hump. Ich weiß noch, wie verdammt kalt es damals hier gewesen war.Wir waren auf die ganze Kälte hier, sowas von nicht vorbereitet gewesen. Wie blauäugig wir damals waren. Standen kurz vor dem Durchbruch, dachten das niemand uns etwas anhaben kann. Das nichts uns entzweien kann. Wie falsch wir doch damals lagen. Ich schiebe diese trübsinnigen Gedanken beiseite und steige aus. „Dann wollen wir mal zu dem legendären Kelly Ort.", lacht Pino während er das Auto abschließt. "Auf zum Anfang vom Ende." ,grinse ich und strecke mich. Schnappe mir mein Handy und schreibe Aéryn zurück. Ja. Irgendwie hat damals hier das Ende seinen Anfang genommen.
"Na, wie geht es Aéryn?", kann Max es sich nicht verkneifen und versucht einen Blick aufs Handy zu erhaschen. Ich sehe nur kurz vom Handy auf und versuche ernst zu bleiben. "Woher willst du wissen das sie es ist?" Ich öffne die Autotür hinten und lasse Bosko aus dem Auto. Der mich erwartungsvoll ansieht. "Weil ich das an deinem Gesichtsausdruck erkenne! Du guckst dann immer so... Na ja... Speziell." Max springt zur Seite um mir auszuweichen. "Was heißt denn speziell?" ,frage ich lachend. "Ja... So in etwa. Wie ein Kind das Heiligabend ins Wohnzimmer kommt und die Geschenke sieht.", lacht er. Max plinkert mit den Augen und grinst breit. "Ich schau als ob ich Krämpfe hätte?" ,frage ich grinsend. "Blödmann!", ruft Max. "Du weißt genau was ich meine. Seitdem wir Greencastle hinter uns gelassen haben geht dein Handy ohne Unterlass. Wer soll das denn sonst sein? Marina?" ,grinsend sieht er mich an. "Die will mit den Teufelsdingern nichts zu tun haben. Vielleicht erkundigt sich ja Cecile nach dir?" ,grinse ich. Ich leine Bosko an und gehe vor. "Mmh..." Auf einmal ist Max still. Pino hat unserer Unterhaltung schweigend gelauscht und grinst nur stumm in sich hinein.
Wir laufen eine ganze Weile still nebeneinander, bis wir den Rand der Klippen erreichen. Nachdenklich blicke ich über die Landschaft. Immer wieder fasziniert mich der Anblick aufs Neue. Ich zücke mein Handy und mache ein Foto für Aéryn. Als ich auf senden gedrückt habe, kommt auch schon prompt die Antwort. "Oh...da war ich schon 10 Jahre nicht mehr. Aber es ist so schön da." ,lautet ihre Antwort. Ich weiß garnicht wann ich das letzte Mal hier war. War das vor meiner Hochzeit mit Elisa? Elisa... Da ist sie wieder. Immer wieder schleicht sie sich in meine Gedanken. Stupst mein schlechtes Gewissen an. Ruft sich in Erinnerung. Aber vielleicht hat Max ja Recht und sie hätte gewollt das ich weiter mache. Der Baum, in Marinas Geschichte hat schließlich auch weitergemacht. Nicht aufgegeben und Elisa meinte immer ich solle nie aufhören nach dem Regenbogen zu suchen. "Hey, worüber grübelst du?", kommt es da leise von Pino der neben mir steht, die Hände tief in den Taschen vergraben. "Über alles und nichts." ,seufze ich und lasse mich im Gras nieder. Pino setzt sich neben mich. Für einen Moment herrscht schweigen zwischen uns. Bosko der zu meinen Füßen sitzt, beobachtet interessiert die Möwen die dicht am Klippenrand entlang fliegen. "Ich überlege was Elisa gerade sagen würde." ,gebe ich dann doch zu. "Zu was denn?" ,fragt Pino vorsichtig. Er zupft einen langen Grashalm ab und beginnt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger zu drehen. "Einfach zu allem." ,seufze ich leise. "Was würde sie denn sagen?", fragt er vorsichtig nach. "Das weiß ich eben leider nicht...wir haben nie darüber geredet." Ich atme tief durch. "Es war immer unvorstellbar das einer eher geht." Er schweigt kurz und blickt in die Ferne. "Wer macht das schon? Darüber reden was ist wenn einer stirbt, wenn man nicht damit rechnet. Aber meinst du nicht dass sie wollen würde dass du glücklich bist? Was würdest du wollen wenn es andersherum wäre?" Ich muss nicht lange überlegen und schlucke. "Das sie ihr lächeln nicht verliert. Wieder glücklich wird und ab und an an mich denkt. Mich nicht vergisst." Pino schweigt. Ja. Genau das würde ich für sie wollen. Also warum sollte sie das dann nicht von mir wollen?
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Lighthouse-Taigh Solair
Fanfiction"Die Liebe ist, wie ihr wisst, die eine Kraft, die man nicht erklären kann, die nicht auf einen chemischen Prozess reduziert werden kann, sie ist der Leuchtturm, der uns den Weg nach Hause weist, wenn wir allein sind und sie ist das Licht das un...