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Ein paar Tage später

Verschlafen brumme ich und drehe mich auf die Seite. Ich sehe in Aéryns Gesicht, die anscheinend ebenfalls gerade wach wird. "Guten Morgen." ,murmelt sie müde und streckt sich. "Morgen." ,seufze ich und ziehe sie in meine Arme. Ich gebe ihr einen kurzen Kuss und streiche ihr dann die Strähnen aus dem Gesicht. Wir sind zurück im Leuchtturm, mit Aéryns Eltern. Während Brendan gestern bereits nach Hause gefahren ist, bleiben die beiden noch etwas bei uns. Gestern hab ich den Vorschlag gemacht das wir ja eigentlich im Leuchtturm übernachten können. Hab ich doch genau die Neugierde in Claras Augen gesehen, als sie mich immer wieder fragte wie es ist in einem Leuchtturm zu übernachten. Sie findet die Vorstellung hier zu wohnen hoch romantisch, also dachte ich ich zeig es ihr einfach. Sie und Tony schlafen in meinem Schlafzimmer, während Aéryn und ich im Haus schlafen. Seit Aéryn ihnen alles über Kilian erzählt hat, versuchen ihre Eltern das Thema soweit wie möglich auszuklammern. Aéryn ist sichtlich erleichtert darüber. Für sie war es schwer genug die komplette Wahrheit zu erzählen.

Vorgestern hat uns Brendan Bilder aus seinem Urlaub in Schottland gezeigt. Er war dort mit Freunden für zehn Tage wandern, in den schottischen Highlands. Ich muss gestehen, dass die Bilder traumhaft ausgesehen haben. Vielleicht kann ich Aéryn ja auch zu so einem Urlaub überreden? Danny hat bestimmt seine helle Freude daran, über die Felsen zu klettern. Schottland ist sowieso ein Ort, wo ich schon lange Mal hin wollte aber nie Zeit hatte. An Zeit wird es im Moment nicht mangeln, aber dieses Jahr werden wir es wohl nicht mehr schaffen. Wir gehen mit großen Schritten auf den Winter zu, da ist ein Wanderurlaub definitiv keine gute Idee. Abgesehen davon, wird der Rest von Aéryns Urlaub für die Reise nach Deutschland drauf gehen. Sean hat ihr wirklich frei gegeben, was mich zugegeben ziemlich erleichtert. Ohne sie würde ich die Reise definitiv nicht antreten. Ich hab jetzt wirklich alles organisiert. Die Tickets. Genügend Helfer. Max, Maite, Jimmy und Patricia werden uns helfen. Noa und Cecilé werden uns ebenfalls begleiten. Bosko wird die Tage bei Josh und Shiobhan verbringen. Ich muss ja schon gestehen das mich das alles ziemlich nervös macht. Wie wird es sein das Haus zu betreten? Werde ich von meinen Gefühlen überrannt werden oder packe ich das? Wie emotional wird es? Wird es mir wieder den Boden unter den Füßen wegreißen oder bleibe ich stehen? Was aber noch viel wichtiger ist? Wie wird es Aéryn mit dem ganzen gehen? Wie wird es für sie, mich auf all diesen Bildern mit Elisa zu sehen?

"Du grübelst." ,holt Aéryn mich aus meinen Gedanken zurück. Ich spüre ihre Finger auf meiner Stirn. "Worüber denkst du so angestrengt nach?" ,will sie jetzt wissen. "Das es bestimmt schön wäre mit Danny und dir, durch die schottischen Highlands zu wandern." Sie lacht leise. "Du kommst auf komische Ideen so am frühen Morgen." ,kichert sie und gibt mir einen schnellen Kuss auf die Nasenspitze, was mich schmunzeln lässt. "Du hast Mama eine ziemlich große Freude gemacht, mit der Übernachtung im Leuchtturm. Das hättest du aber nicht tun müssen." Ich lehne meine Stirn an ihre und seufze. "Ich weiß, aber es fühlt sich gut an das ich ihr eine Freude bereiten kann. Ich möchte mich schon gerne mit Ihnen verstehen. So wie mit Elisas Eltern... früher." ,murmel ich und bekomme einen Kloß im Hals. Ich schließe kurz die Augen und spüre Aéryns Finger die durch meine Haare gleiten. Jahrelang waren Bernd und Susanne meine Familie. Es schmerzt mich noch immer, das wir uns nach Elisas Tod zerstritten haben. Wie gerne würde ich mich mit Ihnen aussprechen, aber ob das so eine gute Idee ist? Ich mein, wie würden sie reagieren wenn sie von Aéryn erfahren? Erfreut wären sie sicher nicht. Ich kann mir vorstellen das sie sauer darüber sind. "Du denkst in letzter Zeit oft darüber nach." ,stellt Aéryn leise fest und ich bekomme nicht mehr als ein Nicken zustande. Es will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Seit ich beschlossen habe das Haus aufzulösen, taucht der Wunsch nach einer Aussprache immer wieder in meinen Gedanken auf. Liegt es daran, dass ich das Kapitel endlich hinter mir lassen will, oder eher daran weil ich auch das letzte Seil zu Deutschland kappe? Vielleicht liegt es aber auch an dem nahenden Geburtstag von Elisa. Es liegt mir wie ein Stein im Magen. Ich habe Angst vor diesem Tag. Angst davor zusammen zu brechen. Allein zu sein. Aéryn wieder von mir zustoßen, etwas was ich wirklich nicht will. Sie ahnt das mich etwas beschäftigt und doch wartet sie darauf das ich mich öffne. Von allein erzähle was mich beschäftigt. "Ja. Die beiden waren Jahrelang meine Familie. Der Wunsch mich mit ihnen auszusprechen ist groß." ,gebe ich zu. "Aber ich weiß nicht wie. Eine Nachricht schreiben, erscheint mir fast zu einfach. Ich mein, ich hab keine Ahnung ob sie überhaupt mit mir reden wollen." Ich öffne die Augen und sehe in Aéryns sanfte Augen. Ein Lächeln ziert ihre Lippen. "Solche Gedanken sind völlig normal. Also... das man nicht weiß wie." Ich seufze. "Manchmal ergibt es sich von ganz allein, das man Dinge klären kann." ,sagt sie. Ich lege meine Lippen sanft auf ihre und küsse sie. "Vielleicht hast du Recht. Vielleicht ergibt sich etwas wenn wir in Deutschland sind." ,sage ich leise.

Lighthouse-Taigh SolairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt