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"Na keine Puste mehr?" ,höre ich Paddy lächelnd fragen. Er setzt sich neben mich und ich sehe in sein grinsendes Gesicht. Ich ringe mir ein Lächeln ab. "Ich hab doch gesagt, dass ich diesen blöden Berg nicht schaffe." ,schnaufe ich, was ihn noch breiter grinsen lässt. "Du warst einfach in deinem Tempo zu schnell." ,lächelt er und stumpt mich leicht gegen die Schulter. Ich seufze leise und sehe ihn an. Sein Blick huscht über mein Gesicht. Er lächelt leicht und sieht dann wieder in den Wald. "Weißt du was Elisa immer zu mir gesagt hat?" ,fragt er kaum hörbar. Vorsichtig schüttel ich mit dem Kopf. "Solange man sich nebenbei unterhalten kann, ist alles gut." Für einen Moment sieht er Gedankenversunken in den Wald, indem die unterschiedlichsten Grüntöne zu finden sind.. Alles wirkt friedlich. Ruhig. Keine Stimmen oder Autos sind zu hören. Einfach nur die Geräusche der Natur. Das Gezwitscher der Vögel. Den Wind der die Blätter zum rauschen bringt. "Dann hab ich wohl zuviel gewollt...ich wollte unbedingt mit Julia und Danny mithalten." ,gebe ich leise zu. Paddy lächelt leicht und der Schatten von seinem Gesicht verschwindet. "Jeder muss sein eigenes Tempo finden...und es wird gut sein." ,sagt er leise. "Ein weiser Ratschlag. Marina?" ,frage ich grinsend. Verlegen reibt er sich über den Nacken und nickt. "Ja...zwar hat sie ihn mir für eine andere Lebenslage gegeben...aber ich glaub der ist universell einsetzbar." ,sagt er und zuckt mit den Schultern. Wissend nicke ich. "Den hab ich auch schon bekommen...nach der Trennung von Kilian...als ich mit allem zu kämpfen hatte. Damit das Danny nicht spricht. Mit dem Ende meiner Ehe." ,gebe ich zögerlich zu. Fragend sieht er mich an. "Ich wollte...ich hatte damit zu kämpfen, das mein Herz ihn vermisst hat. Ich hab alles hinterfragt...ich hab mich dafür...ich hab mich irgendwie dafür gehasst...das ich ihn immer noch liebte." ,beantworte ich die unausgesprochene Frage. Ich sehe wie er schluckt. "Gefühle kann man halt nicht beeinflussen. Man kann sich nicht aussuchen wen man liebt." ,sagt er leise und noch immer sieht er mich an. Ich nicke lächelnd. "Ja...aber die Zeiten sind zum Glück vorbei." ,gebe ich ihm zu verstehen. Irgendwie will ich nicht das er denkt, ich empfinde noch etwas für Kilian. "Das einzigste was mich mit ihm noch verbindet ist Danny. Aber naja...da weißt du ja wie es aussieht." ,lächel ich leicht. "Ihr habt was besseres verdient." ,sagt er mit fester Stimme und stellt sich jetzt vor mich.

Er streckt mir die Hand entgegen und lächelt. "Na komm." ,sagt er sanft und ich ergreife die Hand. Ich atme tief durch und lasse mich von ihm nach oben ziehen. Dicht stehen wir jetzt beieinander. Noch immer hält er meine Hand. Während ich den Weg hinauf sehe, spüre ich seinen Blick auf mir. "Zusammen schaffen wir das..." ,sagt er leise und drückt meine Hand. Ich sehe ihn an und für einen kurzen Moment hängen unsere Blicke aneinander fest. "Zu zwei ist der Weg nur halb soweit." ,lächelt er. Ich nicke und wir lösen unsere Hände voneinander. Seit der Umarmung in der Küche, vor ein paar Tagen, waren wir uns nicht mehr so nah. Ich muss gestehen, diese Nähe bringt mich durcheinander. Nur warum? Wir sind doch einfach nur Freunde.

"Hast du dich gut mit Marina unterhalten?", frage ich nachdem wir einige Zeit gegangen sind. Er nickt leicht und beginnt dann von der Unterhaltung zu erzählen. Davon das er ihr endlich gesagt hat, das Elisa gestorben ist. "Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, das ich je aus diesem Tief wieder herausfinden werde." ,sagt er kaum hörbar und vergräbt die Hände in seinen Taschen. Nachdenklich sehe ich ihn an. "Welches Tief?" ,frage ich vorsichtig auch wenn ich die Antwort vermutlich kenne. "Na...gerade befinde ich mich am tiefsten Punkt im Tal der Trauer..." ,murmelt er leise. Ich lege meine Hand auf seinen Unterarm und drücke ihn leicht. "Aber du bist da nicht alleine! Das weißt du oder? Du hast Marina und Rosie und Danny und... Mich? Und ich befürchte Julia hast du jetzt auch an der Backe." Er bleibt stehen und sieht mich nachdenklich an. "Formulieren wir es anders..." ,sagt er leise. Er zeigt auf die Stelle, wo sich sein Herz befindet. "Ich kann mir nicht vorstellen...das je wieder eine andere Frau es hier reinschafft...verstehst du was ich meine?" ,sagt er kaum hörbar. Ohja und wie ich ihn verstehe. "Ja.", sage ich leise. "Das muss schwer sein. Aber setze dich nicht unter Druck. Alles zu seiner Zeit und irgendwann... Da ist, da dann auch wieder Platz." Ich lege meine Hand auf seine, die noch immer auf seiner Brust liegt. Er seufzt leise und sieht mich traurig an. "Das tue ich nicht...aber alle sagen, das das mit der Zeit wird....was aber wenn nicht? Ich will kein alter Einsiedlerkrebs sein..." ,sagt er mürrisch und tritt einen Stein weg, der vor seinen Füßen liegt. Ich atme tief durch und suche seinen Blick. Ich kann mir ein leichtes schmunzeln nicht verkneifen. "Einsiedlerkrebse leben in Kolonien. Den Namen verdanken sie nicht ihrer Lebensweise." Die Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. "Was?" Ich zucke mit den Schultern. "Die sind garnicht so einsam wie viele denken...die Leben in einer Kolonie. Mit ganz vielen Einsidlerkrebsen." ,gebe ich ihm lächelnd zu verstehen. "Mmh... Dann ist es also gar nicht schlimm ein Einsiedlerkrebs zu sein?", fragt er mit einem leichten Grinsen. Ich schüttle den Kopf. "Nein ist es nicht...bei Seepferdchen sieht die Sache anders aus..." ,lache ich und streiche ihm eine nicht vorhandene Fusel vom Pullover. "Ha, da tragen die Männer die Kinder aus, das weiß ich!", sagt er stolz. Leise lache ich. "Wusstest du auch das die Weibchen gleich nach dem Akt die Fliege machen und den Mann mit den Kindern quasi sitzen lässt?" ,grinse ich und wir gehen gemeinsam weiter. "Nein, das stand nicht im Geo Magazin. Das ist aber nicht die feine englische Art." ,er schmunzelt leise vor sich hin. "Aber das richtig traurige ist...das er die Kinder auf die Welt bringt und dann auch weg ist. Die Kids sind auf sich allein gestellt...von 700 schaffen es 3 und am Tag der Geburt ist das Männchen abends meistens schon wieder trächtig." Er schiebt wieder die Hände in die Taschen. "Die Natur ist schon gruselig.", murmelt er. "Aber so richtig gruselig...ich konnte vor ein paar Tagen nicht schlafen und hab Nachts so eine Naturdoku gesehen..." Er lacht laut auf, weswegen ich ihn irritiert ansehe. "Ich schau immer Kochdokus wenn ich nicht schlafen kann. Und dann bekomme ich Hunger und kann erst recht nicht einschlafen. Vielleicht sollte ich auf Naturdokus umsteigen." Ich lache leise. "Die helfen auch nicht beim schlafen...ich mein...die zeigen wie Pinguine gefressen werden...oder wie ein Löwe eine Antilope erlegt..." ,allein der Gedanke lässt mich erschaudern. Ich weiß auch nicht warum ich mir das immer wieder ansehe. Vielleicht sollte ich auf die Kochdokus wechseln.

"Dann sind vielleicht Reisedokus das richtige? Wir könnten uns ja beim nächsten Mal wenn wir beide nicht schlafen können anrufen und gemeinsam durchs Programm zappen.", schlägt er lachend vor. "Gute Idee...vielleicht hilft das ja." ,grinse ich ihn an. "Und dann überlegen wir gemeinsam was am langweiligsten ist.", lacht er leise und ich stimme in sein Lachen mit ein. "Jap ich tippe ja auf irgendwelche Autodunning Geschichten." ,grinse ich. Während wir über die wohl langweiligsten Sendungen im TV reden, merke ich nicht wie wir immer mehr des Weges zurücklegen. "Aéryn, schau mal. Wir sind oben. Du hast den Berg geschafft." ,grinst er plötzlich. Ich lasse meinen Blick schweifen. Hier ist es herrlich. Wir befinden uns an einer Lichtung. Hier sieht es so unberührt aus, das man meinen könnte hier sei noch nie ein Mensch gewesen. Ich höre das tosende rauschen des Wasserfalls. Er bahnt sich den Weg, an einem Berg nach unten, wo er schließlich in einem See endet. "Wow..." ,entfährt es mir leise. Paddy murmelt zustimmend. "Hier ist es wirklich schön." Wir entdecken Marina und Julia die es sich auf einem umgestürzten Baumstamm bequem gemacht haben. Beide sehen ziemlich geschafft aus, einzig Danny springt immer noch wie das blühende Leben mit Bosko über den Weg. Meinen Sohn schafft so schnell nichts. Ich lache leise. Ihn so fröhlich zu sehen, lässt mein Herz aufgehen. "Mein Sohn ist nicht kaputt zu bekommen." ,kichere ich und zeige auf Danny. Paddy lacht leise und nickt. Er zeigt auf Marina und Julia. "Lass uns zu den beiden gehen." Ich nicke und folge Paddy zu den beiden. Als wir bei Ihnen ankommen zaubert Julia aus ihrem Rucksack ein Picknick. Ich staune mit großen Augen, was sie alles den Berg hinauf geschleppt hat. "Bitte zwei Mal Picknick für zwei hungrige Wanderer.", sagt er lachend und lässt sich ebenfalls auf den Baumstamm fallen. "Ich versuche mal meinen Sohn einzufangen." ,kichere ich und lasse meinen Rucksack ins Gras fallen. Aber da habe ich die Rechnung wohl ohne Danny gemacht. Er strotzt nur so vor Energie. Laut lachend verfolge ich meinen Sohn. Doch ich bekomme ihn einfach nicht zu fassen. Bosko der das ganze für ein Spiel hält, schneidet mir mehrmals den Weg ab, so das ich fast über die kleine Fellnase falle. Lachend werfe ich die Hände in die Luft und sage: "Ok...ich gebe auf." Ich stapfe zurück zu Paddy, Marina und Julia. Ich lasse mich neben Paddy nieder, der mir grinsend ein Salami Käse Sandwich reicht. "Nicht kleinzukriegen was?" , kichert Julia. Grinsend schüttel ich den Kopf und beiße hungrig in das Sandwich. "Ich hab eine Geheimwaffe." ,grinst Marina und zückt ein Sandwich nur mit Gurken und Käse. Danny liebt sowas. "Ach dann muss ich wohl das Gurkensandwich alleine essen." ,ruft sie laut. Ich kann gar nicht so schnell schauen wie Danny vor Marina steht und ihr das Sandwich aus der Hand nimmt. Er gibt ihr einen Kuss auf die Wange und klettert dann zwischen Paddy und mich auf dem Baumstamm.

Lighthouse-Taigh SolairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt