67.

434 48 10
                                    

Immer wieder gleitet mein Blick nach links zu Aéryn. Grübelnd sitzt sie auf dem Beifahrersitz. Seit wir los gefahren sind hat sie noch nicht viel gesprochen. Vermutlich ist sie wegen dem bevorstehenden Termin nervös. Ich muss zugeben, selbst mir ist etwas mulmig zumute, obwohl mich die ganze Sache ja eigentlich gar nicht betrifft. Aber mittlerweile ist mein Leben so eng mit Aéryns verwoben, dass ich das Gefühl habe direkt betroffen zu sein. Sie und Danny, ich möchte einfach das es beiden gut geht. Das sie glücklich sind. Ich würde alles für die beiden tun. Ein Gedanke der mir manchmal Angst macht. Für nichts auf der Welt würde ich beide wieder hergeben. Auch wenn wir nie darüber reden, das zwischen Aéryn und mir ist mehr, als nur Freundschaft. Sie lässt mit einem Blick, einer Berührung sämtliche Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen. Ich genieße das kribbeln im Bauch, von dem ich dachte das ich es nie wieder fühlen würde und jetzt ist es doch passiert. Ich hab mich verliebt und das nicht zu knapp. Mein schlechtes Gewissen schreit mich an, doch ab und an schaffe ich es diese kleine Stimme zu überhören. Dann schaffe ich es das was ich mit Aéryn habe, zu genießen. Auch wenn Elisa nach wie vor in meinen Gedanken ist. Immer wieder frage ich mich ob das hier für sie ok ist. Es fühlt sich nicht mehr ganz so an, als wenn ich sie betrüge und doch zwingt mich mein schlechtes Gewissen manchmal in die Knie. Auch wenn ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, merkt Aéryn es doch. Sie lässt mir dann den Raum den ich brauche und wartet bis ich zu ihr komme. Mich wieder an sie schmiege. Die Nähe wieder zulasse. Auch wenn wir nicht miteinander schlafen, merke ich das ich mich immer mehr nach ihren Berührungen sehne. Ihre Hände die sanft über meine Narben streichen und eine Gänsehaut auf meinem Körper hinterlassen.

Wieder geht mein Blick zu ihr. Nachdenklich schaut sie aus dem Fenster und kaut nervös auf ihrer Unterlippe. „Magst du Musik aussuchen?", frage ich sie. Doch die Frage scheint gar nicht zu ihr durchzudringen. Irgendetwas scheint sie so sehr zu beschäftigen, dass sie gar nicht mehr anwesend ist. Ich lenke das Auto in eine Parkbucht und schalte den Motor ab. Nun sieht sie mich erschrocken an. „Warum halten wir?", will sie wissen. „Weil dich irgendetwas bedrückt und ich das gerne geklärt hätte, bevor wir gleich das Büro des Anwalts betreten. Wenn... Wenn wir das Ganze noch abblasen sollen, dann können wir das jetzt machen. Wir sagen den Termin ab und fahren zurück." Ernst sehe ich sie an. Wenn sie das wirklich durchziehen will, dann muss sie da absolut dahinter stehen. Es bringt nichts, wenn sie in zwei Wochen doch wieder einknickt. Sie legt ihre Hand an meine Wange und gibt mir einen zärtlichen Kuss. "Es ist nicht wegen dem Termin." ,flüstert sie. Sie seufzt und sagt: "Ja ich bin tierisch nervös und habe Angst das mir Herr Ó Briain nicht glaubt aber gerade, geht mir etwas anderes durch den Kopf." Gedankenverloren streicht sie mir über die Wange. Ich halte ihre Hand fest und sehe sie an. "Was ist los Aéryn? Ist etwas mit Danny? Geht es dir nicht gut? Bist du krank?", will ich vorsichtig wissen. Sie lächelt sanft und schüttelt den Kopf. "Nein. Alles gut. Mir ist nur etwas flau im Magen." ,sagt sie und sieht mich an. "Es ist....Danny redet mit Fiona...und Sean hat mir ein Jobangebot gemacht." ,bringt sie zögerlich hervor. Ich sehe sie erstaunt an. "Oh! Wow! Also... Wow!", sage ich und kratze mich verlegen am Kopf. "Das ist... Ganz schön viel." Kein Wunder das sie so abwesend wirkt. "Danny redet mit Fiona? Hat sie das erzählt?" ,hake ich behutsam nach. Auch wenn Aéryn immer wieder betont, das wir so tun sollen als sei es normal das Danny redet, so merke ich doch das sie das innerlich aufwühlt. Das sie sich Hoffnung macht, das sich wieder mehr Normalität einschleicht was das betrifft. Aéryn lehnt sich zurück und greift nach meiner Hand die auf ihrem Knie liegt. Sie verschränkt unsere Finger miteinander. "Naja...sie wusste von Bosko und hat mich gefragt ob Danny ihn heute mitbringt. Auf die Frage woher sie von ihm weiß, meinte sie sie wüsste es von Danny." Sanft streicht sie mit dem Daumen über meinen Handrücken. "Sie meinte das Danny noch nicht lange mit ihr spricht und auch nicht immer. Das das aber völlig ok sei." Aéryn schmunzelt.

"Und was hat Sean dir für einen Job angeboten? Du hast doch schon mal bei ihm gearbeitet oder?" ,frage ich nach einem Moment der Stille weiter. "Ja...ich hab mit ihm zusammengearbeitet, bis Danny geboren wurde. Er hat mir quasi meinen alten Job angeboten. Mein altes Gehalt mit der Aussicht, das wenn es gut läuft das er es erhöht." Sie macht eine Pause. "Paddy das alte Gehalt...das sind einfach schonmal 400 Euro mehr. Von Maria weiß ich das Sean ein ziemlich gefragter Architekt ist." Ich grinse sie an. "Das ist doch phantastisch, ich hoffe du hast zugesagt?" Doch statt eines Nicken seufzt Aéryn leise und sieht auf unsere verschränkten Hände. "Ich hab mir eine Nacht Bedenkzeit erbeten..." ,sagt sie leise. Nachdenklich sehe ich sie an. Ich verstehe sie nicht. Warum hat sie nicht zugesagt? Ich weiß doch das ihr jetziger Job ihr keinen Spaß macht. "Warum eine Nacht Bedenkzeit? Sean scheint nett zu sein. Du bekommst mehr Geld. Du willst eh weg von deinem jetzigen Job." ,sage ich und sehe sie weiter an. Es dauert einen Moment bis Aéryn antwortet. Nachdenklich spielt sie mit meinen Fingern. "Die Arbeitszeiten sind auch gut. Ich würde auch immer erst um 9 anfangen. Könnte Danny ohne Stress in die Schule bringen...aber..." ,sie seufzt leise. "Was ist los Aéryn? Du solltest freudestrahlend hier sitzen und mit dem Vertrag rumwedeln. Stattdessen siehst du aus wie 10 Tage Regenwetter." Traurig sieht sie mich an. "Ich wäre immer bis 17 Uhr weg. Ich kenne Sean und sein Chaos und am Anfang wird es bestimmt bis 18 Uhr werden. Ich weiß einfach nicht wie ich das mit Danny unter einen Hut bringen soll. Rosie hat immer mehr mit dem Bed & Breakfast zu tun und...ach man....das Angebot klingt so toll." ,seufzt sie und lehnt ihren Kopf an meine Schulter. Daher weht also der Wind. Kein Wunder dass sie nicht sofort jubelnd in die Luft gesprungen ist. "Das ist das einzige Problem mit der Stelle?", frage ich vorsichtig. Ohne den Kopf von meiner Schulter zu nehmen nickt sie. "Ja..." ,seufzt sie leise. "Und du würdest gerne da arbeiten?", hake ich nach. "Total gerne. Ich hab den Job damals echt gerne gemacht. Ich hab mich wirklich wohlgefühlt." ,seufzt sie. "Dann unterschreibst du heute Abend, wenn wir Danny abholen, diesen Vertrag!", lächelnd sehe ich sie an. Bevor sie etwas sagen kann, schüttele ich den Kopf. "Um Danny brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich hole ihn von der Schule ab und nehme ihn mit zu mir. Ich würde mich freuen Nachmittags etwas Gesellschaft zu haben." Mit großen Augen sieht sie mich an. "Meinst du das Ernst?" Ohne zu zögern nicke ich. "Natürlich, sonst hätte ich es nicht angeboten. Ich sehe doch wie unglücklich du jetzt bist. Du rackerst dich zu Tode und das Geld reicht trotzdem hinten und vorne nicht. Und Spaß macht dir der Job im Supermarkt doch auch nicht oder?" Sie schüttelt den Kopf. "Nein....ständig ruft mein Chef an und will das ich länger arbeite oder zusätzlich komme." ,seufzt sie leise. "Siehst du. Der neue Job wäre perfekt. Und der Arbeitsweg ist kurz und du hättest die Wochenenden frei. Also ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich sehe nur Vorteile." Ich streiche ihr eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht und sehe sie fragend an. "Danke!" ,haucht sie fast und endlich huscht ein Strahlen über Ihr Gesicht. Ich lege meine Hand an ihre Wange und beuge mich langsam zu ihr. Sanft lege ich meine Lippen auf ihre und Küsse sie. Sofort ist da wieder dieses Kribbeln. "Danke..." ,murmelt sie erneut in den Kuss hinein.

"Und Danny spricht tatsächlich mit Fiona? Das ist großartig. Ich meine... Langsam wird es doch wieder oder?" Sie lächelt sanft und zuckt mit den Schulter. Ich lehne meine Stirn an ihre. "Sie meinte schon....wenn er Lust hat." ,sie kann ein kleines Lachen nicht unterdrücken. "Nun ja, er ist ein Junge. Die reden eh nicht so viel wie Mädchen oder?", ich grinse. Aéryn nickt vorsichtig. "Nächste Woche haben wir wieder einen Termin bei seiner Therapeutin. Mal schauen was sie zu den Entwicklungen seit dem letzten Termin sagt." ,mit leuchtenden Augen sieht mich Aéryn an. Ich gebe ihr einen kleinen Kuss und werfe einen Blick auf die Uhr. "Ich glaube wir sollten weiter, sonst sind wir auf keinen fall pünktlich.", sage ich seufzend. "Ok...bleibst du bei dem Termin bei mir?" ,fragt sie leise. "Natürlich! Das steht außer Frage,", antworte ich ernst. Erleichtert seufzt sie. "Bevor wir fahren...." ,sie grinst mich leicht an. "Bekomme ich noch einen Kuss?" Ich grinse, beuge mich zu ihr und gebe ihr einen langen und intensiven Kuss. Es dauert einen Moment bis wir uns voneinander lösen. Aéryn lehnt sich lächelnd zurück. "Wir können.Jetzt ist es viel besser." ,sagt sie und beginnt zu strahlen. "Gut! Ich habe die Hoffnung, dass es heute ein sehr erfolgreicher Tag wird.", sage ich und drücke vorsichtig ihre Hand bevor ich den Wagen starte. "Ich auch...mit dir kann nichts schief gehen." ,lächelt sie und lehnt sich zurück.

Lighthouse-Taigh SolairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt