Kapitel 1

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Sicht Wincent

Morgen hat Anni endlich ihren Termin und geht dann ins Beschäftigungsverbot. Das bedeutet, sie wird mich bald auf der Tour besuchen können und wir werden endlich ein richtiges Paar, bevor wir bald auch schon Eltern werden. Am Montag fahre ich in die Heimat und dann sagen wir es endlich unseren Familien. Vielleicht sieht man Morgen sogar schon das Geschlecht. Wie gerne ich einfach dabei wäre, aber ich schaffe es einfach nicht. Wir sind heute in Leipzig und ich habe einige Interviewtermine und morgen gebe ich in Zwickau ein Konzert. Es ist für mich immer noch vollkommen surreal, dass ich Vater werden, aber mit Anni an meiner Seite kann ich mir einfach alles vorstellen. Gerade sitze ich bei einem Radiosender im Studio und warte darauf, dass mein Interview losgeht. Amelie sitzt im Aufenthaltsraum und beobachtete alles. „Gleich bei uns Wincent Weiss im Interview, aber jetzt erstmal die Nachrichten.", sagte die Moderatorin und starrte konzentriert auf ihren Bildschirm. Die ersten Nachrichten hatte ich heute schon tausend Mal gehört, doch dann kam der Schock.

„Und jetzt noch eine Eilmeldung. Amoklauf an Lübecker Schule. An einer Förderschule in Lübeck waren bis vor wenigen Minuten Schüsse zu hören. Die Polizei beginnt gerade das Gebäude zu evakuieren. Sowohl zum Täter, als auch zu Verletzten können bis jetzt noch keine Angaben gemacht werden. Wir werden weiter berichten."

Die Moderatorin starrte einen Song von mir, während ich langsam begriff. „Welche Schule?", fragte ich irgendwann und sie sah mich irritiert an. „Der Amoklauf.", ergänzte ich. Sie tippte schnell etwas auf ihrem Computer und sagte mir dann einen Namen, den ich in diesem Moment nicht hören wollte. Ohne ein weiteres Wort sprang ich auf und rannte aus dem Studio. Auf dem Weg wählte ich die Nummer von Anni, dann von Shayenne, wieder Anni, wieder Shayenne, doch keiner ging ran. „Wincent!", rief Amelie mir hinterher. Ich blieb stehen und sah sie an. „Was ist los?", fragte sie. „An der Schule von Anni war ein Amoklauf. Ich muss sofort nach Lübeck.", sagte ich trocken und ging weiter. „Okay. Ich sag alles ab, aber du fährst in dem Zustand auf keinen Fall. Wir fahren jetzt zum Hotel und dann nehmen wir Manu mit.", kam es von Amelie und ich wollte gar nicht widersprechen, denn ich wusste, dass ich so nicht fahren konnte. Auf dem Weg zum Hotel erreichte ich schonmal meine Mutter und sie wollte sofort zur Schule fahren. Manu übernahm das Steuer, während ich immer wieder versuchte meine Schwester und meine Freundin zu erreichen. Warum musste sie denn heute noch da sein?

Sicht Ole

Nachdem es im Schulhaus unruhig wurde, verließ ich den Klassenraum und wollte nachsehen, was los ist. Relativ schnell wurde mir allerdings klar, dass es hier gerade ein viel größeres Problem gab, als ein bisschen Unruhe. Ziemlich schnell verstand ich, dass das, was ich hörte Schüsse waren. Ich lief zum Sekretariat und löste da den Amokalarm aus. Jetzt musste ich ruhig bleiben und konnte nichts mehr tun. Meine Gedanken waren bei den Schülern und Kollegen, die vielleicht nicht die Möglichkeit hatten sich rechtzeitig in einen geschlossenen Raum zu begeben.

Mindestens eine Stunde später kam dann endlich die Polizei und löste die Gefahrenlage auf. Sie hatten den Täter gestellt und waren jetzt dabei das Gebäude zu evakuieren. Vor der Tür war schon eine helle Aufregung, aber es gab zum Glück genug Spezialkräfte, die die Schüler betreuten. Ich versuchte irgendwo meine Klasse ausfindig zu machen, aber irgendwie war diese noch nicht da. Nachdem ich wirklich alles abgesucht hatte, rannte ich wieder ins Gebäude, direkt zu meinem Raum. Was ich da sah, verschlug mir den Atem. Überall knieten Sanitäter und ich erkannte einige meiner Schüler. Das schlimmste war aber, ich erkannte Anni und um sie herum herrschte pure Panik. In einer Ecke saß Shayenne, die neue Praktikantin, total zusammengekauert und sagte nichts. Zuerst ging ich aber zu den Sanitätern, die Anni versorgten. Es dauerte, bis jemand ein offenes Ohr für mich fand. „Sie ist schwanger.", war das erste, was ich sagen konnte. Augenblicklich stieg die Panik noch mehr und an mir zog nur noch alles, wie in einem Film vorbei.

Zwischen Dir und Mir // Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt