Kapitel 3

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Louis sah von seinem Handy auf, seine blauen Augen trafen meine und ich versuchte seinen Blick standzuhalten, jedoch unterbrach er den Kontakt. Mein enttäuschter Blick fiel auf meine Unterarme, auf denen unzählige Narben zu erkennen waren. Liam folgte meinem Blick und schloss seine Hand um meinen Arm. Ich sah erschrocken zu ihm auf, da ich nicht erwartet hatte, das er die Narben überhaupt sehen würde. Dann stand ich ruckartig auf, zog somit alle Blicke auf mich und als ich die Treppe erreichte, kam es von Niall:,,Hey wo willst du hin? Es gibt gleich Frühstück" ,,Hab keinen Hunger...", gab ich knapp zurück und bevor noch irgendwer etwas erwidern konnte, war ich schon die Stufen nach oben gerannt.
Oben warf ich das Trikot auf mein Bett und streifte mir einen Hoddie über. Ich begann sofort zu schwitzen, da es bestimmt 35 Grad hatte und ich ohnehin schon fast in dem Shirt von Louis einging. Doch ohne den Pulli würde ich jetzt nicht mehr rumlaufen, da ich nicht wollte, dass noch irgendwer meine Narben sah. Ich hörte wie vor meiner Tür jemand begann zu sprechen:,,Soll ich klopfen...?" Einige Sekunden war es still und dann klopfte es. ,,Herein...", kam es von mir und Harry und Zayn traten in mein Zimmer. ,,Jungs... Wie kann ich euch helfen...?", stotterte ich, als sie sich neben mich aufs Bett setzten. ,,Die Frage müssten wir eigentlich dir stellen.", meinte Harry und sah an mir hinunter. ,,Es ist Sommer und du läuft hier im Pulli rum. Was ist los mit dir?", fragte jetzt Zayn und sah mich besorgt an. Ich überlegte, ob ich ihnen einfach sagen sollte, dass sie mein Zimmer verlassen und mich allein lassen sollen, doch ich schob ohne ein Wort die Ärmel hoch und offenbarte den Jungs somit meine zerschnittenen Unterarme. Zayn sog scharf die Luft ein und ich hörte, wie er ein verzweifeltes ,,Warum?" hervorbrachte. Ich zuckte die Schultern und Harry sah mich ernst an und sagte:,,Das ist jetzt nicht dein Ernst. Du hast Schnitte in deinen Armen und weißt nicht warum? Das ergibt keinen Sinn." Ich spürte wie meine Augen feucht wurden und mir nach und nach immer mehr Tränen über die Wangen liefen. Mir entfuhr ein Schluchzen und sofort schlossen mich die Jungs in eine Umarmung, die ich wirklich gut gebrauchte. Dann begann ich zu erzählen:,,Damals... als meine Eltern gestorben sind... ich war dreizehn... Niall war fünfzehn... Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als eben das zu tun. Niall weiß nicht mal davon... glaube ich zumindest..." dabei deutete ich auf meine Arme. ,,Zu dieser Zeit hätte ich Louis gebraucht. Mehr als je zuvor..." Ich wurde von Harry unterbrochen:,,Wie du hättest Louis gebraucht? Woher kennst du ihn?" Mir fiel ein, das ich bis jetzt nur Liam davon erzählt hatte. Also erzählte ich kurz darauf die Geschichte, das ich Louis schon länger kenne, als sie.
Am Schluss nickten sie und ich konnte mit der eigentlichen Gesichte fortfahren:,,Ich hätte Louis gebraucht, der mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass alles gut wird. Doch das passierte bis heute nicht..." Wieder nahmen sie mich in den Arm und ich fühlte mich, als hätte ich gerade zwei neue große Brüder bekommen und Liam, den zählte ich nicht als Bruder, sondern als meinem neuen besten Freund. Und Niall natürlich, ihn hatte ich auch lieb. Vorsichtig fragte Zayn dann:,,Weiß Louis überhaupt das deine Eltern... naja... weiß er überhaupt das sie gestorben sind...?" ,,Hat Niall das denn nie erzählt?", fragte ich und klang fast etwas überrascht, da ich nicht glauben konnte, dass Niall nichts erzählt hatte. Harry schüttelte den Kopf:,,Nein er hat nie davon gesprochen.. für mich war das jetzt das erste Mal, dass ich das gehört habe." Zayn nickend zustimmend. ,,Naja, nein dann weiß er es vermutlich nicht..", gab ich kleinlaut zu und sah zu Boden. ,,Komm, jetzt zieh den Pulli aus und zieh wieder Louis' Trikot an. Das steht dir viel besser.", kam es von jemandem, der gerade den Raum betreten hatte. Es war Liam. Ich grinste ihn schief an und wollte schon den Hoodie ausziehen, als mir bewusst wurde, das immer noch die Jungs in meinem Zimmer standen. ,,Raus!", lachte ich und Liam zog eine Schnute. Ich grinste und schob die Drei aus der Tür.
Die Jungs hatten recht, im T-Shirt ließ es sich viel besser aushalten. Ich wollte meine Narben nicht länger verstecken, weshalb ich mich überreden ließ. Nachdem ich mir das alles einmal von der Seele gesprochen hatte, nahm ich mir für heute vor, zum Friedhof zu gehen und meine Eltern zu besuchen. ,,Jungs, ich geh spazieren.", rief ich und bekam Antworten wie:,,Viel Spaß!" oder ,,Pass auf dich auf!"
Ich schloss die Tür und trat über den Treppenabsatz. Dann machte ich mich auf den Weg zum Friedhof, der nur wenige Gehminuten von unserem Zuhause entfernt war. Auf dem Weg kam ich an einem Spielplatz vorbei. Ich blieb stehen und beobachtete die Kinder, wie sie unbeschwert die Rutsche hinunterrutschten oder auf dem Klettergerüst herumkletterten. Ich musste lächeln als ein kleines Mädchen mir zuwinkte und sich dann wieder ihrer Sandburg widmete. Dann lief ich weiter und als ich auf dem Friedhofsgelände war, verlangsamten sich meine Schritte, da ich meinen Eltern immer näher kam.

Am Grab übermannten mich dann meine Gefühle und ich brach zusammen. Ich unterdrückte ein Schluchzen und wollte gerade beginnen zu sprechen, als ich erneut in Tränen ausbrach.
Ich versuchte mich zu beruhigen... ,,Mum... Dad... Hey... ich bin's Samantha... wie geht's euch...?", schluchzte ich und da ich keine Antwort erwartete, sprach ich weiter:,,Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich euch vermisse... Ich will euch wieder bei mir haben... Dann müsste ich nicht hierher kommen, um mit euch über meine Probleme zu reden... ich hab Probleme mit Louis. Erinnert ihr euch an ihn? Ich hatte euch mal erzählt, dass ich in ihn verliebt sei und er die Gefühle die ich für ihn hegte, nicht erwiderte... tja, gestern habe ich erfahren, das er anscheinend doch irgendwelche Gefühle für mich gehabt haben muss... ich habe, in den letzten Wochen in denen ich ihn nicht gesehen hatte, versucht alles zu unterdrücken, doch als ich ihn wiedersah... naja da kam alles hoch... und ich glaube, ich bin immer noch in ihn verliebt..." Nein, ich glaubte es nicht, ich wusste es.
Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter und fuhr erschrocken herum. Niall. Ich warf mich in seine Arme und fing wieder an zu schluchzen. Er hielt mich fest und ich hörte sein Herz, welches hektisch schlug.
Niall deutete auf meinen Arm und flüsterte:,,Ich wusste das du dich ritzt... ich hab die Klinge aus Dads Rasierer im Bad gefunden..." Ich nickte und wollte ihn ansehen, doch traute mich nicht, da ich Angst hatte, er könnte mich anschreien oder böse anfunkeln. Doch nichts dergleichen passierte, als ich zu ihm aufsah.

Nach einer Weile standen wir auf und machten uns auf den Weg zurück zum Haus.
,,Warum hast du den Jungs nie erzählt, das unsere Eltern tot sind..?", platzte es unkontrolliert aus mir heraus. Niall blieb stehen und sah mir fest in die Augen:,,Ich wollte keine große Sache draus machen, verstehst du? Die Jungs mit sowas zu konfrontieren, das wollte ich nicht. Und schon gar nicht, das sie dann anfingen Mitleid zu haben. Ich wollte kein Mitleid, weißt du?" und ich nickte. Langsam setzten wir uns wieder in Bewegung und vor der Villa konnten wir die anderen Jungs schon hören und wir vermuteten, dass sie in unserem Pool waren.
Wir hatten Recht. Ich sah zu Louis, der am Rand saß und irgendwas vor sich hin murmelte. Ich konnte genau verstehen was er sagte. Also baute ich mich, auch wenn ich nicht sonderlich groß war, vor ihm auf und rief:,,Ich hab genau gehört was du gesagt hast! Also versuch es gar nicht erst es zu leugnen! Ja, ich habe geweint! Hast du ein Problem damit?" Er schüttelte den Kopf und stand auf. ,,Na also!", damit wollte ich mich schon umdrehen, als mir die Idee kam, das ich ihm die Sache mit meinen Eltern erzählen könnte, da ich jetzt eh schlechte Laune hatte. ,,Ach übrigens, früher, du warst immer bei uns. Erinnerst du dich?", fragte ich emotionslos. Er nickte. ,,Mhm, weißt du auch noch, wie glücklich meine Eltern immer waren, wenn sie gesehen haben, wie gut wir uns verstehen?" Er nickte wieder und mittlerweile hatten sich auch Zayn und Harry zu uns umgedreht und Liam warf mir einen Blick zu, der wahrscheinlich soviel heißen sollte wie: Mach jetzt bloß nichts falsches!  ,,Mhm. Schön das du dich an meine Eltern erinnerst. Denn für mich sind sie auch nur eine Erinnerung!", schrie ich und blickte direkt in seine blauen Augen. Jetzt bloß nicht ablenken lassen und schwach werden!, schrie meine innere Stimme. Louis sah mich ungläubig an und flüsterte dann:,,Wie, sie sind eine Erinnerung...?" ,,Oh das weißt du ja gar nicht! Sie sind gestorben, Louis! Sie sind bei einem Flugzeugabsturz vor etwas mehr als vier Jahren gestorben!", rief ich. Louis riss die Augen auf:,,Das wusste ich nicht..." ,,Woher auch? Du hast ja nie gefragt! Oder wenigstens einfach mal so angerufen!", rief ich und schon hatte meine Hand seine linke Wange getroffen. Sofort konnte man meinen Handabdruck in seinem Gesicht erkennen. Irgendwie tat er mir leid, doch eigentlich hatte er es verdient. Er war derjenige, der den Kontakt abgebrochen hatte. Dann drehte ich mich um und lief, ohne auf die verwirrten Blicke der Jungs zu achten, in mein Zimmer.

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All the luv, Zoé ✨

[✓] Love me or leave me | 𝒕𝒐𝒎𝒍𝒊𝒏𝒔𝒐𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt