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Langsam ließ ich das kleine Stück Metal zu meinem Arm wandern. Ich übte leichten Druck aus und zog die Klinge mehrmals durch. Es blutete, aber nicht gerade leicht. Schnell stand ich auf und ging zu Tür. Ich schaute vorsichtig, ob da jemand stand und ging zu der Toilette wo ich die Tür erstmal hinter mit schloss. Ich nahm mir etwas Toilettenpapier und drückte es auf die mehreren Verletzungen. Die kleinen Schnitte hörten relativ schnell auf zu bluten. Nur da gab es einen Schnitt, der wohl etwas tiefer war.  Nach einer längeren Zeit, wo ich  das Toilettenpapier rauf drücke, blutete die Verletzung wenigstens nicht mehr so stark. Ein Glück, nicht das es noch jemanden auffällt. Die vollgebluteten Papierfutzel landeten in einen kleinen Mülleimer, der im Raum stand. Mein Pullover stülpte ich über meine Arm. So muss ich das wenigstens nicht mehr sehen. Ich setzte mich auf den Toilettedeckel, was ich natürlich schon früher hätte machen können, aber naja, auf diese oder kam ich wegen der ganzen Situation wahrscheinlich nicht. Ich atmete nochmals tief durch. Wenn das so weiter geht, werde ich das hier wahrscheinlich nicht lange aushalten. Und dieser Gedanke macht mir angst. Was ist, wenn ich dann zurück ins Heim muss, oder noch schlimmer zurück zu meinen Vater? Das wäre das schlimmste. Das klopfen an der Tür ließ mich aufschauen. "Lina, bist du hier drin?" drang eine bekannte Stimme durch die Tür. Alex. Was will er hier? "Ja" sagte ich leise. "Alles in Ordnung? Ich dachte du wolltest runter kommen." meinte er mit einer  einfühlsamer Stimme. Stimmt, da war ja was. Langsam stand ich auf und schloss die Tür auf. Alex schaute mich besorgt, aber auch erleichtert an. "Tut mir leid" sagte ich leise und schaute zu Boden. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Lina. Ich wollte nur sicher gehen, dass alles in Ordnung ist, weil du schon vor einer halben Stunde meintest das du gleich runter kommst" erklärte der Notarzt mir. Nun wurde ich hellhörig, eine halbe Stunde?! Ups. Ich war anscheinend etwas zu stark in meinen Gedanken versunken. "Ich komm mit runter" murmelt ich vor mich hin und folgte ihm nach unten. Er ging voran und Wohnzimmer, auf der Couch saßen mehrere Leute. Alle schauten uns an als Alex sich räusperte. Na toll. "Möchtest du dich selber vorstellen?" fragte er in leiser Stimme, damit nur ich ihn verstehe. Ich schüttelte mit dem Kopf. Ein Verständnisvolles nicken von Alex. "Also, darf ich vorstellen, dass ist Lina" meinte er und und die Blicke die gerade noch auf ihm lagen, wanderten zu mir. Schnell schaute ich wieder zu Boden, um Blickkontakt zu meiden. "Hi" kam es von, glaub ich fast allen zurück. Es waren mehrere Stimmen, aber ich hab keine  Ahnung wie viele Leute dort saßen. Keine Zeit zum zählen gehabt. "Setzt euch doch zu uns" meinte eine männliche Stimme, die ich schonmal gehört hatte, nur woher? "Möchtest du?" flüsterte Alex mir erneut zu. Ehrlich gesagt, nein. Aber es würde eh nichts bringen und wie bereits erwähnt, kennen lernen werde ich sie eh früher oder später. Ich atmete nochmal tief durch und nickte leicht. Langsam liefen wir Richtung Couch und setzen uns wieder hin. Diesmal blieb der Fernseher aber zum Glück an. "So, erstmal willkommen in deinem neuen zu Hause, wir freuen uns sehr dich kennen zu lernen!" sagte eine männliche Stimme. Langsam schaute ich hoch und in die Richtung woher die Begrüßung kam. "Ich bin der Oliver, aber du kannst gerne Oli sagen" meinte er leicht lächelnd. Wieder entstand eine unerträgliche Stille. Ich ließ meinen Blick weiter schweifen, zu der person neben Oli. "Hi, ich bin der Dustin!" stellte sich ein jüngerer mit lockigen Haaren vor, auch er lächelte leicht. Wieso herrscht in diesem Haus bitte so viel gute Laune?
Nun hatten sich alle, die von der Arbeit kamen vorgestellt, ich habs nicht so mit Namen weshalb ich bestimmt länger brauche um sie mir alle zu merken. Von den zu Berufen erst gar nicht angefangen. 2 Personen hab ich dafür schonmal gesehen und in Erinnerung behalten. Stephan und Paul, die beiden Polizisten. Die meisten schauten erneut auf den Fernseher. Ein Blick zu Oliver verriet mir, dass er relativ skeptisch auf meinen Arm schaute. Ich folgte seinem Blick und realisierte den blutfleck, der auf meinem pullover war. Auch das noch. Schnell legte ich meine andere Hand auf die Stelle, aber es war schon zu spät um es geheim zu halten. "Was hast du den an deinem Arm gemacht? Du blutest ja" meinte Oli und schon war die ganze Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Danke dafür . Auch Alex schaute auf die genannte Stelle. An seinem Blick konnte ich Besorgnis aber sich enttäuschung sehen. "Ähm" stotterte ich und merkte wie die ganzen Blicke mich regelrecht durchbrohrten. Ich würde jetzt echt am liebsten im erdboden versinken "Komm mal mit" meine Alex liebevoll, aber auch entschlossen und stand auf. Seine Stimme klang immernoch warm, nicht lauter oder aggressiv. Schnell folge ich erneut Alex in die Küche. Dort angekommen wurde ich in eine Umarmung gezogen. "Du hast dich wieder selbstverlezt mh? " meinte er nach kurzer Stille. Ich nickte nur stumm. Ich mein, was soll ich nun sagen? Er weiß es doch eh schon. "Setzt dich bitte mal hin, ich hol mal kurz etwas zum verbinden" meinte Alex als wir uns von der Umarmung lösten. Er deutete auf einen Stuhl und verschwand kurz danach aus dem Raum. Langsam schlenderte ich dort hin und nahm Platz. Kurz schob ich meinen pullover nach oben uns sah, dass der eine Schnitt, dem ich die ganze Situation hier verdanken zu habe, nicht mehr so doll blutete. Schnell zog ich den pullover wieder über die Verletzungen, keine Sekunde zu spät. Alex kam wieder und stellte die geholten Sachen auf dem Tisch ab. Er nahm auf dem Stuhl neben mir Platz und drehte sich in meine Richtung. "Darf ich dir deinen Arm verbinden?" fragte Alex und zeigte auf meinen pullover. Alles ist gerade wieder wie damals. Als ich in diesem Zimmer saß und er auch alles verbunden hatte. Nur dort war es so, dass ich dachte ich würde ihn nicht mehr sehen, beziehungsweise dachte ich nicht das ich irgenwann mal bei ihm wohnen würde. Das damals war eher eine Kurzschluss Reaktion. Eine einmalige Sache. Ich darf es nicht nochmal zu lassen eine Person so hinter meine Maske schauen zu lassen. Ich möchte ihn nicht so nah an mich ran lassen, ich muss aufpassen das ich ihn nicht zu viel vertraue. Ich hab früher fast jedem vertraut und was ist passiert? Jeder hat dies ausgenutzt. Selbst bei meinen Eltern war Vertrauen das falsche. Also warum sollte ich nochmal jemanden so nah an mich heran lassen? Am Ende bin ich die verletzte.
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:)

Maske bricht, wahres ich (ASDS) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt