Eigentlich war mir gar nicht mehr nach feiern zumute. Der Termin bei der Praxis für Psychotherapie wurde verschoben auf nächste Woche Dienstag, also darum könnte ich mir dann Montag Sorgen machen.
Trotzdem war mir mulmig, bei den Gedanken heute feiern zu gehen. Vanessa war auch nicht sie selbst, da wollte ich noch mit ihr drüber reden.
Ich saß in meinen Zimmer auf dem Bett, mit einem Buch aufgeschlagen, aber lesen konnte ich nicht. Noch steckte mir der Vormittag in meinem Kopf fest.
Vanessa war neben an, in ihrem Zimmer, sie hatte lautstark Musik an und räumte auf. Ich entschloss, mir einen Tee zu machen. Vielleicht würde mir das helfen.
Also stehe ich auf und gehe in die Küche, setze Wasser auf und schaue in die Teebeutel-Box. Ich entscheide mich für den klassischen Pfefferminz-Tee.
Während das Wasser sich erhitzt, schaue ich auf mein Handy. Emma würde sich jetzt auf den Weg machen, es war schon soweit. Also entweder jetzt mit Vanessa reden oder erst morgen. Seufzend gieße ich das kochende Wasser in meine Tasse. Schnell gebe ich einen Löffel Zucker hinzu und gehe dann zu Vanessas Zimmertür und klopfe zaghaft.
"Ja?", kommt es aus dem Inneren.
"Darf ich rein?", frage ich mir ruhiger Stimme.
Plötzlich wird die Tür geöffnet. Vanessa steht in einem Hoodie und einer Leggins vor mir.
"Was los?", fragt sie und schaut mich musternd an.
Ich gehe in ihr Zimmer und setze mich auf ihr Bett. Den Tee stelle ich auf das kleine Nachttischchen.
"Ich habe das Gefühl du bist komisch drauf. Ist irgendwas? Rede mit mir. ", bitte ich sie und schaue sie vorsichtig an.
Vanessa kann mir nicht in die Augen sehen. Das merke ich, und versuche sie zu mir zu ziehen. Sie verlagert ihr Gewicht von einem Bein aufs andere und räuspert sich.
"Es ist nichts. Wirklich."
Ich sehe in ihre Augen. Irgendwas stimmte hier nicht.
"Du kannst mit mir reden, das weißt du?", frage ich dann.
Sie nickt und will sich wieder wegdrehen, doch ich halte sie fest.
"Vanessa! Was ist los?"
"Leo, es ist nichts. Ich will jetzt auch meine Ruhe, okay?"
Jetzt konnte ich nichts anderes tun, als sie in Ruhe lassen. Seufzend verlasse ich ihr Zimmer und gehe ins Wohnzimmer. Dort schalte ich den TV ein und setze mich auf die Couch. Ich fühlte mich beschissen, auf gut deutsch gesagt. Ich wollte mit Emma nicht über das mit Ben reden, und ob Vanessa mit mir darüber reden würde war mir jetzt auch ein Rätsel.
Ich lege mich hin und starre auf den Bildschirm, nehme aber nicht wirklich wahr was dort läuft. Doch nach fünfzehn Minuten klingelt es an der Tür. Emma ist da. Ich erhebe mich und gehe zur Tür. Wie in Trance stehe ich im Türrahmen und empfange Emma, sie merkt sofort, dass es mir nicht wirklich gut geht."Was ist los?", fragt sie sofort.
Ich schüttel nur meinen Kopf und gehe ins Wohnzimmer.
Emma setzt sich augenblicklich zu mir und nimmt mich in den Arm.
"Willst du drüber reden? Oder willst du rumfahren bis es dir besser geht?"
Ich sage nichts und lege meinen Kopf auf ihre Schulter.
"Naja, eine Antwort brauche ich schon."
Emma streicht mir sanft über den Rücken.
"Rumfahren.", sage ich leise.
Emma nickt und gibt mir einen Kuss auf den Kopf.
"Na dann komm, du Idiot."
Also raffen wir uns wieder auf, ich schalte den Fernseher aus, und wir gehen runter zu Emmas Auto.
Wir steigen ein und Emma fährt los.
"Wenn du mir sagen willst was los ist, dann nur zu.", ermutigt sie mich ruhig.
Ich nicke und atme ruhig aus.
Emma lenkt ihren Wagen in Richtung alten Flugplatz, dort wo wir schonmal gewesen waren.
"Na komm, fahr du.", sagt sie schließlich und bleibt auf der Landebahn stehen. Sie zieht die Handbremse an und steigt aus. Ich komme der Bitte nach und wechsel mit ihr den Sitzplatz.
Ich lasse mir nochmal erklären wie man Auto fährt und drehe dann meine Runden über die Bahn.
Es machte wirklich Spaß. Es lenkte mich auch sehr gut ab, aber dennoch schwebten in meinem Kopf einige Gewitterwolken.
Also Bremse ich langsam ab und bleibe mit dem Auto stehen.
"Vanessa redet nicht mehr mit mir, aber irgendwas bedrückt sie. Ich weiß nicht was ich tun soll."
Ich schaue in den Fußraum, auf die Aluminium-Pedale.
"Seit wann ist sie denn so?", erkundigt Emma sich.
"Seit einigen Tagen. Ich komme gar nicht mehr an sie ran."
Ich seufze.
"Soll ich mal versuchen mit ihr zu reden?", fragt Emma dann.
"Ich glaube nicht dass sie mit dir darüber redet, wenn sie es mit mir nicht tut.", sage ich traurig.
Das versteht Emma natürlich.Wir sitzen einige Zeit im Auto und starren raus in die Dunkelheit, ehe Emma dann beschließt was zu trinken zu holen.
Wir tauschen also wieder die Plätze und dann fährt Emma zurück in die Stadt, zu McDonalds.
Sie bestellt zwei Kaffee und eine große Pommes.
Ich erinnere mich an unser erstes Treffen, der Geschmack von den Pommes in Emma milchigem Kaffee treiben mir kleine Tränen in die Augen.
Dann folgt der Gedanke an Ben, und seine Hände auf meinem Körper. Sofort muss ich meinen Kopf schütteln, die Gänsehaut schießt über meinen ganzen Kopf.
"Hey! Alles gut?", holt Emma mich aus meinen Gedanken.
Ich nicke.
Aber Nein, eigentlich war gar nichts gut. Aber es war mir zu unangenehm um es Emma zu beichten.An diesem Wochenende gingen wir doch nicht feiern. Am Sonntag Abend wurde ich langsam wieder nervös, dass ich Montags auf Ben treffen würde. Das war auch der Grund, weshalb ich in der Nacht kein Auge zubekam
DU LIEST GERADE
Ocean Eyes
RomanceLeo ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben, bis sie eines Tages wegen eines dummen Zufalls auf Emma trifft. Wenn da nicht noch Leos beste Freundin Vanessa wäre, die gerade jetzt viel Hilfe und Unterstützung braucht. ________________________...