One to love

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Leos P.O.V.


Glücklich hielt ich Gustavs Lederleine in der Hand. Nie hatte ich mich so stolz gefühlt, als wäre es mein Hund hier neben mir. Emma hatte ihre Pommes aufgegessen und trank gerade den letzten Schluck Kaffee, eher sie beides in den Mülleimer neben der Parkbank schmiss.

„Du Emma?", frage ich langsam und nippe an meinem Kaffee, der immer noch ziemlich heiß war.

„Ja?", sagt sie und steckt ihre Hände in ihren Mantel. Sie schein zu frieren.

„Darf ich dich was fragen?"

„Hast du doch so eben getan.", sagt Emma und grinst mich an. Selbst bei diesem schlechten Licht sah sie einfach perfekt aus.

„Oh, ja stimmt. Also du hast mich letzte Nacht angerufen und hast etwas gesagt, was mir nicht aus dem Kopf geht.", versuche ich leise damit anzufangen.

„Was geht dir denn nicht mehr aus dem Kopf?", fragt Emma und sieht mich schmunzelnd an.

„Du hast gemeint, ich sei toll. Wie hast du das gemeint?" Gott, ihr Lächeln verschlägt mir jedes Mal die Sprache. Noch dazu glänzten ihre Augen, wenn sie so lächelte. Diesmal wurde sie rot, sie räusperte sich und blickte zu Gustav, der meine Hand anstupste und schließlich zärtlich ableckte.

„Naja, so wie ich es gesagt habe. Du bist wirklich toll, du bist ehrlich und nicht so wie andere, weißt du? Du gibst mir seit langem ein Gefühl, etwas richtig zu machen.", murmelt sie unsicher. Ich beginne unweigerlich zu lächeln.

„Was heißt dieses nicht so wie andere? Ist etwas vorgefallen, was dich sehr enttäuscht hat? Weil dann mache ich es nicht, versprochen.",versuchte ich sie vorsichtig aus zu fragen. Seit sie meinte, dass sie nicht über ihre Familie oder ihre Kindheit reden wollte, war ich umso neugieriger.

„Naja, in meiner Vergangenheit waren Leute, die mich nur ausgenutzt haben. Sie haben mich behandelt wie ein Stück Dreck, außer sie brauchten was. Aber du, du bist anders, du bist gut."

Ich horche ihren Worten, verstand nicht warum man Emma so ausnutzen wollen würde. Sie war doch so perfekt, und mir war es egal ob sie eventuell reich war, oder vielleicht alles hatte was man sich vorstellen konnte. Mir war es egal, ob sie alles hinterfragte oder schnell misstrauisch wurde, weil sie es war, die fragte. Ich versprach mir selbst, sie nicht misstrauisch werden zu lassen, denn das hatte sie nicht verdient.

„Das tut mir Leid zuhören. Aber ich werde dich nicht ausnutzen oder sonstiges, versprochen.", sagte ich und lächelte sie aufmunternd an.

„Das glaube ich dir, wie gesagt, du bist anders.", sagt Emma und greift nach meinem Kaffee. Sie nimmt ihn mir ab und greift dann nach meiner Hand, um sie mit ihrer zu umgreifen. Ich sehe auf unsere Hände, dann zu Emma, die mich aufmunternd anlächelt. Ich lächel zurück, schaue dann mit hochrotem Kopf zu Gustav, der brav neben uns her läuft. Zusammen, schweigend und Händchen haltend laufen wir durch das nasse Laub. Nach einigen Minuten bleibt Emma stehen und leint Gustav ab. Dann zieht sie mich zu sich und küsst mich vorsichtig. Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben, was den Kuss beendete, da auch sie lächeln musste.

„Tut mir Leid.", sage ich leise und schaue auf meine Schuhspitzen.

„Was tut dir Leid?", fragt Emma und drückt mit ihrem Zeigefinger mein Kinn nach oben.

Sie lächelt mich aufmunternd an und wartet auf eine Antwort.

„Weiß nicht, ich fühle mich manchmal so unreif wenn ich bei dir bin.", gestehe ich.

„Du bist süß, wenn du bei mir bist.", sagt Emma und grinst mich an. Ich fange an, ihre Hand zu drücken, weil ich so unsicher bin. Emma schaut sich kurz nach Gustav um, lässt einen Pfiff durch ihre Zähne gleiten und horcht dann, aus welcher Richtung er wohl kommen mag.

„Leo, du bist eine der tollsten Personen die ich kenne.", haucht Emma, als Gustav neben uns sitzt. Dann zieht sie mich wieder zu sich und küsst mich intensiv. Diesmal reiße ich mich zusammen und erwider den Kuss voller Leidenschaft. In mir sprudelt ein Feuerwerk voller Gefühle, mir wird trotz kaltem Wetters unheimlich warm und in meinen Gedanken fahre ich Karussell. Emma stellte mein Leben auf den Kopf und ich fand es unheimlich gut. Manchmal war die Welt auf dem Kopf schöner.

Gustav befreit uns aus unserem Kuss, indem er an mir hochspringt und ich zurück stolpere.

„Ja Gustav, tut mir Leid, sie ist wieder ganz deins.", lacht Emma und reicht mir die Leine.

Ich hocke mich vor ihm hin und streichle ihm liebevoll über sein kluges Köpfchen. Emma tut es mir gleich und hockt sich ebenfalls hin.

„Du, Leo?", fragt sie und und schaut mich schüchtern an.

„Ja?", frage ich und sehe in ihre blauen Augen, die Augen, die mich jedesmal hypnotisierten. Ihre Hand landet auf meiner, sie hält mich fest.

„Du bist wirklich toll.", flüstert sie, ich merke ihr an, wie unsicher sie dabei ist. Mein Herz setzt einen Schlag aus und rast dann los.

„Findest du?", piepse ich mit hochrotem Kopf. Gott sei Dank sah man das bei der Dunkelheit nicht.

„Ja, du bist so einfach du selbst.", sagt sie und geht aus der Hocke hoch, zieht mich dabei mit.

Wie hypnotisiert starre ich einfach in ihre Augen, die mich freundlich und vorsichtig musterten.

„Ich weiß nicht, ich bin mir nicht so sicher über das was du da sagst. Ich bin nicht so cool.", sage ich abwinkend, doch ihre Hand hält meine noch immer und zieht mich näher zu sich.

„Ich bin mir ziemlich sicher, über das, was ich sage. Du bist wirklich cool, egal was du denkst."

Und dann liegen ihre Lippen wieder auf meinen und es fühlt sich einfach perfekt an. Der Kuss passt perfekt zu unserer Umgebung, die Stille um uns herum und die Dunkelheit. Nur der Mond suchte seinen Weg zwischen den schützenden Bäumen hindurch um uns zu belichten. Ich wünschte mir, diesen Moment und diese Gefühle festhalten zu können, um es immer wieder ansehen zu können, oder fühlen zu können. Dieser Augenblick sollte niemals enden und vergessen sein, allerdings endet alles irgendwann. Gustav bellt in die Stille hinein und lässt uns auseinander fahren.

„Ja, ist ja gut Gustav. Komm, wir gehen weiter.", sagt Emma und grinst ihren schwarzen Rüden an. Sie nimmt meine Hand in ihre und so gehen wir schweigend weiter. Immer wieder schiele ich zu Emma rüber, doch sie lächelt nur und schaut auf Gustav, der eilig hin und her läuft.  Seine Nase ist nur am Boden und schnüffelt herum.


Manchmal würde ich gerne die Gedanken anderer Leute lesen können. Jetzt wäre so ein Moment. Emma faszinierte mich immer mehr. Sie war so schön, klug und liebevoll zu jedem in ihrer Umgebung. Ich wünschte, wir wären mehr, als das was wir gerade sind.

Ocean EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt