Can you be my nightingale?

183 12 0
                                    

Vanessas P.O.V.

Krankenhausfraß war echt ekelig. Vorallem das Kartoffelpüree. Was würde ich gerade für ein Döner tun, oder Gyros. Aber nein, es gab Kartoffelpüree mit Milchsuppe. Und natürlich Sprudelwasser. Hoffentlich kommt Leo bald mit meiner versprochenen Schokolade, oder Cola, je nachdem. Seufzend greife ich nach meinem Handy. Die Risse auf dem Display zeigten die Spuren meines Sturzes im Treppenhaus auf.
Eine Nachricht zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Ben hatte mir geschrieben. Er wollte wissen wie es mir geht, er macht sich Sorgen um mich. Wie süß.
Sofort antworte ich ihm und gehe danach auf meinen Chat mit Leo. Komisch, sie war heute noch nicht einmal online gewesen und es war bereits kurz nach 15 Uhr.
Ein ruhiges Klopfen an der Tür lässt mich aufhorchen.
"Ja?", rufe ich verhalten in den Raum.
Die Tür öffnet sich in Ben steht plötzlich im Raum.
"Hey na du.", sagt er und schließt die Tür hinter sich.
"Hey was macht du hier? Ich dachte du kommst erst später?", Frage ich verwundert.
"Ja aber mir war langweilig also dachte ich, ich komme jetzt schon und" , er öffnet seine Jacke und zaubert ein warmes Etwas in Alufolie verpackt hervor.
"bringe dir diesen Döner mit.", vollendet er seinen Satt und reicht mir das warme Fladenbrot.
"Kannst du Gedankenlesen?", Frage ich ihn und packe den Leckerbissen aus.
"Nein aber ich könnte mir schon denken, dass das Esen hier nicht so deinen Geschmack trifft.", gibt er grinsend zu und setzt sich an das Bettende.
Genussvoll beiße ich in den Döner und seufze glücklich auf.
"Lecker!", sage ich und lächel Ben dankbar an.
"Wie geht es dir?", fragt er nach einer kurzen Stille in der ich glückselig weiter esse.
"Ach, schon besser. Ich hoffe ich darf bald nach Hause.", gebe ich zu und schaue in Bens blaue Augen. In letzter Zeit war er mir ein sehr guter Freund gewesen, hatte mir geholfen sobald ich Hilfe gebraucht hatte.
"Sag Bescheid, wenn du nach Hause darfst, ich hol dich dann ab.", bietet er an. Sofort nicke ich.
"Mach ich. Danke Ben."
Er nickt mir zu und lässt mich den Döner aufessen, ehe wir uns weiter unterhalten. Wir reden über die Schule, die bald anstehende Schauspielaufführung und welches Stück wir uns erhoffen.
"Was denkst du, welches Stück muss diesesmal aufgeführt werden?", Frage ich Ben.
"Ich weiß es echt nicht. Ich verstehe auch nicht wieso diese Schule in der Weihnachtszeit unbedingt ein Stück aufführen will.", sagt er verwundert.
Seit mehr als 15 Jahren war es in unserer Schule Tradition, dass die Schüler der 12. Klasse den Schülern der 13. Klasse ein Abschlussstück vorspielte, ehe diese die Schule mit Abitur verließen.
"Ach, der Rektor sagt, die Tradition darf niemals zerstört werden, und ich finde das auch so. Viele Traditionelle Dinge werden nicht mehr so geschätzt wie früher. Und das ist traurig, denke ich."
"Ja Tradition schön und gut, aber sind wir nicht etwas zu alt dafür? Könnten nicht die 5. Klässler das Stück aufführen?"
Ben rutscht etwas näher zu mir, um die Alufolie des Döners vom Bett zu nehmen und wegzuwerfen.
"Ich glaube das verstehen Jungs nicht. Sowas verstehen nur Mädchen.", gebe ich grinsend zurück.
"Soll das heißen wir Jungs verstehen Traditionen nicht?", fragt Ben nackend.
"Das habe ich nicht gesagt.", grinse ich.
Ben lacht leise und nickt verständnisvoll.
"Darf ich dich mal auf ein Date bitten?", fragt er plötzlich. Total überfordert sehe ich ihn an.
"Woah Ben! Äh, sobald ich hier raus bin, gerne.", gebe ich leicht stotternd zurück.
"Okay, dann freue ich mich schon darauf.", sagt er grinsend. Er sieht erleichtert aus, als hätte ihn das schon lange beschäftigt.
"Ich freu mich auch.", sage ich leise und muss lächeln. Ich greife nach dem Glas Wasser und nehme einen großen Schluck.
"Ich muss jetzt auch wieder los, schreiben wir?", fragt Ben und steht auf.
"Ja mach ich. Danke für den Döner."
Ben nickt nur und verlässt das Zimmer. Ich nehme mein Handy wieder in die Hand und rufe Leo an. Ich mache mir Sorgen um sie, und als sie nicht drangeht, werde ich nervös.
"Verdammt Leo!", Murmel ich in Gedanken.
Plötzlich erscheint eine Nummer auf dem Display, ich weiß nicht wer das ist, hebe aber sofort ab.
"Hallo?", Frage ich in den Hörer.
"Vanessa? Emma hier.", kommt es zurück.
"Emma? Was ist mit Leo?"
Nervös beginne ich auf meinen Fingernägeln zu kauen.
"Leo ist gerade umgekippt. Ich habe einen Krankenwagen gerufen, sie ist einfach so ohnmächtig geworden."
"Was habt ihr denn gemacht? Wie geht es ihr jetzt?", Frage ich verwirrt und voller Sorge um meine beste Freundin.
"Nichts das ist es ja. Ich dachte sie hätte Fieber und wollte ihr einen Tee machen. Aber als ich gerade in der Küche war, hat es gepoltert und sie lag auf dem Boden."
Emma ist total aufgelöst, das höre ich.
"Vanessa, ist so Was schonmal passiert? Ich habe Angst um sie.", flüstert sie schließlich.
Ich schlucke schwer.
"Das musst du Leo fragen. Ich sag nichts dazu.", sage ich schwerfällig. Niemals würde ich ein Versprechen brechen.
"Ich fahr jetzt zu ihr, vielleicht ist sie schon wieder wach.", versucht Emma sich aufzumuntern.
"Genau. Halt mich auf dem Laufenden, bitte.", bitte ich Sie.
"Mach ich."
Damit legt Emma auf und lässt mich wieder allein.
Jetzt machte ich mir Sorgen um Leo. Ich hatte eine Vermutung wieso Leo zusammengebrochen war, aber das würde ich nicht mit Emma besprechen. Ich setze mich auf. Gott sei Dank hatte der Arzt mir heute morgen die Halskrause abgenommen. Zwar tat der Hals noch weh und war blau angelaufen, aber besser als mit steifem Hals.
Ich stehe vorsichtig auf und gehe auf den Flur, ich wollte zu Leo. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sie in meinem Krankenhaus lag.
Ich gehe vorsichtig die Treppen runter zur Information. Da ich heute früh bereits an der frischen Luft gewesen war, trug ich meine graue Jogginghose und den schwarzen Pullover.
"Hey!", sage ich zu dem Mann an der Information.
"Guten Tag, wie kann ich helfen?", fragt er hilfsbereit.
"Ich suche eine Leonie. Leonie Krüger. Die würde mit dem Krankenwagen hergebracht."
Erwartungsvoll schaue ich den Mann an, der konzentriert auf den Bildschirm des PCs schaute.
"Sie liegt auf der Intensivstation, Besuchszeit ist bis 18 Uhr. 1.Etage, rechte Seite. Nicht zu übersehen.", sagt der Mann ohne den Blick vom PC zu wenden.
"Okay danke sehr."
Zügig gehe ich die Treppen wieder rauf und betrete die Intensivstation. Sofort kommt eine Schwester auf mich zu.
"Zu wem wollen Sie?", fragt sie mit einer schrillen Stimme.
"Zu Leonie Krüger.", sage ich wahrheitsgemäß.
"Okay, folg mir.", sagt sie und dreht wieder um. Ich Eile ihr nach, was sehr schmerzhaft ist wegen meines Beines.
"Sie ist wach, aber kaum ansprechbar." Die Schwester bleibt vor einer geöffneten Tür stehen und deutet hinein.
"Falls etwas ist, auf den roten Knopf drücken, der Arzt ist dann sofort zur Stelle."
Ich nicke und betrete betont vorsichtig den Raum. Leo ist an eine Maschine angeschlossen die ihre Atmung kontrolliert und alle drei Sekunden ein dampfendes Geräusch von sich gibt.
"Leo?", flüstere ich und bleibe vor dem Bett stehen. Ihre Augenlider sind geschlossen, aber sie zucken.
"Hmm.", stöhnt sie leise.
"Kannst du deine Augen öffnen?", frage ich vorsichtig.
Da öffnet sie schwerfällig die Lider.
"Vanessa.", seufzt sie.
"Leo. Was ist passiert?"
Erleichtert seufze ich auf.
"Ich weiß es nicht mehr.",sagt sie langsam.
Ich setze mich neben das Bett auf einen Hocker.
"Wenn du reden willst, ich bin immer da für dich, okay?"
Leo hüllt sich in Schweigen. Ich greife nach ihrer Hand und drücke sie leicht.
Und so sitze ich neben ihr, in vollkommener Stille über eine Stunde lang. Dann fühle ich Druck an meiner Hand. Ich schaue auf Leo, die ihre Augen wieder geschlossen hat.
"Ich glaube, Emma wollte weiter gehen. Mir ist schlecht geworden.", sagt sie leise.
"Was hat sie gemacht?"
Ich räusperte mich, irgendwie sammelten sich Tränen in meinen Augen.
"Sie hat nichts gemacht, wir haben uns nur geküsst. Und sie hat versucht mein Shirt auszuziehen."
Verwirrt rücke ich näher zu Leo.
"Und dann ist dir schlecht geworden?", Frage ich sie.
"Ja. Kannst du mir helfen mich aufzusetzen?", bittet sie mich dann. Sofort unterstütze ich Sie wo ich nur kann. Ich fahre das Kopfteil hoch und lege ihr das Kissen im Rücken besser hin.
"War Emma schon hier?", fragt Leo dann.
"Ich denke Nein. Ich weiß es aber nicht.", sage ich ehrlich.
Leo seufzt.
"Meinst du sie ist sauer auf mich?", fragt sie dann.
"Leo spinnst du? Emma könnte niemals sauer auf dich sein, vorallem nicht wegen so einer Kleinigkeit. Und wenn doch, dann Rede ich mal mit ihr.", sage ich angesäuert.
Erneut seufzt Leo. Sie macht sich über alles Gedanken, obwohl sie sich jetzt lieber ausruhen sollte.
"Ruh dich aus, ich bin in meinem Zimmer, Emma kommt bestimmt gleich. Und wenn nicht, werde ich ihr mal die Leviten lesen.", sage ich bestimmt und erhebe mich.

Draußen auf dem Gang kam Emma mir entgegen.
"Hey, wie geht es ihr?", fragt sie mich ganz außer Atem. Ihr Gesicht war gerötet und sie hielt einen Schal in ihrer Hand.
"Sie ist wach, ich denke sie wird bald auf eine normale Station verlegt.", erkläre ich und schaue sie mitfühlend an. Leo sollte ihr erklären, weshalb sie so stark reagiert hatte. Emma sah nämlich scheußlich aus, als hätte sie seit Tagen keinen Schlaf bekommen.
"Okay, ich gehe mal zu ihr.", Emma nickt mir zu, ich lächel sie aufmunternd an.
"Was habe ich falsch gemacht?", fragt sie dann leise.
Ich senke den Blick und vermeide den Augenkontakt.
"Dass muss Leo dir erklären, aber es ist nicht deine Schuld, glaub mir.", versuche ich sie aufzumuntern.
Emma nickt nur und geht in Richtung Intensivstation. Ich seufze und gehe weiter zu den Treppen, um wieder auf mein Zimmer zu gehen. Ich hoffte inständig, dass Leo schnell auf eine normale Station verlegt würde. Und das Emma nachsichtig mit Leos Wahrheit umgeht, falls diese bereit war sie zu erzählen.

Emmas P.O.V.
Zaghaft klopfe ich an die Tür in der Intensivstation. Ich höre wie Leo 'Herein!' ruft und trete ein.
"Hey, Leo.", sage ich kraftlos und dennoch lächelnd.
"Emma." Ihre Augen ruhen auf mir und ihr Gesicht strahlt. Ich setze mich auf den Hocker neben ihrem Bett und greife nach ihrer Hand. Sofort drückt Leo diese ich strahlt mich an.
"Wie geht es dir?", Frage ich ruhig und lasse meinen Blick über ihre Arme schweifen. Sie hatte einen Tropf neben sich stehen der in ihrer Armvene endete und eine Klammer am Zeigefinger, der den Blutdruck und Puls maß.
"Viel besser. Ich darf heute Abend umziehen, der Arzt war gerade hier. Wahrscheinlich darf ich morgen auch wieder raus.", sprudelte es aus ihr heraus.
"Das ist schön. Darf ich fragen was passiert ist, dass du ohnmächtig geworden bist? Ich habe mir nämlich scheiß Sorgen gemacht als du da lagst. So ohne Reaktion."
Mir traten Tränen in die Augen, ich versuchte gar nicht sie zurück zu halten. Leo sollte sehen wie verletzt und besorgt ich war.
"Emma!", flüsterte sie sofort und setzte sich abrupt auf. Sofort streicht sie mir vorsichtig die Tränen von den Wangen.
"Es war nicht deine Schuld! Wirklich nicht. Ich möchte aber noch nicht drüber reden."
Den letzten Satz sagte sie so leise, dass ich ihn beinahe nicht hörte.
"Leo, ich bin für dich da, egal was ist. Aber zu sehen wie du da liegst, keine Bewegung mehr kam und du wie tot wirktest, das hat mir verdammt nochmal Angst gemacht. Ich dachte, ich würde dich verlieren.", meine Stimme versagt. Ich blicke auf dem Boden und schniefe.
Leo weiß offensichtlich nicht was zu tun ist, also zieht sie mich zu sich und umarmt mich. Liebevoll streichelte sie meinen Rücken und küsst meine Wange.
"Sag mir bitte einfach was los war.", bitte ich Sie.
Leo seufzt und setzt sich wieder aufrecht hin.
"Ich glaube, etwas aus meiner Vergangenheit hat mich eingeholt.", sagt sie dann.
"Was meinst du damit?", Frage ich sie und rümpfe meine Nase.
"Emma, ich will nicht darüber reden.", blockt Leo ab.
Ich nicke nur und setze mich wieder richtig hin.
Schweigend sitze ich bei ihr, wir beide haben nichts zu sagen.
Nach zehn Minuten stehe ich auf.
"Ich gehe dann jetzt."
Leo blickt mich verletzt an, dieser Blick durchweicht mich.
"Bleib, bitte."
"Wieso? Ich habe das Gefühl, dass ich alles Schuld bin. Ich hätte dich nicht anfassen dürfen. Du hattest dazu viel Stress, den ich verursacht habe. Ruh dich aus, ich komme später wieder, wenn du in einer anderen Abteilung liegst.", sage ich und Wende mich zur Tür. Noch einmal höre ich Leo, wie sie sagt: "Bitte Bleib Emma."
Ich ignoriere es, obwohl es mir das Herz zerreißt.

Ocean EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt