Complicated

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Der nächste Tag verging recht zügig. Vanessa und ich verbrachten den Unterricht und die Pausen zu zweit, zwischen Ben und Vanessa fielen einige Blicke. Am Ende der sechsten Stunde wollte ich gerade Vanessa meine Schlüssel reichen, als ich sehe wie sich Ben nähert.

„Vanessa?", fragt dieser grinsend.

„Ja?" Vanessa schaut ihn erwartungsvoll an.

„Hättest du mal Lust zu schreiben, also mit mir?" Bens Grinsen konnte wirklich stark nerven.

Er hält Vanessa einen kleinen Zettel hin, höchstwahrscheinlich mit seiner Handynummer drauf. Vanessa nickt nur lächelnd und nimmt den Zettel entgegen.

„Ich schreib dir später."

„Okay, ich werde antworten.", sagte Ben und nickte. Dann schaute er mich fragend an.

„Na los, Nachsitzen Leonie!"

Für den Namen 'Leonie' schaute ich ihn strafend an.

„Hier, die Schlüssel. Ich komm gegen drei.", sage ich nur knapp und umarme Vanessa zum Abschluss. Dann gehe ich in Richtung Raum 23, mit Ben hinter mir, der wieder nur Müll redete.

„Vanessa ist echt heiß, wieso ist die eigentlich mit dir befreundet?"

„Charmant, Ben. Sehr charmant.", sage ich und trete in den Raum.

„Okay, das war mies, aber mal ehrlich, wieso ist sie mit dir befreundet? Habt ihr gemeinsame Fantasien oder sowas?"

Ich lasse mich eintragen und sehe ihn genervt an.

„Ja. Wir sind Hexen und verzaubern jeden der uns auf die Eierstöcke geht." Ich gehe zu Emma, die an ihrem Stammplatz saß und wieder in ihre Zeichnung vertieft war.

„Hey!", begrüße ich sie.

Sie zuckt leicht zusammen und lächelt mich dann an.

„Hey. Alles gut?", fragt sie. Ihr Duft strömte mir bereits entgegen, sie roch wieder so unglaublich gut, als würde sie frisch aus der Dusche kommen.

„Ja und bei dir?", entgegne ich und lege meine Sachen auf den Tisch.

„Ja, muss halt.", sagt sie, allerdings klingt es nicht sehr glücklich.

„Was ist los?", frage ich vorsichtig. Ich schaue auf ihr Bild, heute ist es sehr dunkel gezeichnet.

„Ach hatte heute nur wieder einige Auseinandersetzungen mit Mitschülern.", winkt sie ab und lächelt gequält.

„Willst du darüberreden?", frage ich sie leise.

„Nein, ich glaube das versteht eh keiner."

„Vielleicht täuscht du dich in mir.", sage ich  und begann mit meinen Englisch Hausaufgaben. „Ja, vielleicht hast du Recht. Aber trotzdem bleibts bei einem Nein.", sagt Emma und nickt nochmal dankend.

Den Rest der Stunde verbrachten wir schweigend, leider. Kurz vor Ende der Stunde brach ich jedoch das Schweigen.

„Es klingt vielleicht komisch, aber ich gebe dir meine Nummer, falls du doch reden magst, kannst du dich jederzeit melden."

„Gern.", Emma lächelt wieder leicht, was mein Herz etwas erwärmt. Schnell gebe ich ihr meine Nummer und sie speichert mich ein. Mir fiel tatsächlich ein Stein vom Herzen, ich hatte mich endlich mal was getraut.


Langsam gehe ich zum Bus, in der Hoffnung, dass Emma mir so schnell wie möglich schreiben würde. Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und ließ mich von Nickelback besingen. Eines meiner vielen Lieblingslieder stammten von der kanadischen Rock-Band. Heute war es 'Far away', sonst'Satellite'. Zuhause angekommen, drückte ich auf die Klingel, bis Vanessa mir öffnete.

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