... and thats the saddest thing I've ever heard.

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Emmas P.O.V.

Pause. Endlich. Heute waren alle Lehrer schrecklich genervt. Weshalb, sagte uns niemand.
Ich gehe mit meinem Rucksack die Treppen runter zur Cafeteria, um mir ein Baguette zu holen. Am Eingang hielt mich jemand fest und zog mich beiseite.
"Emma! Hat sich Leo bei dir gemeldet?", fragte Vanessa. Sie sah besorgt aus.
"Nein wieso?", frage ich. Stimmt, Leo wurde ja heute ausgerufen. Frau Missall hatte also mit ihr geredet.
"Seit sie heute früh rausgerufen wurde, habe ich sie nicht mehr gesehen und ihr Handy ist aus. Wo könnte sie denn sein?" Vanessa machte sich echt Sorgen.
"Keine Ahnung. Ich versuche mal die Lehrer zu fragen, versuche du sie zu erreichen. Zur Not fahre ich gleich zu ihr nach Hause.", sage ich und gehe sofort zu Frau Missalls Büro.
"Frau Missall?", frage ich in den Raum rein.
"Emma! Komm rein. Wir müssen dringend reden." Frau Missall streckt ihren Kopf über die Tischkante, was sie da unten sucht, weiß ich nicht. Ich schließe die Türe hinter mir und setze mich dann auf die Ledersessel.
Frau Missall nahm gegenüber Platz.
"Leo war heute früh hier, ich wollte mit ihr reden und sie ist ausgetickt. Ich glaube sie ist raus gerannt. Sie hat geschrien und geweint, ihr geht es sehr mies. Sie war sehr sauer darüber, dass du mit mir über sie geredet hast."
Scheiße. Bestimmt ist sie nach Hause.
"Okay, ich fahre dann jetzt zu ihr. Ich muss mit ihr reden.", stammel ich nur.
"Mach das. Ich entschuldige dich bei den letzten Stunden. Aber kannst du mir eine Nachricht schicken, sobald du sie gefunden hast und alles gut ist?", fragt Jana mich. Sie kritzelt etwas auf einen kleinen Zettel und reicht es mir rüber. Es war ihre Handynummer.
"Mach ich.", sage ich nur und verlasse dann das Büro. Auf dem Korridor kommt Vanessa mir entgegen.
"Und? Schon was herausgefunden?"
"Ich fahre jetzt zu ihr nach Hause. Willst du mit?", frage ich tonlos. Ich fühle mich taub. Leo war sehr verletzt. Und es war meine Schuld.
"Ja! Los!" Vanessa war noch völlig aufgebracht, sie wusste ja auch nichts.
Ohne ein Wort zu reden führen wir also zu Leo. Zum Glück hatte Vanessa einen Schlüssel, also kamen wir in die Wohnung rein. Leider nur nicht in Leos Zimmer. Das war abgeschlossen. Von innen. Der Schlüssel steckte.
Sofort beginnt Vanessa an die Tür zu klopfen.
"Leo! Bist du da? Mach doch mal bitte die Türe auf. Leo!"
Vanessa poltert gegen die Tür, es ist echt verdammt laut.
"Leo! Bitte mach auf.", rufe ich einmal kraftlos.
Kurze Stille, auch von Vanessa aus kam nichts.
"Geht weg.", kommt es zurück.
"Leo, bitte. Was ist passiert?", frage ich mit einer ruhigen Stimme aber bebenden Herzen.
"Emma hau ab. Ich will dich nicht sehen."
Aua. Das tat weh. Dieser Schmerz, gegen den keine Tabletten halfen.
Ich trete zurück, nicke Vanessa zu und gehe aus der Wohnung. Die Tränen halte ich erst gar nicht zurück, sondern lasse sie laufen. Ich war Schuld an all dem. Ich habe mit Frau Missall über Leo geredet, das war falsch. Leo hasste mich, zurecht. Das war alles meine Schuld.

Ich fahre also nach Hause, missmutig und sauer auf mich selbst. Der einzige, der mich jetzt aufmuntern konnte, war Gustav. Und das tat er auch. Bei einem langen Spaziergang erzählte ich ihm alles was mir auf der Seele brannte. Und es tat so gut. Ab und zu schaute er mich an, als würde er fragen: "Aha! Und wie geht es weiter?".
Als wir am Silbersee ankommen, setze ich mich auf einen Baumstamm und werfe für Gustav einen Stock in das kalte Wasser. Sofort hechtet er hinterher und bringt mir das Stöckchen zurück, hechelnd steht er vor mir und lässt es aus seinem Maul fallen. Mit schiefgelegtem Kopf schaut er mich an und wartet auf eine Reaktion meinerseits.
"Ach Gustav.", murmelte ich und schaue meinen klugen Schäferhund an. Seine Augen lassen mich etwas lächeln, er versteht nicht was los ist, aber er will nicht dass es mir schlecht geht. Er stupst mich mit der nassen Nase an und winselt, ehe ich den Stock nehme und schwungvoll auf den See werfe. Danach gehen wir wieder durch den Wald zurück. Es hat mir gut getan, ihm alles zu erzählen. Trotzdem ging es mir schlecht. Zuhause angekommen, machte ich mir einen Tee und eine Wärmeflasche. Dann lege ich mich auf die Couch und schaue fern. Gustav legt sich ausgebreitet vor dem brennenden Kamin. Meine Mutter scheint mit Hendrix unterwegs zu sein. Mir egal. Ich möchte nur wissen wie es Leo geht. Oder was ich tun kann, damit wir keinen Streit haben.
Plötzlich fällt mir wieder die Handynummer von Frau Missall ein. Sofort krame ich in der Hosentasche nach dem Zettel. Da ist er, ziemlich zerknüllt, dennoch lesbar. Ich tippe die Nummer in mein Handy ein und speicher sie ab. Dann schreibe ich ihr eine Nachricht, dass Leo zuhause ist und ich ebenfalls. Dann lege ich mein Handy auf den Wohnzimmertisch und schließe müde meine Augen.
Ich brauchte Schlaf. Nur etwas Schlaf.

Ocean EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt