Disappoint

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Emmas P.O.V.


Gähnend öffnete ich meine Augen. Vorsichtig reckte ich meine Arme nach oben und drehte meinen Kopf nach rechts, doch das Bett war leer. Enttäuscht setze ich mich auf, bis mir ein Gedanke kommt.

Vielleicht bereitet sie gerade Frühstück vor?

Ich nehme mein Handy in die Hand, dabei fällt ein kleiner Zettel auf den Boden. Ich hebe ihn auf und falte ihn auseinander.

Guten Morgen, es gab einen kleinen Notfall, bin aber schnell wieder zurück. Warte einfach und bedien dich in der Küche!

Seufzend stehe ich langsam auf, krame meine Sachen zusammen und ziehe mich um. Bevor ich allerdings die Wohnung verließ, legte ich mein gemaltes Bild unter ihr Kopfkissen.

Der Morgen war recht kühl, dennoch beschloss ich eine Weile zu laufen, bevor ich mir ein Taxi rufen wollte. Die frische Luft tat meinen Kopfschmerzen ganz gut, außerdem wollte ich über Dinge nachdenken. Wieso Leo zum Beispiel heute morgen einfach abgehauen ist. Ich wurde nicht aus ihr schlau, wenn es wieder wegen Vanessa war, wird sie mir das erklären müssen. Es gibt eine Grenze, bis wohin Freundschaft reicht, und die letzte Nacht war definitiv nicht mehr auf der Seite von Vanessa. Eigentlich müsste Leo das doch wissen, oder? Erneut seufze ich auf und google nach dem nächsten Taxi.


Das Eisentor war schwerer zu öffnen als gestern, aber es quitschte nicht. Die Treppen zur Haustür hoch, den Schlüssel in die Tür und schon verspüre ich den Drang abzuhauen. Allerdings muss ich früher oder später sowieso nach Hause. Ich trat in den Vorraum des Hauses, zog meine Schuhe und den Mantel aus und bemerkte den Geruch von frischem Kirschkuchen. Früher haben Mum und ich den immer zusammen gebacken. Es war mein Lieblingskuchen. Ich hatte immer den Kirschsaft getrunken und mein Dad hat mich immer Vampir genannt, wenn der rote Saft an meinen Mundwinkeln klebte. Kindheit, wie gern ich die Zeit dahin zurückdrehen würde. Ohne Probleme, Streitigkeiten und Hass.

„Bin zuhause!", rufe ich Mum zu, die in der Küche den Mixer reinigte.

„Ah, Louise!", sagt sie erfreut, dabei sehe ich ihre verheulten Augen. Na toll, sie hatte wegen mir mit Dad gestritten.

„Alles okay, Mum?", frage ich vorsichtig nach und trete näher zu ihr.

„Ja, dein Vater und ich hatten nur eine Meinungsverschiedenheit. Er ist jetzt wieder verreist."

Da fiel mir ein Stein vom Herzen.

„Ach Mum, der kriegt sich wieder ein. Wo ist Hendrix?" Ich umarme sie vorsichtig und gebe ihr einen Wangenkuss.

„Er liegt im Bett, die ganze Nacht hat er nicht geschlafen." Jetzt sehe ich, wie müde Mum ist. Ihre Augenringe sind mit Concealer übermalt, allerdings sieht es grausam aus.

„Leg dich hin, Mum. Ich kümmer mich um ihn, wenn er aufwacht.", sage ich liebevoll und nehme ihr den sauberen Mixer aus der Hand.

„Danke, Louise." Uff, ich hasste meinen Zweitnamen.

„Schon okay, Mum. Schlaf gut." Ich sehe ihr hinterher, wie sie die Treppen hoch zum Schlafzimmer stolpert.

Leise räume ich die Küche auf und stelle den Kuchen in den Kühlschrank. Dann gehe ich in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Schnell binde ich meine Haare zu einem Dutt und gehe runter zu Hendrix, dieser schläft immer noch tief und fest. Ich setze mich in seine Hängematte und hole mein Handy raus. Leo hatte mir geschrieben. Seufzend lehnte ich mich zurück. Die Matte schaukelte hin und her, sehr seicht und beruhigend.

Warum hast du nicht gewartet?

Ja warum wohl? Ich war etwas sauer, dass sie mich das fragte, aber vielleicht reagierte ich über.

Ich wollte nicht stören, dazu musste ich nach Hause. Ebenfalls ein Notfall.

Ich hoffte inständig, dass sie verstand. Und dass sie meinen Zettel fand.

Ocean EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt