the truth can hurt

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Das Essen war wirklich gut. Das Restaurant, in das mich Emmas Vater eingeladen hatte, war sehr teuer aber auch sehr lecker. Wir waren zu viert essen gewesen und Kai, ihr Vater, hatte sich sehr für uns interessiert. Ohne je dabei unangemessene Sachen zu fragen. Zum Beispiel fand er unsere Kennenlerngeschichte sehr schön und Filmreif.
Susanne, Emmas Mutter, hatte mich mehr nach meiner Familie und der Schule gefragt.
Nach dem Essen waren wir noch zu Emma nach Hause gefahren, dort hatten wir uns noch vor den Kamin gesetzt und Emmas Eltern erzählten einige Dinge aus Emmas Kindheit. Um Kurz vor 22 Uhr rief mich Vanessa an.
Sofort stand ich von dem kleinen Kreis auf und ging in die Küche um den Anruf entgegenzunehmen.
"Vanessa?", frage ich ruhig.
"Leo? Wann kommst du nach Hause?", fragt sie mich weinend.
"Soll ich jetzt kommen? Ist was schlimmes passiert?", frage ich besorgt.
"Nein, alles gut. Lass dir Zeit.", sagt Vanessa dann und legt auf.
Ich gehe zurück zu dem kleinen Familienkreis und bitte Emma, mich nach Hause zu fahren.
"Ja klar fährt sie dich. Los Emma, bring deine Freundin sicher nach Hause.", sagt ihr Vater.
Alle stehen auf. Ich ziehe mich an, Jacke und Schuhe, und verabschiede mich dann von ihren Eltern.
Im Auto atmet Emma laut aus.
"Puh, wie geht's dir? War der Abend zu viel?", fragt sie mich und schnallt sich an.
"Es war alles gut, nein war nichts zu viel. Nur Vanessa hat am Telefon geweint. Ich weiß nicht, was da los ist."
Emma verstand und fuhr zügig zu mir nach Hause.

Vor dem Haus verabschiedeten wir uns. Kurze intensive Küsse und einen festen Händedruck.
"Meld dich, wenn du zuhause bist.", sage ich und steige aus. Emma bejaht und fährt schließlich los. Ich gehe in die Wohnung hoch und klopfe an Vanessas Tür.
Langsam öffne ich sie und schaue in das dunkle Zimmer.
"Vanessa?", frage ich leise in das Zimmer rein.
Die Bettdecke bewegt sich, es raschelt.
"Hmm?", kommt es aus dem Bett.
Ich gehe zu ihr und setze mich auf die Bettkante.
"Was ist los?", frage ich sie ruhig. Ich streichle ihr über den Kopf.
"Nichts, geh schlafen, bitte. Ich habe überreagiert.", sagt Vanessa und dreht sich um.
Seufzend ziehe ich meine Schuhe, die Hose und mein Hemd aus. In Top und Boxershort lege ich mich schließlich zu Vanessa und decke mich zu. Ich lege meinen Arm um sie und kraule ihren flachen Bauch.
"Ich bin doch immer da, Vanessa. Erzähl mir was los ist."
Langsam falle ich in den schlaf, mit Vanessa im Arm.

Vanessas P.O.V.

Wieso fühlt sich das gerade so schön an? Ich sollte nicht. Ich stand doch immer schon auf Jungs. Und aufeinmal hat Leo eine feste Freundin, da finde ich sie total toll? Na super.
Und jetzt schläft Leo und hat mich im Arm.
Vorsichtig drehe ich mich um und schaue Leo an. Sie ist so süß wenn sie schläft. Ihre Lippen, die kleine Nase, und ihre Wangenknochen. Oh Gott, warum entwickle ich Gefühle für Leo? Ich durfte nicht in sie verliebt sein. Sie hatte Emma und das war wirklich das beste für sie.
Langsam rollte mir eine Träne die Wange runter.
Ich hatte ja die Vorahnung dass ich bisexuell sein konnte, aber wieso denn Leo? Hätte es nicht sonstwer sein können?
Verdammt. Jeremy war doch ein netter Kerl. Wieso kommen keine Gefühle für ihn auf? Am besten wäre es, ihn so schnell wie möglich wieder zu sehen und es zu versuchen. Bisher hat es mit Jungs doch immer geklappt. Dann muss es jetzt auch gehen.
Leo ist vergeben. Und so bleibt das auch.

Leos P.O.V.

Vanessa wollte mir nicht sagen was gestern gewesen ist. Egal wie ich frage, sie blockt ab. Aber ihr Date schien gut gewesen zu sein. Sie hatte mir direkt von Jeremy erzählt. Er hatte ihr eine Rose zum Date mitgebracht und hatte anscheinend süße, rehbraune Augen. Solang er sie gut behandelt, war es mir recht.

Die Schule verging recht flott, Ben wurde zur Vertrauenslehrerin, Frau Missall, gerufen und war danach ziemlich angepisst. Mir warf er sehr zornige Blicke zu, was mir regelrecht egal war. Vanessa schrieb den Tag über mit Jeremy, allerdings wirkte sie auf mich nicht ganz so glücklich wie sie es angab. Nach dem Unterricht fuhr ich mit Vanessa nach Hause, sie kochte für uns und ich erledigte die Englisch Hausaufgaben für uns beide, da sie das Thema überhaupt nicht verstanden hatte.
Am Abend holte Emma mich für einen Spaziergang mit Gustav ab. Sie wollte zu einem Kanal in der Nähe fahren, und dann dort etwas spazieren.

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