Ich drücke ihre kalte Hand und lächel sie ermutigend an.
Nach einigen Sekunden gehen wir endlich zum Auto.
"Setz dich schonmal rein, ich kratze dann die Scheiben frei.", sagt Emma und schließt per Funk das Auto auf.
"Soll ich dir nicht helfen?", frage ich zitternd. Die Schneeballschlacht war doch recht kühl gewesen.
"Nein, mach schonmal die Heizung an, vorallem die Sitzheizung bitte.", sagt Emma und macht die Zündung vom Wagen an. Ich tue wie sie mir sagte und reibe meine Hände aneinander bis die Sitzheizung anfängt zu wärmen. Emma hat inzwischen die Front- und Heckscheibe frei gekratzt. Nun machte sie noch die Seitenscheiben Schneefrei.
Endlich öffnet sie die Fahrertür und setzt sich hinter das Steuer. "Puh, doch ganz schön kalt, oder?", fragt sie und startet den Motor. Ehe sie losfährt schnallt sie sich noch an.
"Ja. Ich liebe ja den Winter, aber so kalt muss es nicht immer sein.", gebe ich zu.
Sehr vorsichtig aber sicher fährt Emma uns zu einem Frühstückslokal. Sie parkt sicher ein und dann gehen wir in das warme Lokal.
Es sah nobel aus, alles sah neu aus, es roch nach leckerem Rührei, Speck und frischen Brötchen. Dazu kam der Geruch von Zimt und gerösteten Kaffeebohnen.
Emma führt mich nach oben in die erste Etage, auf den Balkon, der zwar draußen war, aber mit Plexiglas geschützt und somit schön gewärmt war. Emma nahm mir meine Mütze und die Jacke ab und hängte sie an der Garderobe auf, ich setzte mich indessen hin und schaute raus. Der Ausblick war wirklich atemberaubend. Das Lokal war an einem Waldrand, und von der ersten Etage hatte man einen Blick über den Wald und eine Lichtung, wo eine Futterstation für Rehe stand. Sieben Rehe waren sogar gerade dort und fraßen das dort liegende Kraftfutter. Ihre Ohren zuckten hin und her, ihre Muskeln waren angespannt, jederzeit bereit für eine Flucht.
"Gefällt es dir hier?", fragt Emma, sie saß mir gegenüber und folgte meinem Blick.
"Ohja! Es ist so schön! Die Aussicht ist wunderschön und es sieht so nobel aus. Wirklich toll.", sage ich ohne zu lügen. In meinem Kopf drehte sich aber alles um das Geld. Ich habe kein Geld, für nichts was Emma mit mir machte. Ich könnte sie niemals irgendwohin einladen und das versetzte mir einen Stich. Ich wollte ihr auch was bieten können, konnte es aber nicht. Und mit diesen Gedanken schielte ich auf die Speisekarte - und ihre Preise. Es verschlug mir die Sprache, als ich las dass sie für ein Brötchen mit etwas Rührei und Speck knapp 30€ verlangten. Pro Person. Ohne Kaffee.
"Und? Was möchtest du denn essen?"
Damit riss Emma mich aus den Gedanken.
Ich bestellte einen Capucchino für 5,50€, was mir schon zusetzte. Emma bestellte ein Frühstück für zwei, was, laut Karte, knappe 50€ kostete.
Emma redete die ganze Zeit über irgendwelche Dinge, aber ich hörte nicht ganz zu. Ich konnte ihr nicht zuhören, ich fühlte mich mies, als ob ich ihr nur auf der Tasche lag. Aber sie wusste ja eigentlich dass ich kaum Geld hatte. Aber irgendwann würde sie mir das vielleicht zum Vorwurf machen, und ich würde mich noch schlechter fühlen.
"Hey Leo? Alles okay? Geht es dir nicht gut?", fragte Emma mich und riss mich damit aus meinen Gedankensträngen die mir die Luft zum Atmen nahmen.
"Ja!", stieß ich von mir, etwas zu energisch.
"Was ist los? So bist du doch sonst nicht?", erkundigte Emma sich weiter. Sie schien sehr besorgt.
"Ja, nein, alles gut. Ich bin nur in Gedanken. Nichts schlimmes.", lüge ich ohne zu erröten.
In dem Moment wurde unser Frühstück serviert und unsere Capucchinos. Damit gab Emma sich zufrieden, aber auch nur Vorerst. Wir aßen in Ruhe das leckere Essen, tranken die Heißgetränke und anschließend erzählte Emma mir, dass sie überlegte den Motorradführerschein zu machen.
Sie redete über Motorräder und fragte mich, was ich davon hielt, ehe sie zahlte und mit mir das Restaurant verließ. Der Weg zum Wagen war still, allerdings fragte sie mich sofort was jetzt los sei, kaum dass wir im Auto saßen.
"Emma, nichts. Wirklich gar nichts. Ich glaube einfach dass gerade meine Depression über mich kommt. Lenk mich einfach ab und alles ist gut.", rede ich mich geschickt raus. Bevor ich ihr sage, was in meinem Kopf vorgeht, würde ich mir lieber die Zunge abschneiden.
"Na gut. Aber bitte rede mit mir wenn irgendwas ist."
"Natürlich. Mache ich, versprochen."
Emma fuhr also los, zu meiner Überraschung.
Eigentlich hätten wir auch einfach nach Hause fahren können, mir ging es nicht so gut, in meinem Kopf spukten viele Dinge umher, die mich nachdenklich machten. Am liebsten hätte ich mich jetzt einfach in mein Bett verkrochen und wäre nicht mehr hervorgekommen.
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Ocean Eyes
RomanceLeo ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben, bis sie eines Tages wegen eines dummen Zufalls auf Emma trifft. Wenn da nicht noch Leos beste Freundin Vanessa wäre, die gerade jetzt viel Hilfe und Unterstützung braucht. ________________________...