Der nächste Tag erschien mir etwas heller zu sein als die Tage zuvor. Ich schaute mit neuem Mut voraus, die Depression hatte die letzten Tage ziemlich an meinen Nerven gezerrt. Auch alles zu unterdrücken, damit Emma ja nichts merkt, das hat jetzt ein Ende. Aber es war die letzten Tage so anstrengend.
Emma schlief noch, als ich aufstand und ins Bad ging. Heute war Samstag, also Schulfrei, was richtig schön war. Draußen schneite es noch immer, oder schon wieder, ich wusste es nicht genau, aber es lag eine ordentliche Decke voller weißem Schnee auf der Wiese vor dem Haus, auf den kahlen Bäumen und auf den Gehwegen. Alle Autos in der Straße waren von dem weißen Zeug überzogen.
Ich cremte mein Gesicht ein und wusch meine Hände ab, ehe ich wieder zurück in mein Zimmer ging.
"Guten Morgen!", begrüßt Emma mich mit einem zauberhaften Lächeln auf dem Gesicht.
"Morgen! Schon wach?", frage ich erstaunt. Normalerweise schlief sie deutlich länger als diese Uhrzeit.
"Ja, ich habe eine Überraschung für dich. Eine, die dich aufmuntern kann."
Verwirrt sah ich Emma an. Diese grinste bis über beide Ohren und schaute mich aufgeregt an.
In meinem Kopf ratterten alle möglichen Zahnrädchen um herauszufinden, um welche Überraschung es sich handeln könnte.
"Was für eine Überraschung?", frage ich nach.
Emma schüttelte den Kopf.
"Nein! Ich verrate nichts! Mach dich ganz normal fertig und dann fahren wir erstmal frühstücken."
Emma steht auf und streicht ihre Haare glatt. Dann zeigt sie sich um und ich mache es ihr gleich. Da es draußen kalt war, entschied ich mich für einen dicken Pullover und eine Mütze. Emma holte einen Schal aus ihrer Tasche und legte ihn sich um.
"Können wir?", fragt sie als ich meine Schuhe geschlossen habe.
Ich nicke und nehme den Schlüssel aus den Schlüsselkasten.
Zusammen gehen wir runter, Emma hält mir die Haustür auf und ich gehe voran in den Schnee. Die klirrende Kälte schlägt einem ins Gesicht, ich merke sofort wie meine Wangen rot werden.
Ich bücke mich und forme einen Schneeball, den ich Emma, die unachtsam Richtung Auto ging, auf den Rücken warf.
Erstaunt dreht sie sich um und schaut mich vorwurfsvoll an.
"Ey!", sagt sie und bückt sich ebenfalls, um einen Schneball zu formen.
Und da entstand eine Schneeballschlacht wie es sie noch nie gab.
Emma konnte so gut zielen, sie traf mich mehrere Male, ich sie nur einmal. Wir kommen uns immer näher, während wir uns die weißen Bälle weiterhin zuwerfen. Ihr Lächeln hypnotisiert mich und ich vergesse die Schneeballschlacht.
Ich gehe auf sie zu und küsse sie einfach. Meine Hände wandern an ihre geröteten und erhitzten Wangen, meine Lippen stoßen immer wieder auf ihre. Ihre weichen und warmen Lippen liebkosen meine, während von dem Baum über uns der Schnee von den Ästen rieselt. Ich fühle wie Emma mich näher zu sich zieht und mich fester küsst.
Langsam lösen wir uns voneinander, die Luft zwischen uns bleibt geladen und wir blicken uns voller Bedeutung tief in die Augen.
Ihre Augen, so blau wie der Ozean, so tief wie der Mariannen Graben, und voller Bedeutung wie ein Jahrzehnt voller Leben. Und dieses Jahrzehnt wäre voller Leben vor uns. Und es hat seit einem Monat für mich angefangen.
"Leo...", flüstert Emma atemlos.
Ich schaue sie weiterhin an, sprachlos, von all diesen Gedanken und von diesem Mädchen, das mich einfach überwältigte. Wieso hatte das Universum mir dieses Mädchen geschickt? Womit hatte ich das verdient?
"Emma...", gab ich nun genauso atemlos zurück.
"Ich will dich niemals verlieren.", flüstert Emma und ergreift meine Hand.
"Das wirst du nicht."
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Ocean Eyes
RomanceLeo ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben, bis sie eines Tages wegen eines dummen Zufalls auf Emma trifft. Wenn da nicht noch Leos beste Freundin Vanessa wäre, die gerade jetzt viel Hilfe und Unterstützung braucht. ________________________...