how does it feel?

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Das Wochenende war unbeschreiblich. Emma und ich sind viel spazieren gewesen, haben zusammen gekocht und abends am Kamin gekuschelt. Die Heimfahrt war schon fast widerwillig angetreten worden, aber kaum waren wir zuhause, war alles gut.
Bis auf Vanessa.
Die saß weinend in meinem Zimmer.
"Okay, ich fahre nach Hause. Ich schreib dir gleich.", flüstert Emma mir ins Ohr, als sie die Situation bemerkt. Dann gibt sie mir noch einen Abschiedskuss und verschwindet.
Ich gehe zu Vanessa und nehme sie wortlos in den Arm. Sofort drückt sie sich an mich und vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter. Beruhigend streiche ich über ihren Rücken.
"Was ist passiert Vanessa?", frage ich vorsichtig.
Ihr Schluchzen wird lauter und sie drückt mich fester an sich.
"Ben dieses Arschloch.", krächzte sie und zieht ihre Nase hoch. Ihr Ungeschminktes Gesicht war errötet und ihre Wimpern waren ganz nass von den Tränen.
"Was hat er gemacht?"
Innerlich werde ich sauer. Ich hatte von Anfang an dieses Gefühl bei Ben. Er war der Teufel, innerlich. Äußerlich war er der verdammte Gott.
Vanessa setzt sich aufrecht hin, ich reiche ihr ein Taschentuch und wische einige Tränen von ihren Wangen weg.
"Ich war meine Mutter besuchen."
Dann schnufte sie ihre Nase.
Erwartungsvoll schaue ich sie weiterhin an.
"Naja, sie ist mit dem Vollidioten wieder zusammen und er hat mich in mein Zimmer gesperrt. Als ich abhauen wollte, hat er mich mehrmals in die Rippen geboxt. Daraufhin habe ich Ben angerufen, weil du nicht hier warst und ich euch nicht stören wollte, und Ben hat es gar nicht ernst genommen. Er hat mich nicht verstanden und gelacht."
Vanessa schluckt und räuspert sich kurz.
"Er meinte, dass es normal ist, wenn man mal geschlagen wird. Er würde dies auch früher oder später tun."
Sofort drücke ich sie wieder an mich und schüttelte fassungslos den Kopf.
"So ein ehrenloser Hund. Den Knöpfe ich mir vor. Versprochen.", sage ich und knuffe Vanessa aufmunternd in die Seite.
"Brauchst du nicht. Er ist doch viel stärker als du.", murmelt Vanessa. Sie wurde müde, das hörte man an ihrer Stimme.
"Willst du bei mir schlafen?", frage ich und deute auf mein Bett.
Sie nickt und legt sich direkt hin.
Ich ziehe mich noch schnell um und putze meine Zähne, ehe ich mich zu Vanessa lege, die sich sofort an mich kuschelt.
"Ich hasse Jungs.", murmelt sie noch, ehe sie dem Schlaf verfällt. Grinsend lege ich meinen Arm um sie und gleitet ebenfalls langsam in den Schlaf.

Vanessas P.O.V.

Gerädert stehe ich vor dem Wecker auf. In 3 Minuten wird er klingeln, dann wird auch Leo aufwachen. Aber mir ging es nicht gut. Ben hat mich so sehr verletzt, dabei dachte ich, dass er endlich mal ein vernünftiger Junge ist. Aber ich hab mich mal wieder getäuscht, und das tat unnormal weh. Aber dieser Schmerz, man wurde ihn nicht los. Ich wünschte, ich könnte nichts mehr fühlen.
In dem Moment schellte der Wecker und Leo schaltete ihn im Halbschlaf aus.
"Vanessa?", fragt sie komplett verschlafen.
"Ich gehe schonmal ins Bad.", gebe ich zurück und husche aus dem Zimmer.
Leo war wirklich die beste Freundin die man haben konnte, aber ich wusste nicht, ob sie meinen Schmerz nachvollziehen konnte. Und ihr zu offenbaren, wie es mir ging, nein das wollte ich nicht.
Die Klospülung riss mich aus meinen Gedanken. Nein, ich reiße mich jetzt zusammen, ziehe mich super schick an und gehe in die verdammte Schule. Egal was mein Bauch sagt. Ben soll sehen was er verpasst. Und Leo ist eh da um mich zu beschützen und aufzubauen.
Also gehe ich zurück ins Zimmer und suche mir aus Leos größtenteils maskulinen Klamotten, ein einigermaßen weibliches, Outfit heraus und ziehe mich an. Leo lag immernoch im Bett und wollte weiterschlafen.
"Ey, Penntüte. Steh jetzt auf, in zwanzig Minuten geht der Bus.", erinnere ich sie dann und endlich bewegt sie sich. Langsam macht sie sich fertig und packt ihren Rucksack zusammen.
"Bereit?", fragt sie mich dann.
Widerwillig nicke ich und dann gehen wir zusammen zur Bushaltestelle.

Den Schultag versuche ich möglichst cool zu wirken und gebe mich auch so, aber sobald meine Augen, vor der ersten Stunde, auf Ben treffen, dann tut es einfach stumm weh. Sein arroganter Blick mit den kalten Augen, wie konnte er mich teilweise so liebevoll und fürsorglich ansehen?
Leo dreht mich zu Seite, damit ich ihn nicht ansehen kann.
"Vanessa, schau ihn nicht an. Das ist er nicht wert. Wenn er ein falsches Wort sagt, dann hau ich ihm eine rein.", verspricht sie mir. Ich nicke nur und verschränken meine Arme vor meiner Brust.
Unser Religionslehrer kommt und schließt die Klasse auf, doch bevor wir reingehen, steht Emma auf einmal da und grinst Leo zu, die natürlich sofort zubihr hingeht und sie küsst.
Ich höre wie Ben etwas zu seinen Kumpel Matthias sagt.
"Bitte was?", frage ich ihn laut.
Ben schaut mich an, das erste mal heute.
"Ich habe gesagt, dass Leonie und Emma einfach mal von einem richtigen Mann, so wie mir, gefickt werden müssen damit die wieder klar denken können."
In mir braut sich was zusammen. Das hat er nicht gesagt.
Das. Hat. Er. Nicht. Gesagt.
Mit einem Satz gehe ich auf ihn zu und verpasse ihm erst eine blutige Nase, dann folgt der nächste Schlag in seinen Magen.
Ich höre wie der Lehrer uns was zu ruft, dann spüre ich Bens Arme, wie er mich zu Boden schmeißt. Aufeinmal ist Leo da, die Ben von mir wegdrückt und ihm auch ins Gesicht schlägt. Einmal. Zweimal. Kurz darauf ist unser Lehrer da und Leo lässt es sein.
Ich liege noch immer auf dem Boden, ich höre nicht ganz deutlich und meine linke Gesichtshälfte kribbelt. Emma steht bei Leo, diese hält sich den Bauch. Ich stöhne vor Schmerz, als ich mich aufrichten will. Ich lasse meinen Kopf auf den Boden zurück sinken und schließe meine Augen. Verdammt tat das weh.
Verdammt, tat Ben mir weh.

Ocean EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt