Reveal the truth

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Ihre braunen, schulterlangen Haare umrahmten ihr leicht gebräuntes Gesicht. Ihre blauen Augen stachen durch den schwarzen Eyeliner hervor. Ich setzte mich in ihre Nähe und linste vorsichtig zu ihr rüber. Sie hatte eine schwarze Jeans an, ein Bordeaux-farbendes Oberteil. Ganz entspannt ließ sie ihren Bleistift über das Papier gleiten.

Ich kramte nach meinem Mathebuch und legte es auf den Tisch. Gefolgt von meinem Hefter und meinem Kugelschreiber.

Ich begann meine Hausaufgaben, schielte aber immer mal wieder zu ihr rüber. Die Zeichnung auf ihrem Blatt nahm immer mehr Gestalt an. Es sah wirklich gut aus. Auf dem Blatt waren mehrere Menschen abgebildet, um sie herum Vögel und Musiknoten.

Ben hatte sich inzwischen neben mich gesetzt und holte einen Collegeblock aus seinem ranzigen Rucksack.

„Wenn du genervt bist, siehst du echt heiß aus.", grinste dieser hartnäckig.

„Halt einfach deinen Mund.", bat ich ihn und versuchte eine Gleichung zu lösen. Das Mädchen sah zu uns rüber, als Ben sich zu mir lehnte und auf mein Blatt schaute.

„Komm schon, ich hab mich entschuldigt. Was soll ich tun?"

Ich hob meinen Kopf und blickte gerade aus. Ich atmete tief ein und aus, bevor ich ihn ernst anschaute.

„Mich in Ruhe lassen.Ganz einfach. Und niemanden mehr beleidigen oder dumm anmachen."

Das Mädchen neben mir grinste plötzlich. Anscheinend hatte sie gelauscht. Ben wurde es mittlerweile zu dumm, er ließ endlich nach und wandte sich von mir ab. Ich seufzte und musste unwillkürlich grinsen. Ich drehte mich zu dem Mädchen und schaute sie schmunzelnd an.

„Wenn er dich weiterhin nervt, neben mir ist noch Platz.", sagt sie leise und deutet auf den Stuhl neben sich, wo ihre Tasche drauf lag.

„Danke, den Stuhl würde ich gern in Anspruch nehmen, wenn das okay ist.", flüsterte ich und sah sie fragend an. Sie nickte grinsend und nahm ihre Tasche von dem Stuhl runter. Ich schloss meine Mathesachen und schob sie auf ihren Tisch. Geräuschlos rutschte ich neben sie und klappte meine Mathesachen wieder auf.

„Ich bin übrigens Leo.", stellte ich mich vor.

„Emma.", sagt sie und nickt andächtig. „Wieso sitzt du nach?"

Ich grinse und deute auf Ben.

„Ich hab mich mit ihm geboxt. Die schiefe Nase hat er mir zu verdanken.", feixte ich leise.

„Wieso das denn?", fragt Emma und schaut unauffällig zu der Lehrerin, die Aufsicht führte. Doch diese war zu sehr in ihre Zeitung vertieft, um uns reden zu hören.

„Er war überheblich bei seiner Vorstellung und hat mich dann dumm angemacht, es lief dann über Beleidigungen zu meinem Knie in seinem Magen aus. Wieso bist du hier?"

„Hab mit meiner Lehrerin darüber gestritten, ob es schlimmer ist wenn sich jemand umbringt, zum Beispiel Freunde, oder wenn man sich selbst umbringt. Ich bin schlussendlich aufgestanden und habe gesagt wir könnten es testen. Das fand sie nicht lustig und hat mich dann hierher gebracht.", Emma zuckte gleichgültig mit den Schultern.

„Das war aber wirklich nicht witzig.", sagte ich und runzelte die Stirn.

„Ja, ich weiß. Aber ihr geschocktes Gesicht war es wert. Außerdem ist es mir egal, ob ich nachsitzen muss. Aber du unterhältst mich ganz gut bisher.", gab sie zu.


Die restlichen 30 Minuten nachsitzen vergingen wie im Flug. Ben und ich wurden zu weiteren zwei Nachsitzen verdonnert, Emma war höchst wahrscheinlich immer hier. Ich verabschiedete mich von ihr und fuhr nach Hause. Ich schrieb Vanessa, dass ich auf dem Weg war und sie mir die Tür gleichöffnen solle. Sie schrieb ein einfaches 'Okay' als Antwort.

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