Perfectly wrong

203 10 0
                                    

Es war ein Monat vergangen, seit Emma mich gefragt hatte, ob ich ihre Freundin sein will. Natürlich hätte ich 'Ja' gesagt und dieser erste Monat war wirklich schön gewesen. Emma und ich hatten uns ziemlich oft getroffen, Vanessa war mittlerweile wieder bei ihrem Vater, dieser war endlich nüchtern, beteuerte er jedenfalls.

Heute war der 23.11., also Emma und mein Einmonatiges und sie hat mich gefragt ob ich ihre Mutter kennenlernen mag. Ohne zu zögern hatte ich zugesagt, doch mittlerweile war ich nervös und wusste nicht ob das die richtige Entscheidung war. Meine Mutter wusste nichtmal im Geringsten was zwischen mir und Emma lief, geschweige denn, dass ich lesbisch bin. Ich hätte bisher nicht einmal Emma Zimmer gesehen, ich wusste nichtmal annähernd wo sie wohnte. Ich wusste nicht, wie ich mich kleiden sollte, was war gut genug, schick genug? Würde ich ihrer Mutter gefallen? Und würde ihr Vater auch da sein?

Nervös kratzte ich mich am Hinterkopf und starrte in meinen Kleiderschrank. Was sollte ich bloß anziehen? Ich besaß fast nur Longshirts und Hoodies mit Kapuze. Fast schon widerwillig holte ich eine weiße Bluse aus dem Schrank und eine helle Jeans. Die Bluse zog ich nur bei besonderen Anlässen, wie Vorstellungsgesprächen an. Ich zog die beiden Teile an und betrachtete mich im Spiegel. Ich fühlte mich nicht sehr wohl aber war Emma mir alles wert. Und wenn ich ein rosa Tütü für ihre Mutter anziehen müsste, ich würde es tun.

Mein Handy vibrierte und ließ das Display erleuchten. Emma hat geschrieben.

Bin in 5 Minuten da.

Mir wird augenblicklich wärmer und ich muss lächeln. Eilig tippe ich eine Antwort und werde das Handy zurück auf mein Bett.

Okay, komm noch hoch, bin noch nicht geschminkt :)

Ich betrachte mein Spiegelbild, irgendwas fehlte. Ich kramte einen braunen Ledergürtel aus dem Wäschehaufen vor dem Kleiderschrank und zog ihn durch die Jeansschlaufen. Ja, so sah es besser aus.
Dann klingelte es. Schnell ging ich zur Wohnungstür und wartete auf Emma, die die Stockwerke hocheilte.

"Oh lala Ma Cherie! Du siehst wunderschön aus!", begrüßt sie mich und drückt mir einen Kuss auf den Mund.

"Hallo...", nuschel ich unverständlich und laufe rot an. Emma hatte sich komplett in schwarz gekleidet. Schwarze Jeans, schwarzes Hemd, schwarzer Gürtel. Ihren Vans ist sie treu geblieben.

"Schmink dich, mein Engel!", sagt Emma und schiebt mich ins Bad. Sie setzt sich auf die geschlossene Toilette und betrachtet mich, während ich Make-up und Concealer auftrage.
"Du siehst wirklich wunderschön aus.", entfährt es ihr leise. Erneut werde ich rot und schüttle den Kopf.
"Nein du lügst.", gebe ich zurück und beginne die Mascara aufzutragen.
"Nein, ehrlich. Ich mag ja deine Style den du in der Schule trägst aber das was du jetzt gerade an hast ist wirklich wunderschön. Ohne dich anlügen zu wollen oder sonst was. Du haust mich echt um."
Emma steht auf und stellt sich hinter mich. Im Spiegel verfolge ich ihren Blick, der über meinen Körper gleitet.
"Du bist ein Spinner.", sage ich und drehe mich zu ihr um. Schnell schließe ich die Mascara und lege sie zurück in den Schrank. Dann küsse ich Emma liebevoll und schaue in ihre Eisblauen Augen.
"Bist du dir sicher, dass du meine Mum kennenlernen willst?", fragt Emma mich ruhig. Sofort nicke ich.
"Ja! Oder denkst du sie akzeptiert mich nicht?", Frage ich vorsichtig.
"Ach meine Mum ist harmlos. Dann komm, Gustav wartet zuhause." Emma nimmt meine Hand und geht in den Flur. Sie reicht mir die Lederjacke und lächelt mich aufmunternd an.
"Welche Schuhe?", Frage ich verzweifelt.
Emma lacht und reicht mir meine Nikes. Ich wusste, dass sie die Schuhe schön fand. Eilig schlüpfte ich hinein, zog die Jacke an und folgte dann Emma runter zum Auto.

"Warte. Du hast einen Porsche?", Frage ich verwirrt als Emma die Autotür für mich öffnet.
"Ja, war mein Geschenk zum 18. Geburtstag. Hätte ich ein anderes Auto nehmen sollen?", fragt Emma vorsichtig.
"Nein, nur habe ich noch nie in einem gesessen geschweige denn angefasst.", antworte ich fasziniert. Völlig verträumt starre ich auf den schwarzen, wunderschönen Porsche.
"Hast du einen Führerschein?" Emma schaut mich vorsichtig an, als hätte sie Angst etwas falsches zu machen.
"Nein, noch nicht. Egal, lass uns zu dir fahren." Schnell lasse ich mich auf den Beifahrersitz gleiten und versuche mich anzuschnallen. Allerdings hatte Emma keine normalen Anschnaller in dem Wagen, sondern Sportanschnaller. Emma ließ sich indessen auf den Fahrersitz fallen und betrachtete meine erbärmlichen Versuche, ehe sie mir hilft.
"Zwischen deinen Beinen ist der Verschluss, dann die beiden oberen einfach darein drücken." Emma grinst während ich es schaffe mich anzuschnallen.
"Okay, wie viel PS hat der, welches Modell ist es und fährst du Wagengerecht?", Frage ich sie dann wissbegierig. Ich liebe schnelle Autos und schöne Motorräder.
"Äh, 500PS, GT 3 RS 991er und definitiv.", sagt Emma und fährt schwungvoll an. Der röhrende Sportauspuff klingt richtig aggressiv und laut, lediglich die Musikboxen übertönten das schöne Knurren des Motors. Emma lachte mich an, sie liebte das Auto, das sah man ihr an. Und ich war von Emma überrascht, so ein Wagen passt zwar zu ihr aber ich dachte nicht dass ihre Familie so gut betucht war, dass sie einfach so einen Porsche ihrer Tochter schenken würden.

Ocean EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt