Closer

146 7 0
                                    

Nach der Achten und letzten Stunde für heute verließ ich das Schulgebäude und ging in Richtung Auto. Da traf mich ein Schneeball am Rücken. Wütend fuhr ich herum und sah in Leos lachendes Gesicht.
"Leo!", rief ich aus und fiel ihr um den Hals.
"Überraschung?", versuchte sie und gab mir einen Wangenkuss.
"Wo warst du heute? Und wieso antwortest du mir seit gestern nicht mehr?", löcher ich sie sofort.
"Weil ich dir jetzt endlich mal was zurückgeben kann, und das ging nur, indem ich dir mal nicht geschrieben habe. Und das war verdammt schwer, weil du sehr süß bist wenn du dich sorgst.", sagt sie und geht zum Auto.
"Komm, wir haben einen strikten Plan vor uns!", rief sie und deutet auf den Wagen. Ich schließe ihn auf und folge ihr.
"Wohin geht's denn?", frage ich als der Motor sich warmlief und die Lüftung das Beschlagene Auto versuchte zu befreien.
Leo tippte am Auto-Navigationssystem eine Addresse ein und schwieg.
"Erde an Leo? Wohin geht's?", frage ich erneut. Doch sie deutet nur auf das Navi, das mir jetzt den Weg anzeigte.
"Uff. Na gut, aber unterwegs holen wir erstmal was zu essen, okay?", frage ich sie und fahre los. Da stimmte sie zu.

Der Weg zu ihrem Zielort dauerte ganze fünfzig Minuten, ich ahnte nichts. Wir hatten unterwegs bei McDonalds angehalten und was gegessen, die zwei Pappbecher deuteten uch noch daraufhin.
"Okay Leo, was ist das hier? Wohin geht es denn?", frage ich bestimmt zum zehnten Mal auf dieser Fahrt.
"Nein, das ist eine Überraschung. Ich verrate nix.", sagt Leo mehr zu sich selbst als zu mir.
Schweigend fahre ich die letzten Kilometer, bevor ich am Eingang des Nürbürgrings stehe. Einer Rennstrecke.
"Was machen wir hier?", frage ich verwirrt. Doch Leo zeigt mir an ruhig zu sein und sitzen zu bleiben. Sie steigt aus und geht zu dem Wärterhaus am Tor. Nach einer Minute kommt sie zurück.
"Fahr rein. ", sagt sie und schließt die Tür.
"Leo,...", versuche ich, doch sie unterbricht mich sofort.
"Nein, nichts mit Leo. Fahr jetzt bitte durch das Tor."
Ich tue wie sie sagt und fahre auf das Gelände dieser sehr historischen Rennstrecke.
"Gut wir sind da. Du darfst jetzt hier dreißig Minuten lang, mit Einführung natürlich, mit einem Motorrad fahren. Die Strecke wurde natürlich so gut es geht trockengehalten, damit so wenig Gefahr wie möglich besteht. Und am Ende darfst du auch mit deinem Auto hier mal Gas geben.", sagt Leo.
Sprachlos sehe ich sie an.
"Nein.", sage ich.
"Wie nein?" Leo schaut mich verwirrt an.
"Das hast du nicht gemacht. Leo weißt du wie teuer das ist? Woher hast du das Geld?", frage ich sofort.
"Emma! Ruhe! Ich mache dir einmal eine Freude, und du denkst nur daran wie viel Geld ich dafür bezahlt habe? Denk nochmal daran wie viel du schon in mich investiert hast? Also steig jetzt aus und wir gehen jetzt zu dem netten Mann, der dir zeigt wie man Motorrad fährt!"
Leo war aufgebracht also stieg ich sofort aus. Sie hatte Recht.
Leos P.O.V.
An die halbe Stunde in der Kälte hatte ich nicht gedacht. Aber mich ins warme Auto zu setzen während meine Freundin hier zum ersten Mal Motorrad fährt, daran dachte ich nicht. Sie fuhr die Start/Zielgerade rauf und runter, mit Slalom und auch Ausweichmanövern. Am Ende durfte sie einige Runden mit dem Fahrlehrer über die Strecke fahren. Er auf einem Motorrad und Emma auf dem anderen.
Nach der halben Stunde stieg sie strahlen vom Motorrad ab und klappte das Visier hoch.
"Und? Wie wars?", frage ich sie. Völlig überflüssig, so wie sie strahlte.
"Echt super! Es hat riesigen Spaß gemacht!", sagt sie überglücklich.
"Du hast das auch echt super gemacht, dafür dass du zum ersten Mal auf einem Motorrad gesessen hast!", sagt der Fahrlehrer. Den Namen hatte ich schon wieder vergessen.
"Vielen Dank für die guten Anweisungen, ich werde definitiv einen Führerschein machen. Im Februar melde ich mich an.", strahlt Emma.

Während Emma sich umzieht rede ich mit dem Fahrlehrer, er beteuerte mir, dass Emma das sehr gut gemacht hatte.
Als Emma umgezogen aus der Kabine kam, grinste sie noch immer glücklich.
"So, jetzt noch mit dem Auto eine Runde übern' Ring?", fragt der Mann sie dann neckend.
"Ja, wenn man die Chance mal hat, sollte man sie auch nutzen.", sagt Emma grinsend.
Zusammen gingen wir, Hand in Hand, zurück zum Auto. Emma hatte bisher noch nichts mehr gesagt. Sie war noch so glücklich über das Motorrad fahren, dass sie noch nicht reden konnte.
Wir stiegen in das, noch etwas warme, Auto und schnallten uns an.
"Leo?", fragte sie mich dann leise.
"Ja, Emma?"
Ihr liebevoller Blick ließ mich erhitzen.
"Vielen Dank für das. Und es tut mir Leid dass ich dir gerade vorgehalten habe, dass das viel Geld gekostet hat. Du hast ja Recht. Du möchtest mir auch mal eine Überraschung machen und ich hinterfrage nichts mehr. Vielen Dank für diese Gelegenheit.", sagt sie aufrichtig und ehrlich.
"Gerne. Wie du mir, so ich dir, Emma.", sage ich und drücke ihre kalte Hand.
"Ich liebe dich, Leo.", sagt Emma und küsst meine Hand. Ich werde rot und lächel wie ein Vollidiot vor mir hin. Emma startet den Wagen und fährt die erste von insgesamt fünf Runden auf dem Nürburgring.
Die letzten zwei macht sie auf Zeit, allerdings trotzdem sehr vorsichtig wegen des Schnees und der Eisgefahr. Es gab keine Situation in der ich mich nicht sicher fühlte, egal wie schnell sie mit ihrem Wagen fuhr.

Den ganzen Weg nach Hause hielt ich ihre Hand. Es tat gerade irgendwie gut, zu fühlen dass da jemand war. An meiner Seite, der mir helfen würde durch jede noch so schlechte Zeit zu kommen.

Gegen halb acht am abend trafen wir vor meinem Haus ein. Emma zieht die Handbremse an und schaut mich erwartungsvoll an.
"Soll ich noch mit hoch kommen?", fragt sie mich.
"Ja! Auf jeden Fall.", sage ich. Nicht umsonst habe ich meine Mutter und Vanessa weggeschickt bis spät in den Abend rein.

Ich schließe also die Wohnungstür auf und ziehe mir meine Jacke und Schuhe aus. Emma tut es gleich und sieht mich dann lächelnd an. Ich drücke ihr einen Kuss auf den Mund und nehme ihr Hand in meine. Dann ziehe ich sie hinter mir her in mein Zimmer.
Die Rolläden waren unten, es war sehr dunkel, bis auf einige Kerzen die brannten.
"Leo, was hast du vor?", fragt Emma und schaut sich um. Ich bin ebenfalls erstaunt, die Kerzen hatte ich nicht aufgestellt. Vanessa wird es gewesen sein, sie wird mehr darin interpretiert haben, als das was ich ihr erzählt habe.
Egal. Jetzt oder nie.
Ich ziehe Emma zu mir und küsse sie kräftiger. Energisch drücke ich sie dann auf mein Bett, weiterhin an ihren Lippen klebend und küssend. Ihre Hände tasten sich langsam an meinem Pullover aufwärts zu meinem Hals. Sie streicht sanft meine Haare beiseite und drückt mich leicht hoch. Ihr Lächeln verschlägt mir den Atem, ihre Augen funkeln mich spielerisch an.
"Leo, was möchtest du gerade tun?", fragt sie leise und doch bestimmt.
"Ich möchte dich spüren, Emma.", flüstere ich zurück und küsse sie erneut. Emma versteht und drückt ihre Zunge gegen meine Lippen. Sofort lasse ich es geschehen und unsere Zungen miteinander spielen. Emmas Hände wandern währenddessen hinab und sie streicht ganz langsam den Pullover hoch, wartend auf irgendeine Reaktion meinerseits.
Ich nicke unmerklich, um ihr meine Zustimmung zu geben und damit zieht sie mir den Pullover über den Kopf. Als Emma sich dafür aufsetzen muss, ziehe ich ihr zeitgleich ihren Pullover hoch, den sie dann auch ablegt. Emma küsst dann meinen Hals und Dekolletté während meine Hände durch ihre Haare fahren. Es fühlt sich so gut an, da geküsst zu werden, aber gleichzeitig wurde ich immer unsicherer je weiter wir gingen. Immer mehr Angst machte sich in mir breit, genau wie die Gänsehaut auf meinen Oberkörper, während Emma meine Schlüsselbeine küsste.
Plötzlich packt Emma mich und dreht uns um. Ich liege unten, sie auf mir. Sofort beginnt sie mich zu küssen, von dem Mund über die Wange auf den Hals, runter zum Halsansatz und auf die Brüste. Eine Hand schob sie langsam unter das Top, dass ich noch trug, und drückte es zeitgleich hoch. Daraufhin beginnt sie meinen Bauch zu küssen, bis sie merkt dass ich mich nicht mehr bewege und auf keinen ihrer Küsse reagiere.
"Leo?", flüstert sie und richtet sich auf.
Ich habe die Augen geschlossen, versuchte die Tränen zurück zu halten, doch das gelang mir nicht mehr. Vor der halb nackten Emma brach ich in Tränen aus.
"Leo!", sagt sie erschrocken und nimmt mich sofort in den Arm. Mit der anderen Hand angelt sie die Decke und wickelt uns beide darin ein. Sie drückt meinen Kopf an ihren Brustkorb, ich höre ihrem Herzschlag, das beruhigt mich.
"Was ist los? Was habe ich falsch gemacht?", fragt sie sofort. Ich umschlinge sie einfach und schluchze weiter. Ich kann nicht mit ihr darüber reden. Sie wird es nicht verstehen. Also horche ich ihrem Herzen und beruhige mich langsam.
Nach zehn Minuten löse ich meine Gesicht von ihrer Haut und räuspere mich.
"Leo?", flüstert Emma erneut.
"Hm?", piepse ich. Tretet zurück, Tränen!
"Willst du mir sagen was ich falsch mache, damit ich das nicht mehr mache?" Emma küsst meine Stirn, das gibt mir das Gefühl von Geborgenheit.
"Du machst nichts falsch.", gebe ich mit brechender Stimme zurück.
"Was ist dann los?", fragt sie liebevoll.
Sie hat mich einfach nicht verdient. Sie hat jemanden so viel besseres verdient.
"Nichts."
Wow. Diese Lüge war ja auch sehr überzeugend.
"Leo, ich weiß dass du noch keinen Sex hattest, und wenn du noch nicht bereit bist, dann ist das völlig okay. Du hast keinen Druck mit mir zu schlafen. Ich kann warten.", flüstert sie weiter.
Sie hat ja Recht. Sie übte keinen Druck auf mich aus und trotzdem fühlte es sich alles so an. Ich wusste, dass sie gerne mit mir schlafen würde, aber ich kann nicht. Meine Gedanken ließen mich nicht in Ruhe und ich kriegte es nicht auf die Kette mich fallen zu lassen. Sie war so bemüht und ich?
"Ich habe Angst.", sage ich fast lautlos, doch Emma hört es dennoch.
"Wovor?"
Beruhigend streichelt sie meinen Rücken.
"Alles zu vermasseln oder was falsch zu machen, dir wehzutun oder -"
"Leo! Du kannst nichts falsch machen oder was vermasseln oder gar mir wehtun. Wie willst du mit denn wehtun?", unterbricht Emma mich mit einer Seelenruhigen Stimme.
"Ich weiß es nicht.", flüstere ich.
Emma legt sich bequemer hin und gibt mir erneut einen Kuss auf die Stirn.
"Du bist ein Idiot. Leo, ich möchte dass du mir Bescheid gibst, wenn du es doch versuchen willst. Und dann überlege ich mir was, damit du dich komplett entspannen kannst. Du kannst nicht planen dass du dich dann entspannen musst. So funktioniert das nicht. Vertraust du mir?"
Ich schaute Emma noch immer nicht an.
"Ja.", sagte ich.
"Gut.", flüsterte Emma und zog mich ganz nah zu sich.
Und so kuschelte wir, bis ich einschlief.

Ocean EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt