Kapitel 17 - Der Hai im Goldfischbecken

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Wie er derartige Schuppen hasste. Viel zu nobel, viel zu teuer und vor allem viel zu spießig. Die meisten Leute, die hier ein und aus gingen, hielten sich für etwas Besseres und sahen herabwürdigend auf das normale Fußvolk. So etwas kotzte Gavin Reed dermaßen an. Diese reichen Schnösel, überwiegend bestehend aus Vorständen, Managern und Aktionären, verdienten sich goldene Nasen an den Konsumenten, nur um auf sie herabzublicken und sich an Orten wie diesen die Wänste mit überteurem Fraß voll zu schlagen.

Heuchlerisch, verlogen und intrigant war die gut betuchte Gesellschaft, die sich hier in diesem Hotel aufhielten. Die vermeintliche Überhöflichkeit war nichts weiter als Scharade auf dem Maskenball der Reichen und Schönen. Hier galt stets das Motto: Gute Miene zum bösen Spiel.

Gavin fühlte sich direkt unwohl im riesigen, pompösen Eingangsbereich des Hotels. Schwarzer Marmor mit feinen Goldstreifen und eingelassenen, kleinen Leuchten bestückte die gesamte Eingangshalle. Der Boden erweckte den Anschein als stünde man auf dem mit Sternen besetzten Firmament. Darüber hinaus zierten riesige Blumenkübel und Bäume mit rosaroten Blättern die Räumlichkeit. Säulen und Skulpturen, die glatt aus dem alten Griechenland stammen könnten, rundeten das Gesamtbild ab. An der Decke hingen außerdem Planeten als Lampen. Egal wohin man sah, alles wirkte edel und feinsäuberlich drapiert, sodass man das Gefühl hatte wahrlich eine göttliche Halle zu betreten oder durch das Tor in eine andere Welt geschritten zu sein.

Selbst die Hotelgäste waren allesamt schickgekleidet. Die Herrschaften in feinen Anzügen mit Krawatte oder Fliege und die Damen in Kleidern - eines ausgefallener und extravaganter als das andere. Gavin in seiner schwarzen Lederjacke mit grauer Kapuze und dem dunkelgrünen Shirt sowie der schlichten dunkelblauen Jeans erschien daher mehr als fehl am Platz. Er war gerade deswegen umso auffälliger als alle in ihren teuren Designerklamotten. Die meisten spendiertem ihm seltsame und schiefe Blicke, was Gavin noch mehr die Galle im Hals emporsteigen ließ. Sie sahen ihn an, als sei er ein Außerirdischer, der sich verlaufen hätte.

Er musste stark an sich halten sich zu beherrschen und versuchte sein Bestes, um all diese verachtungswürdigen Blicke zu ignorieren.

„Kann ich den Herren weiterhelfen?", entgegnete die Empfangsdame den beiden Detectives.

„Eh, ja", bestätigte Gavin. „Wir möchten mit Mister Adrian Wolf reden. Mister Wolf weiß bereits bescheid und sagte uns, dass wir uns hier mit ihm treffen können."

„Natürlich. Warten Sie bitte hier. Ich werde Mister Wolf über Ihre Anwesenheit informieren", teilte die Rezeptionistin mit und ging.

Nines und Gavin ließen sich in einem der Sitzecken, auf einem der weißen Sofas nieder. Detective Reed fühlte sich sichtbar unwohl, denn er rutschte ungeduldig auf seinem Sitzplatz umher, spielte nervös mit den Fingern und seufzte abermals.

„Was ist los?", fragte Nines, dem das Verhalten seines Partners nicht entging.

„Nichts", blockte Gavin ab.

„Du bist total unruhig", teilte der Android mit.

„Ich mag diese Nobelschuppen schlichtweg nicht und die Heuchelei dieser reichen Snobs. Das kotzt mich einfach an. Ich gehöre nicht hier her", beantwortete er Nines.

Der Android nickte. „Aber es ist unser Job."

„Natürlich ist es das!", gab Gavin etwas gereizt zurück. „Glaub nicht, ich wüsste das nicht, dennoch bin ich froh, wenn wir so bald wie möglich hier wieder rauskommen."

Die Rezeptionistin kehrte zurück und im Schlepptau hatte sie einen Mann mit goldblondem Haar, der einen feinen graumelierten Anzug trug. Sie deutete auf die beiden Detectives, weswegen der Mann nickte und auf die beiden zukam. Er reichte Gavin als auch Nines, höflich die Hand. Die beiden erhoben sich, um die Förmlichkeit zu erwidern.

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt