Kapitel 45 - Die Bedeutung von Menschlichkeit

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Zunächst hatte er angenommen es handelte sich um Connor, doch dann sah er, dass es Nines war, der gerade mit Faith rangelte.

Sie gewann die Oberhand und drückte Nines nieder. Ihre Finger traten weiß hervor und legten sich um seinen Hals. Mit eiserner Bestimmtheit saß sie auf der Hüfte des Androiden und nagelte ihn fest. Seine LED flackerte tiefrot, während das Licht der Androidin in einem hellen Gelbton erstrahlte.

Gavin raffte sich auf, rannte auf die beiden zu und trat die Androidin von seinem Partner runter. Faith rollte sich geschickt ab, bekam die Pistole abermals zu fassen und stand flink wieder auf den Beinen. Sie zielte auf Gavin, der mit schreckensweiten Augen den Lauf der Pistole registrierte.

Ein Schuss schmetterte lauthallend durch die Räumlichkeit. Gavin hatte lediglich einen Umriss wahrgenommen und zwei Arme, die ihn schützend zur Seite zogen. Er zuckte zusammen, als etwas Thirium ihm ins Gesicht spritzte. Nines glitt zu Boden, was Gavin schleierhaft realisierte. Im Bruchteil einer Sekunde geschah so viel.

Reeds folgende Aktion wurde schlichtweg von einem Reflex geleitet. Er wandte sich an Nines vorbei, griff kurzerhand nach einer Vase, die friedlich auf einer Kommode gestanden hatte, und zerbarst sie an Faiths Kopf. Die LED der Androidin flackerte bedenklich rot, als sie wankte und letztendlich umkippte. Reglos blieb sie liegen.

Gavins Brustkorb hob und senkte sich schwer. „Ich sag ja schon immer. Draufhauen klappt auch bei Technik", konnte er sich den Kommentar nicht verkneifen und wandte sich schnell seinem Partner wieder zu.

„Nines!", rief er besorgt als er sich auf die Knie fallen ließ. „Alles ok?"

An seiner weißen Jacke hafteten einige blaue Spritzer und an seinen Fingern glitt die schimmernde, blaue Flüssigkeit entlang und tropfte von seinen Fingerkuppen gen Boden. Er hielt sich die rechte Schulter.

„Alles in Ordnung", versicherte der Android lächelnd. „Keine wichtigen Biokomponenten wurden beschädigt und mein System ist stabil."

„Was ist mit dem Virus? Ich meine, du warst-", setzte Gavin an.

„Alles gut", beteuerte Nines. „Ich konnte den Virus von meinem System löschen, dank deiner Hilfe."

„Meiner Hilfe?", hakte Reed verwundert nach.

Der Android lächelte warm und sah Gavin eindringlich in die Augen, was ihn verunsicherte und schwer schlucken ließ. Nines streckte die Hand aus und legte sie an Gavins Wange. Mit dem Daumen strich er zärtlich über seine Haut und verwischte ein paar Spritzer des blauen Blutes.

„Ja, weil du an mich geglaubt hast. Dein Vertrauen gab mir Mut und Kraft", beantwortete der Detective-Androide.

Reed atmete zittrig aus und stieß seinem Partner dann gegen die gesunde Schulter. „Jesus Christ! Ich hab mir echt Sorgen um dich dämliche Blechbirne gemacht! Du hast mir einen riesigen Schreck eingejagt, du verdammtes Arschloch!"

Nines lächelte über die aufgebrachte Ader seines Partners. Es war eindeutig, dass er seine Nervosität und Erleichterung damit überspielte, aber das war in Ordnung für Nines.

„Wenn ich anmerken darf: Es war nicht gerade klug einen gefährlichen Androiden wie Faith alleine zu jagen", wagte sich Nines anzumaßen.

„Tze!", zischte Gavin abfällig. „Sagt derjenige, der alleine direkt in die Arme jener Androidin gerannt ist und sich von einem Virus infizieren ließ." Er winkte ab, als wollte er eine Fliege verscheuchen. „Aber hätte ich mir ja denken können. Euch Androide, erst recht RKs, kriegt niemand so schnell unter. Ihr untoten Arschlöcher."

„Ich bin auch froh dich wiederzusehen, Gavin", bestätigte der Android und strich einmal mehr mit dem Daumen gefühlvoll über die Wange seines Gegenübers.

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt