Kapitel 20 - Ein Versprechen ist ein Versprechen

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„Schön, dass du auch mal wiederauftauchst. Hast dir ja echt Zeit gelassen. Lass mich raten sie sind dir entwischt", begrüßte Gavin Reed seinen Partner flapsig, als dieser von der Verfolgungsjagd zurückkam.

Gavin hatte es sich auf einem der Stühle bequem gemacht und saß mit verschränkten Armen da. Estefano hingegen hockte auf einem der Tische und ließ die Beine baumeln. Anhand seiner ansonsten steifen Körperhaltung, war deutlich abzulesen, dass sich der Junge sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte.

„Ja, sie sind leider beide entkommen", bestätigte Nines verstimmt.

„Konntest du wenigstens erkennen, ob es Menschen oder Androiden waren?", fragte Reed.

„Es handelte sich bei beiden Frauen zweifelsohne um Androiden", versicherte Nines.

Alles wirkte momentan noch recht dubios, aber zugleich auch interessant. In Kurzfassung unterrichtete er seinen Androiden-Partner über die Aussagen von Estefano.

„Konntest du einen Scan vollziehen?", fragte Gavin anschließend. „Alle Androide haben doch eine Identifikations-ID. Darüber sollten wir sie explizit bestimmen können, oder?"

„In der Theorie", bestätigte Nines vage, was seinen Partner bereits kritisch dreinblicken ließ, denn diese Aussage schrie förmlich nach schlechten Neuigkeiten. „Ich konnte die Identifikationsnummer und die Modellkennung von einem der Androiden herausfinden. Dabei handelt es sich um eine WR400. Wenn ich ihre Identifikationsnummer mit der Datenbank abgleiche, sollten wir herausfinden können, wer sie ist."

„Und was ist mit der anderen Androidin?", hakte der Dunkelhaarige nach, der nicht verstand, warum sein Partner lediglich die ID von einer hatte auslesen können, aber offenbar nicht von der anderen.

„Erstaunlicherweise konnte mein Scan weder ihre Modellbezeichnung noch die Identifikationsnummer ermitteln. Ich kann es nicht recht erklären, aber es scheint, als wäre es dieser Androidin gelungen meinen Scan zu blockieren beziehungsweise relevante Daten zu verschlüsseln", gestand der Android-Detective, der über diesen Umstand selbst nicht begeistert war. „Ich habe noch nie gesehen, dass es jemandem gelang mein Scansystem zu umgehen. Aber ich habe ein Abbild ihres Gesichtes, womöglich können wir ein Datenbankabgleich machen und mit viel Glück ergibt sich daraus etwas."

Gesichtserkennung gestaltete sich bei Androiden für gewöhnlich schwierig. Es gab reichlich standardisierte Modelle, die allesamt die gleichen oder sehr ähnliche Gesichtsproportionen aufwiesen, sodass es unmöglich war sie anhand dieser Merkmale zu bestimmen und auseinanderzuhalten. Gewisse Modelle waren damals als Massenware vom Band gelaufen und hatten sich optisch nicht im Design unterschieden. Zu jener Zeit hatte sich noch niemand Gedanken darüber gemacht, dass diese wandelnden Maschinen eines Tages ein eigenes Bewusstsein entwickeln und als neue, eigenständige Spezies unter den Menschen leben würden. Die wenigsten hatten geahnt oder sich ausgemalt, dass es die Gesellschaft eines Tages vor diverse Komplikationen stellen würde. Die Mehrheit hatte damals den kritischen Stimmen, Demonstranten und abgetanen Verschwörungstheoretikern kein Gehör geschenkt, insbesondere die Großkonzerne wie CyberLife nicht, die schließlich unumschränkt von ihrem bahnbrechenden Markprodukt überzeugt waren.

Als Androide erfunden worden waren, waren sie für rein kommerzielle und alltägliche Zwecke gedacht. Sie waren der technische Durchbruch gewesen und hätten die Verbesserung und Unterstützung der Gesellschaft sein sollen. Gavin erinnerte sich an unzählige, großspurige Werbeplakate. Es war Gang und Gäbe, dass die PR-Abteilungen ihre Produkte in den Himmel lobpreisten und sie logen allesamt häufig beabsichtig, aber mit den Androiden hatten sie den Vogel abgeschossen.

Diese Technik war die angepriesene Revolution, die das Leben der gesamten Menschheit völlig verändern und vereinfachen sollte – doch die Revolution und folglich die Veränderung kam ganz anders als geplant und gedacht. Nun waren Androide eigenständig und die Gleichheit des Massenprodukts war zu einem der unerwarteten Problematiken geworden. Aufgrund dessen war beschlossen worden, dass jeder Android mit einer eindeutigen ID registriert sein musste, um sie unterscheiden zu können. Am ehesten war dies wohl mit einem Personalausweis zu vergleichen. Nur anhand der ID war ein Android eindeutig zuerkennen. Dadurch sollten Verwechslungen mit anderen gleichartigen Modellen vermieden werden und eben im Falle eines Verbrechens der betreffende Android konkretisiert, lokalisiert und zur Rechenschaft gezogen werden können.

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt