Kapitel 5 - Alles eine Frage der Überzeugungskunst

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RK zuckte zusammen als Gavin urplötzlich hervorschnellte wie eine Giftschlange, den Mann im Nacken und bei seinem Pferdeschwanz packte, um wiederum sein Gesicht auf die Ablage des Tresens zu donnern. Selbst der Clubbesitzer hatte nicht mit einer derartig heftigen Reaktion gerechnet. Unerbittlich hielt Detective Reed den Schwarzhaarigen fest und ein mehr als erzürnter, gar furchteinflößender Ausdruck hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht.

„Scheiße, Mann! Spinnst du?!", stieß der Ladenbesitzer hervor, wobei seine Stimmlage ein wenig seltsam klang, was zum einen wohl daran lag, dass seine rechte Gesichtshälfte nahezu auf der Tischplatte klebte und zum anderen durchaus vor Ehrfurcht troff.

Kein Wunder, denn Gavin lehnte dicht über ihm und bei seinem unnachgiebigen Griff im Nacken des Mannes sowie seinem respekteinflößenden Eindruck, musste es einem unweigerlich Demut einbläuen. RK hingegen stand einfach nur daneben und beobachtete die Szenerie mit gemischten Gefühlen. Er dachte sich seinen Teil, aber innerlich musste er auch gestehen, dass es ihm ein klein wenig imponierte, dass Gavin diesen schmierigen, arroganten Typen von seinem hohen Ross holte und ihm ein wenig die Leviten las. Der Androide konnte gar nicht verhindern, dass ihm unweigerlich, wenn auch nur für einen Sekunde, ein Schmunzeln über die Lippen huschte. Kurz sah er sich prüfend um, um festzustellen, dass die anderen Anwesenden aufmerksam zu ihnen rüber sahen, aber offenbar nicht die Intension hegten einzugreifen.

„Jetzt hör mir mal gut zu, Arschloch!", begann Gavin und säuselte es dem Mann bedrohlich ins Ohr, während er den Kerl weiterhin mit Nachdruck auf den Tresen drückte, um seinen Standpunkt klar zu machen, nämlich, dass man mit einem Cop nicht diskutierte und schon gar nicht, wenn es sich dabei um Gavin Reed handelte.

Er machte so unmissverständlich klar, dass er vor nichts scheute und man es sich daher besser dreimal überlegen sollte, ob man sich mit ihm anlegte oder nicht.

„Typen wie du widern mich einfach nur an. Also, wenn du nicht willst, dass ich nochmal vorbeikomme, und zwar diesmal mit Durchsuchungsbeschluss und dir deinen Laden auseinandernehme sowie dich verhaften lasse für Ermittlungsbehinderung, dann rate ich dir nun gefälligst dein verdammtes Maul auf zu machen!", drohte Gavin und seine Tonlage ließ keinen Verhandlungsspielraum.

„Verfluchte Scheiße.... verdammte Wichser, ihr haltet euch immer für was Besseres!", stieß der Mann obstinat aus, auch wenn seine Stimmlage sicherlich nicht ganz so borniert klang, wie er wollte, denn einen leichten Hauch an Verängstigung konnte er nicht verbergen.

Dennoch hielt er lobenswert an seinem Trotz fest.

„Unfassbar wie tief diese Stadt gesunken ist! Selbst die Drecksbullen tanzen nun nach deren Pfeife und behandeln ein verschissenes Stück Plastik erhabener als ein Mensch! Stolzierst du deswegen mit einem solchen Plastikpisser herum? Ich wette du bist wohl seine kleine Pussy, was?"

Gavin presste die flache Hand dem Kerl auf die linke Gesichtshälfte und drückte sein Gesicht dadurch schmerzlich und noch energischer auf den Tresen. Der Kerl keuchte auf und versuchte vergeblich sich nicht allzu viel anmerken zu lassen. RK fühlte sich sichtlich unwohl mit der ganzen Konfrontation. Nicht nur, dass die Worte dieses Mannes mehr als nur anmaßend waren, es war irgendwie auch erschreckend und traurig, dass es noch immer so viele Menschen gab, die Androiden verabscheuten und so unwürdig behandelten. Um ehrlich zu sein, war RK mehr traurig als wütend über diese Tatsache.

Zwar lebten beide Fronten nun in einer Gesellschaft und Androide galten als eigenes Individuum, aber von friedvollem Zusammenleben waren sie alle noch weit voneinander entfernt. Es gab weiterhin Protestbewegungen und nicht selten gerieten die Fronten mal wieder einander, aber überwiegend bemühte man sich darum irgendwie miteinander zu leben. Die Abneigung war allerdings greifbar und nicht zu verfehlen. Dieser Kerl war das beste Beispiel dafür. Er arbeitete sogar mit Androiden zusammen, verachtete sie jedoch und behandelte sie wie Schmutz. Kein seltenes Bild, wie RK nun als Detective feststellen würde.

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt