Kapitel 18 - Den Brotkrumen hinterher

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Die beiden Detectives fuhren raus aus dem Stadttrubel, denn Jacky Wongs große, pompöse Villa lag außerhalb, in einer der ruhigeren Stadtbezirke. Der Kiesweg knisterte unter den Reifen, als Gavin den Wagen direkt vor der Villa parkte.

Alles sah rundherum gepflegt aus. Im Brunnen, der vor der Villa stand und den Eingang markierte, lag kein einziges Laub. Selbst die riesige Grasfläche war feinsäuberlich gestutzt. Mister Wong schien keine Kosten zu scheuen, um für penible Ordnung zu sorgen, denn es war eindeutig, dass sowohl Haus als auch Garten von diversen Gärtnern und Hausmädchen gehegt und gepflegt wurden.

An einer derartigen, akkuraten Gleichmäßigkeit fand Gavin keinerlei Gefallen. Er mochte sein Chaos – zugegeben vielleicht war er manchmal zu unordentlich und nachsichtig, aber ihm war ein wenig Unordnung durchaus lieber als akkurate Sterile. Hier sah es so feingeleckt aus, dass man zum einen Angst hatte irgendetwas zu berühren, ehe man einen Fingerabdruck hinterließ und zum anderen versprühte es nicht das Flair, dass hier jemand lebte. Es wirkte dadurch leblos, kalt und einfach unberührt, als wäre dieses Grundstück in irgendeinem Raum- und Zeitkontinuum gefangen, in dem die Zeit stehen geblieben war.

Eine der Hausdamen ließ die beiden Detectives rein. Es war wohl eine der Hostessen von Mister Wong. Sie führte die beiden Herren durchs Haus. Das Chema der Ordentlichkeit zog sich beständig durch, denn die Inneneinrichtung bewies dieselbe feinsäuberliche Strukturierung wie der Garten. Nicht ein Staubkorn war irgendwo auszumachen.

Sie erreichten den Pool, der im großen Wintergarten angesiedelt war. Mister Wong zog gerade ein paar Bahnen im kühlen Nass.

„Mister Wong, Sir?", rief die Frau dem Hausherrn zu.

Jacky Wong sah verwundert auf und erblickte nun die beiden fremden Herrschaften.

„Hier sind zwei Männer von der Polizei. Die würden gerne mit Ihnen sprechen."

„Ich komme sofort. Sei so lieb und bring mir mein Mantel und biete den zwei Herren etwas an, solange sie auf mich warten müssen", rief Mister Wong vom anderen Ende des Pools und schwamm seine Bahnen noch zu Ende, bis seine Hausdienerin mit seinem Mantel käme.

„Darf ich Ihnen etwas anbieten?", fragte sie zunächst die beiden Cops.

Gavin lehnte dankend ab und auch Nines schüttelte den Kopf. Sie setzten sich beide an die kleine Garnitur, die im Eck des Wintergartens stand und warteten dort auf Mister Wong. Die Hausdame brachte ihm wenig später seinen Bademantel. Erst dann stieg er aus dem Pool und schlüpfte in das Kleidungsstück. Er band den Mantel zu, strich sein nasses, schwarzes Haar nach hinten und schritt dann auf die beiden Detectives zu.

„Haben Sie meinen Johnny endlich gefunden?"

Gavin runzelte fragend die Stirn. „Johnny?"

„Meinen Freund, den vermissten Androiden, John", erwiderte Jacky fast ein wenig empört.

„Oh achso ja, also nein", antwortete Gavin.

Jacky Wong zog einen Stuhl heran und setzte sich. Er sah Gavin unverständlich an.

„Wieso sind Sie dann hier, wenn sie Johnny noch nicht gefunden haben?"

„Wir sammeln Hinweise und nehmen verschiedene Aussagen auf, um in der ganzen Angelegenheit voranzukommen", erläuterte Gavin zunächst. „Sie sind befreundet mit Mister Adrian Wolf?"

Jacky nickte. „Ja, wir sind alte Kindheitsfreunde."

„Mister Wolf vermisst einige seiner Angestellten, ist Ihnen das bekannt?", führte Nines die Befragung weiter.

Erneut nickte Jacky. „Ja, vor einigen Tagen verschwand der erste. Adrian und ich befürchteten sofort das Schlimmste, nämlich, dass ein Zusammenhang zu all den verschwundenen Androiden besteht, die von irgendwelchen Dieben für den Schwarzmarkt zerlegt werden, um die Komponenten dort zu verkaufen. Johnny...", die Stimme von Jacky Wong brach ein wenig und er sprach mit aufgebrachter Emotionalität weiter, „nicht auszumalen, wenn er von diesen miesen, schmierigen Bastarden an gegrapscht und zerlegt wird! Oh Gott, meiner armer Johnny! Sie müssen ihn finden!"

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt