Kapitel 42 -Die Konsequenz unseres Handelns

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Tina Chen und Chris Miller rannten die langen Flure des CyberLife-Hauptgebäudes entlang. Nachdem sie von Gavin einen Anruf erhalten hatten, hatten sie sich gesputet, so schnell wie möglich hier her zu kommen.

Tina schlitterte um die Kurve und erspähte Reed aus der Ferne. Er stand unmittelbar vor dem Fenster, durch das man vom Flur direkt ins Patientenzimmer sehen konnte. Er hatte einen Arm an der Scheibe abgestützt und lehnte die Stirn gegen das kühle Material. Er sah ziemlich blass und niedergeschlagen aus, weswegen Tina sofort Mitleid verspürte.

Vorsichtig näherte sie sich ihm zusammen mit Chris. Zusprechend legte sie eine Hand auf Reeds Schulter, der nur kurz wehleidig zur Begrüßung zur Seite sah.

Tina sah durch das Fenster in den Raum. Nines lag reglos dort drinnen. Seine LED leuchtete in einem seichten Gelbton, der auf Tina derzeit nicht beruhigend wirkte, obwohl es eigentlich verdeutlichte, dass er zumindest noch am Leben war. Allgemein lag der Android friedlich da wie eine leblose Puppe und gerade dieser Umstand war mehr als beängstigend. Sie kannte Nines als lebhaften, aufgeweckten und neugierigen Androiden und nun lag er einfach da. Sein ganzer Körper trat zudem weiß hervor und entblößte die rohe Form eines Androiden, was nur noch mehr den Anschein machte als läge dort eine weiße Porzellanfigur. Es war ein herzzerreißender Anblick.

„Was ist passiert?", fragte sie vorsichtig Gavin. „Wie ist sein Zustand?"

Reed seufzte schwerfällig. „Die Experten von CyberLife sagen sie wissen es nicht genau..." Er griff sich in den Nacken. „Nines ist mit einem speziellen Sicherheitssystem ausgestattet, dass sich wohl aktiviert haben muss und dazu geführt hat, dass er in eine Art Stasis verfiel, aber sie wissen nicht, wann und ob er aus dem Zustand wieder aufwacht."

„Kann man ihn nicht aufwecken?", wollte Chris wissen.

Gavin schüttelte den Kopf. „Nein, die Experten sagen, dass es zu gefährlich sei ihn aus diesem Zustand herauszureißen. Der Zustand sorgt dafür, dass sein System stabil bleibt. Wenn man manuell eingreifen würde, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass irreparable Schäden und Datenverlust entstehen. Sie bauen darauf, dass Nines und seine Sicherheitssoftware von allein damit klarkommen, das Problem beheben und dann den Stasiszustand wieder aufheben."

„Das heißt wir sollen einfach abwarten, hoffen und zusehen?", resümierte Chris unerfreulich.

Auch Tina gefiel dieser Umstand nicht, dass sie nichts tun konnten, während Nines ganz allein in seinem System eingesperrt war und gegen etwas ankämpfte. Sie wünschte sie könnte etwas tun. Ihr Blick fiel kurzzeitig auf Reed und sie konnte sich vorstellen, wie hart die Situation für ihn sein musste. Das Einzige was sie also effektiv tun konnte, war Gavin zur Seite zu stehen und zu hoffen, dass Nines unversehrt zu ihnen zurückkehrte.

„So sieht es aus, Chris", bestätigte Gavin. „Die Blechdose muss da allein durch und dieses verdammte Virus bekämpfen oder was auch immer...." Reed holte mit einem Mal mit der Faust aus, schlug gegen die dicke Scheibe und knirschte mit den Zähnen, weswegen Tina zunächst erschrocken aufsah. „Fuck! Das ist meine Schuld... ich war so dumm und naiv...."

„Gavin...", schüttelte Tina mit trauriger Miene den Kopf, denn das letzte was sie wollte - und gewiss auch Nines nicht wollen würde – war, dass Reed sich Vorwürfe machte. „Sag sowas nicht."

„Es ist aber so!", erhob der Dunkelhaarige die Stimme, erzürnt über seine eigene Unfähigkeit. „Estefano hat es mir sogar gesagt, aber ich hab nicht zugehört!"

„Was gesagt?", hakte Officer Chen nach, die nicht verstand worauf er hinauswollte.

„Faith... Er hat mir ihren Namen verraten, aber ich dachte er sprach von Vertrauen", erklärte er zerknirscht.

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt