Kapitel 1 -Die Ungleichung des Lebens und der Charakteristik

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RK900 trat zur Seite und bedachte seinen neuen Partner mit einem seltsamen Blick. Detective Reed ließ sich plump auf seinem Schreibtischstuhl nieder und seufzte darüber wohlig.

Der Android wollte gerade den Mund auf machen, um noch etwas zu sagen, als Reed drohend den Finger hob. „Und spar dir mir irgendwelche Moralpredigten abzuhalten über ungesunde Lebensweise, Kalorien oder dergleichen!"

RK beließ es also dabei und dackelte davon, um besagten Kaffee zu holen. Aus dem Augenwinkel sah Gavin dem Android nach und schüttelte kurz darauf den Kopf. Sein Blick schweifte über den Schreibtisch, der wie üblich nicht der ordentlichste war. Akten, Stifte sowie andere Schreibtischutensilien lagen einfach so wahllos herum. Er hatte noch nie viel von Ordentlichkeit gehalten. Er hasste es, wenn Leute zu penibel und empfindlich waren, genauso wie er sterile Gebäude nicht mochte.

Wer ordentlich war, war nur zu faul zum Suchen, wie Gavin stets zu sagen pflegte. Er hatte einfach keinen Nerv dafür, stets darauf zu achten, dass die Stifte feinsäuberlich, am besten nach Farbe und Größe, im Stiftehalter sortiert waren oder, dass der Tacker nach Süden zeigte und bloß nicht Richtung Norden! Manche Menschen hatten dahingehend durchaus einen seltsamen Tick, was Reed noch nie verstanden hatte und auch nie verstehen würde.

„Na, endlich! Hat ja ewig gedauert!", stieß der Detective aus, als RK mit seinem dampfenden Kaffee kam und ihm die Tasse reichte.

Gavin streckte bereits die Hand nach dem Gefäß aus, doch im letzten Moment zog RK900 die Hand nochmal zurück, weswegen der Detective ihn fragend ansah.

„Nur damit Sie es wissen, ich bin nicht Ihr Kaffeeautomat. Ich tue das nur ausnahmsweise als Höflichkeit und kleine Geste, für einen guten Start in unsere Zusammenarbeit", stellte der Android direkt klar.

Gavin winkte erneut lässig ab. „Schon klar, Revolution und Freiheit und so. Ihr seid keine Hausmädchen mehr für die Drecksarbeit."

Er übergab die dampfende Tasse dem Detective, der sie augenblicklich an seine Lippen führte und kurz darauf verärgert zischte. „Fuck! Der ist viel zu heiß! Sagte ich nicht, nicht zu warm und nicht zu kalt?!"

Er fluchte unflätig, da er fast die heiße, braune Brühe über sich ausgeleert hätte und stellte angesäuert das Behältnis auf dem Schreibtisch ab.

„Verzeihung", erwiderte der Android. „Ihre persönlichen Vorlieben sind ebenfalls nicht Teil meiner Grundprogrammierung. Ihre optimale Trinktemperatur fällt also schonmal unter den durchschnittlichen Standartwert von ca. 65 Grad."

„Ja, ja, was auch immer", nuschelte Gavin.

„Ebenfalls notiert habe ich mir, dass Sie ohnehin gerne dazu neigen zu fluchen, verärgert zu sein und mit Beleidigungen um sich werfen. Mir ist bekannt, dass man bei einigen Menschen nicht allzu viel darauf geben soll, da es zwei Arten davon gibt. Die einen, die jene Dinge auch so meinen und die anderen, die eigentlich das gegenteilige von dem was sie sagten ausdrücken wollen. Mit anderen Worten, gern geschehen, Detective Reed."

Gavin hob bedrohlich eine Augenbraue. „Machst du dich über mich lustig oder verhöhnst du mich?"

„Weder noch", versicherte RK. „Es war lediglich eine Feststellung."

Gavin gefiel nicht in welche Richtung das verlief. Er rückte näher mit seinem Schreibtischstuhl an den Tisch und bedachte den Androiden eindringlich.

„Ich dachte du seist mein Partner und nicht hier, um mich und meine Verhaltensweisen zu analysieren. Untersteh dich außerdem das zu tun. Sowas kann ich nämlich schon gar nicht abhaben, Leute, die denken, sie könnten und müssten andere wie offene Bücher lesen oder würden einen besser verstehen als man selbst."

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt